07.12.2020

Cosmic Factory


Der Weltraum…unendliche Weiten…dies sind die Abenteuer eines Brettspielnachmittags mit Cosmic Factory. Einem Spiel, dass völlig unscheinbar daherkommt, recht simple Regeln beinhaltet, für ordentlich Stress am Spieltisch sorgt und trotzdem…aber fangen wir vielleicht mal mit den Komponenten an:

Wem die Verpackung von Cosmic Factory gefällt, wird auch beim Innenleben nicht enttäuscht: Die Komponenten sind allesamt sehr hochwertig verarbeitet und stehen dem Cover in optischer Hinsicht in nichts nach. Der Comiclook zieht sich durch die Einzelteile und wirkt immer sehr passend, nie aufgesetzt und auch nie albern.

Jeder Spieler bekommt eine Punkteleiste und 4 unterschiedliche Punktemarker: blau, grün, rot und einen Stern. Ziel ist es, am Ende von 5 Runden die meisten Punkte zu haben. Dabei zählt jedoch nur die Position des Sterns, sowie des schlechtesten der drei anderen Marker. Ergo sollte man immer drauf achten, alle Marker einigermaßen gleichmäßig zu bewegen. Klingt einfach in der Theorie, ist aber in der Praxis dann doch recht stressig (und, soviel schonmal vorweg: auch sehr spaßig!). Aber dazu gleich mehr, denn erstmal muss ja geklärt werden, wie man Punkte bekommt.


Reihum zieht jeder Spieler 9 Karten aus einem Säckchen (das, soviel Kritik sei angebracht, für die Anzahl und Größe der vorhandenen Plättchen eigentlich zu klein ist) und schaut sich diese an. Nun folgen zwei Draftingrunden: 3 behalten, Rest weitergeben, wieder 3 behalten, Rest weitergeben. Je nach Runde verläuft das Drafting zudem in eine andere Richtung. 

Und nun geht’s los: Die 60sekündige(!) Sanduhr wird gedreht und jeder hat Zeit, aus seinen 9 Plättchen ein 3x3 großes Universum zu erschaffen. Auf den Plättchen sind grüne, blaue und rote Planeten und Zonen sowie Asteroidengürtel abgebildet. Ziel ist es, innerhalb der 60 Sekunden möglichst alle Planeten und Zonen der gleichen Farbe so zueinander zu legen, dass sie zueinader benachbart sind und nicht durch Asteroidengürtel unterbrochen werden. Ebenso sollte es aber einen möglichst langen Asteroidengürtel geben. Alles klar? Sprich: wir puzzeln unter extremem Zeitdruck eine eigentlich unlösbare Aufgabe. Ohne den Zeitfaktor beim Legen wäre das Spiel allerdings nicht halb so witzig, hier wurde also alles richtig gemacht.


Bis hierhin ist also schonmal klar: Bereits beim Drafting sollte man sich eine Planetenfarbe raussuchen, die man in dieser Runde präferiert. Gleichzeitig sollte man sich vorstellen können, wie die behaltenen Plättchen zusammenpassen und wie sich der Asteroidengürtel durch das eigene Universum zieht. Fieserweise sind aber grüne Planeten deutlich häufiger als blaue und die nochmal häufiger als rote. Also: nichts leichter als das? Denkste. 

Aber zurück zum Spielgeschehen: Ist die Zeit rum, wird gewertet. Wurde jemand nicht fertig, werden die übrigen Teile zufällig in seinem Kosmos platziert. Nun wird geschaut, wie viele Planeten der gleichen Farbe jeweils zusammenhängen und wie lang der persönliche längste Asteroidengürtel ist. Für jede Farbe bzw. den Gürtel gibt es anschließend gestaffelte Punkte.


Und damit das Ganze nicht langweilig wird, darf innerhalb der 60 Sekunden Legefrist noch darauf gewettet werden, dass man die meisten zusammenhängenden grünen, blauen oder roten Planeten hat. Gewinnt man diese Wetter, gibt es Extrapunkte, ansonsten werden Strafpunkte abgezogen.

Hinzu kommt dann noch (jaha, das war noch längst nicht alles!), dass in jeder Runde mittels der (wortwörtlichen) Chaoskarten noch Sonderregeln gelten: Dann baut man in dieser Runde eben keinen 3x3-Kosmos, sondern vielleicht einen 1x9-Kosmos oder isolierte Planeten bringen Sonderpunkte oder beim Asteroidengürtel zählen auch die Abzweigungen, und und und. Insgesamt gibt es 20 dieser Karten, die für ordentliches Chaos (vor allem im Kopf!) sorgen. Gleichzeitig dienen die Karten auch als Rundenzählen, denn von den 20 Karten kommen pro Partie genau 5 verdeckt auf den Tisch und jede Runde wird eine umgedreht. Zum leichteren Einstieg mit den Kids kann man diese Karten anfangs auch weglassen. Wir haben das getan (was zum Einstieg wirklich sinnvoll für unsere jüngeren Mitspieler*innen war)….und einen Rundenzähler schmerzlich vermisst (zumal das Drafting in jeder Runde in eine andere Richtung geht). Also: Karten immer auf den Tisch und beim Einstieg einfach nicht lesen, und dann passt das alles.


Unterm Strich ist Cosmic Factory ein wirklich extrem spaßiges, wenn – oder grade weil – auch stressiges Familienspiel, das schnell erklärt ist und schnell gespielt ist. Auf der Packung steht eine Spielzeit von 30 Minuten und ein Mindestalter von 10. Beides passt sehr gut. Noch jüngere Mitspielerinnen dürften durch die taktischen Überlegungen beim Drafting und die straffe Zeitvorgabe etwas überfordert sein. Ansonsten hatten wir aber quer durch alle Altersklassen wirklich viel Spaß mit der kosmischen Fabrik!

Und jetzt nochmal was ganz anderes, das man einfach erwähnen muss und an dem sich andere Spieleverlage eine riesengroße Scheibe abschneiden sollten: Es sind zwar nur 20 Karten im Spiel, aber diese kommen in einer schön bedruckten, wiederverwendbaren Pappschachtel daher. Hier fliegt nix in der Box herum. Top!
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Comic Factory von Kane Klenko
Erschienen bei Board Game Circus
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 20 Minuten ab 10 Jahren

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Board Game Circus)