14.08.2020

Dragon Market


Die schwimmende Märkte Vietnams (aber auch anderer asiatischer Staaten) sind fester Bestandteil eines jeden Reiseführers und wahre Touristenmagnete. In einem Brettspiel sind sie mir zwar ehrlich gesagt bislang noch nicht begegnet, aber ich mag Abwechslung, so dass mir ein neues Setting grade recht kommt. Schaut man sich die Packung an, bekommt man schnell den Eindruck, dass es sich um ein Spiel für eher jüngere Menschlein handeln könnte. Das gesamte Design ist durchaus kindgerecht gestaltet – ohne albern zu sein – und sehr nett anzusehen. Das zieht sich auch durch die Komponenten hindurch, die allesamt hochwertig verarbeitet wurden und optisch wirklich einiges herzeigen. Toll! Aber worum geht es denn nun eigentlich bei Dragon Market genau und wie spielt sich das Ganze?


Wir haben ein 10 x 10 Felder großes Spielbrett vor uns, dass bis auf 4 Anlegestellen (= Startpositionen) ausschließlich aus Wasserfeldern besteht. Reihum darf nun jeder Spieler ein Boot auf das Spielbrett setzen, bis alle Boote auf dem Brett verteilt wurden. Auf jedes Boot kommen wiederum 2 Warenarten mit je 2 Plättchen. Im gesamten Spiel gibt es jede Warenart nur ein einziges Mal (mit 2 Plättchen), wobei an dieser Stelle noch niemand weiß, wer welche Waren benötigt. Letztlich kann man es hier also dem Zufall überlassen, welche Waren man auf welches Boot legt. Denn erst jetzt bekommt jeder Spieler eine Auftragskarte, die er offen vor sich ablegt. Auf dieser Karte sind vier Waren abgebildet, die man mit seinem Boten einsammeln muss. Wer alle Waren einer Karte einsammeln konnte, muss zu einem Steg zurück und bekommt einen neuen Auftrag. Wer als erste zwei Aufträge erfüllt hat, gewinnt. Nun bekommt noch jeder Spieler ein paar Münzen, je nachdem, an welcher Position der Spielerreihenfolge er sich befindet. Und dann geht es los.


Wer am Zug ist würfelt mit beiden Würfeln seine Bewegungspunkte aus (das Ergebnis liegt dabei immer zwischen 6 und 8) und darf diese verbrauchen, um mit seinem Boten über die Schiffe zu hüpfen (aber nie über einen Händler oder durchs Wasser), ein Schiff entlang seiner Ausrichtung zu bewegen oder um die Achse des Händlers, der auf dem jeweiligen Boot sitzt, zu drehen. Jedes Feld bzw. jede 90-Grad-Drehung kostet einen Bewegungspunkt. Läuft man mit seinem Boten über Waren, die man benötigt, sammelt man sie direkt ein, selbst dann, wenn ein gegnerischer Bote grade auf dem Warenfeld stehen sollte. Es stellt sich also immer die Frage, ob der Bote zur Ware kommen muss, oder ob das Boot mit der Ware nicht zum Boten kommen kann. Gleichzeitig sollte man aber immer auch die Aufträge der anderen Spieler im Auge behalten, da sie einem schnell einen Strich durch die Rechnung machen können. Reichen die Bewegungspunkte einmal nicht aus, darf man pro Zug maximal zwei Münzen ausgeben, um sich pro Münze einen Bewegungspunkt zusätzlich zu erkaufen. Für nicht verbrauchte Bewegungspunkte erhält man wiederrum Münzen. 


Das war’s auch schon an Regeln und so schnell, wie diese erklärt sind, so leicht lässt sich das Spiel mit allen Altersklassen spielen, auch wenn die kleinsten vielleicht ab und an noch etwas taktische Unterstützung benötigen. Unsere beiden Kids (5 und 10) hatten jedenfalls beide wirklich Spaß mit dem Spiel und wir Eltern ebenso. Insofern haben wir hier ein waschechtes Familienspiel, das auch der Altherrenrunde für einen Absacker dienen kann. Diese wird jedoch direkt mit der beigepackten Variante für Fortgeschrittene beginnen wollen, die in meinen Augen das „eigentlich richtige“ Spiel ist: Hier werden die bestehenden Auftragskarten ausgetauscht gegen solche, die dem jeweiligen Spieler nach dem Erfüllen bestimmte Boni verleihen (z.B. der Bote darf über Händler springen, ein Boot darf durch ein anderes hindurchfahren, etc.). 13 verschiedene Aufträge gibt es und jeder Auftrag bringt einen anderen Bonus. Damit das ganze nicht zu glückslastig wird, erhält jeder Spieler immer dann, wenn er einen Auftrag erhält, zwei Karten, aus denen er sich eine aussuchen kann. Außerdem werden die Aufträge, die noch nicht erfüllt wurden, nicht offen vor die Spieler gelegt, sondern bleiben bis zur Erfüllung geheim. Dies bringt natürlich noch mehr Tiefgang ins Spiel, das hierdurch natürlich trotzdem kein taktisches Schwergewicht wird, aber eben als Absacker oder mit etwas älteren Kids auch in der Familie viele spaßige Spielrunden bringen wird. Zumindest bei uns. Neben dieser Variante kommt das Spiel noch mit einer „Verlängerung“ für 2 und 3 Spieler daher (3 Aufträge müssen erfüllt sein), sowie Regeln für ein Teamspiel 2 gegen 2.


Lange Rede kurzer Sinn: Dragon Market ist schnelle erklärt, schnell gespielt, sieht super aus und macht in allen Altersklassen Spaß. So muss das sein.
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Dragon Market von Marco Teubner
Erschienen bei Piatnik
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 20 Minuten ab 7 Jahren

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Piatnik)