12.02.2021

Anno 1800


Für Schnaps braucht man Kartoffeln, für Arbeitskleidung eine Weberei und durch Expeditionen werden wertvolle Ressourcen aus der neuen Welt zur Heimatinsel verfrachtet – ein waschechter Anno-Kenner weiß das. Und nun wurde der preisgekrönte PC-Hit Anno 1800 von Ubisoft dank Martin Wallace und dem Kosmos-Verlag den analogen Spielefans zugänglich gemacht. Inwiefern sich das Spielgefühl zwischen dem analogen und digitalen Industrialisierungsspektakel unterscheidet und ob das fröhliche Ressourcenherstellen und -ausgeben in Zukunft auch die Brettspielkenner unter euch glücklich machen wird, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen. Da hast du dir aber viel vorgenommen! Ja schon, aber ich möchte dem Leser natürlich auch was bieten, ihn oder sie mit dem Spiel vertraut machen und meine Meinung zum Spiel teilen. Dann labere nicht so viel, sondern leg los! Man…man…man…. Okay, okay… Los geht’s! 


Material 

Am Material gibt es wahrlich nichts auszusetzen. In der sehr hübsch und stimmungsvoll illustrierten Box findet man neben einem Hauptspielplan, auf dem die insgesamt 120 Bauplättchen und 144 Bevölkerungs-, Expeditions- sowie Auftragskarten kategorisch platziert werden, für jeden Spieler noch eine Heimatinsel mit bereits aufgedruckten Industrien, Schiffen und Bauplätzen für weitere Industrien; 20 weitere Inseltableaus zum Anbauen an die eigene Heimatinsel; 170 Handels-, Erkundungs- und Goldplättchen sowie 1 Startspieler- und ein Feuerwerksplättchen; und schließlich noch 125 Bevölkerungssteine in fünf verschiedenen Farben aus Holz. Du hast die vier Spielhilfen vergessen! Arbeitest du immer so schlampig? Ich war doch noch gar nicht fertig. Aber du hast Recht, die Spielhilfen geben einen Überblick über die Aktionsmöglichkeiten und die zur Verfügung stehenden Industrien. 

Der Hauptspielplan, die Bauplättchen und auch die ganzen Inseltableaus sind aus dicker qualitativ völlig ausreichender Pappe – auch wenn das Pappmaterial für die Heimatinseln etwas dünner ausgefallen ist. Die Karten haben eine gute Standardqualität und das Design ist vor allem was die Bauplättchen betrifft – aber auch sonst – sehr stark vom digitalen Bruder inspiriert und übernimmt einen Großteil der Symbolik, sodass sich Anno-Fans hier schnell zu Hause fühlen werden. Von meiner Seite ein klares – aber nicht überschwängliches – Plus fürs Material. Also, ich find das Material klasse! Ich auch, aber es gibt halt auch Spiele mit noch besserem Material, mehr sag ich doch gar nicht. Na gut, machen wir weiter mit dem Spielablauf! 


Ablauf 

Jeder Spieler beginnt das Spiel mit vier Bauern (grüne Holzwürfel), drei Arbeitern (blaue Holzwürfel) und zwei Handwerkern (rote Holzwürfel) sowie einer Heimatinsel, auf der bereits zehn Startindustrien, eine Werft der Stufe 1, ein Expeditionsschiff sowie zwei Handelsschiffe zur Verfügung stehen. Zudem bekommt jeder Spieler insgesamt 9 Bevölkerungskarten als Startkarten auf die Hand und je nach Spielerreihenfolge noch 0-3 Gold. Und dann kann es losgehen! Was tun wir in Anno 1800?  Blöde Frage – Ressourcen beschaffen natürlich! Und was machen wir mit den Ressourcen? Neue Industrien bauen und unsere Bevölkerung glücklich stimmen! Stellt der immer so dumme Fragen? Naja, auch wenn es etwas verrückt klingen mag, aber es hat sicher nicht jeder Anno-Erfahrungen am PC sammeln dürfen. Also vielleicht doch nochmals ganz vor vorne: 

Ist man am Zug darf man genau eine Aktion ausführen. Am häufigsten wird man als Aktion mithilfe seiner Bauern, Arbeiter, Handwerker, Ingenieure und Investoren Ressourcen produzieren und diese gleich wieder ausgeben, um eine neue Industrie vom Hauptspielplan zu nehmen und auf seiner Heimatinsel zu platzieren. Jedes Industrieplättchen hat genau zwei Produktionsslots in einer bestimmten den verschiedenen Bevölkerungstypen (Bauern, Arbeiter, Handwerker…) zugeordneten Farbe. Für den Bau einer Fleischerei braucht man als Ressourcen beispielsweise Kohle und Schwein, also platziert man einen seiner Bauern auf einen der zwei Produktionsslots der bereits auf der Heimatinsel aufgedruckten Schweinezucht sowie einen Handwerker auf einem der Produktionsslots der eigenen Kohleproduktion – et voilà! Ab sofort lässt sich mithilfe eines Arbeiters – denn die Fleischerei ist ein blaues Plättchen mit zwei blauen Produktionsslots – Wurst herstellen, die wir sicher noch brauchen werden. 


Im ernst? Wofür brauchst du denn bitte Wurst? Ich kann dir versichern, dass du für keine andere Industrie Wurst benötigen wirst! Stimmt schon, aber die Herstellung von Ressourcen ist nicht nur wichtig für den Bau neuer Industrien, Werften und Schiffe, sondern auch dafür, die Bedürfnisse wichtiger, einflussreicher Spezialisten innerhalb unserer Bevölkerung zu befriedigen. Denn auf den Bevölkerungskarten sind solche Spezialisten aufgedruckt, die jeweils bestimmte Ressourcen wollen, für die man im Gegenzug einerseits mit Siegpunkten und andererseits mit einem einmaligen Vorteils-Effekt belohnt wird. Für die Erfüllung mancher Bevölkerungskarten bekommt man zusätzliches Gold oder zusätzliche Handels- oder Expeditionsplättchen, man wird mit einem weiteren Zug belohnt oder man bekommt weitere Bauern, Arbeiter oder Handwerker dazu. Doch sobald man neue Bevölkerungssteine dazubekommt, zieht man sich entsprechend viele Bevölkerungskarten, die wiederum in zwei Kategorien geteilt sind. Bekommt man einen Bauer oder Arbeiter dazu, bekommt man Bevölkerungskarten, die leichter zu erfüllen sind, und bei Handwerkern, Ingenieuren und Investoren bekommt man solche, die zu Beginn des Spiels unmöglich zu erfüllen sind und erst mit fortschreitender Industrialisierung im weiteren Spielverlauf erfüllbar werden, dafür aber auch mehr Siegpunkte und stärkere Effekte bereithalten. 

Ist ja alles schön und gut mit den Ressourcen, aber du weißt schon, dass es nicht unendlich viele Industrieplättchen gibt, oder? Ja, ja, das wollte ich ja gerade erzählen… Also: Es gibt von jedem Industrieplättchen nur genau zwei Stück, d.h. sobald die beiden Fleischereien gebaut wurden (wobei man von jeder Industrie nur eine besitzen darf), können die restlichen Spieler für diese Partie selbst keine Wurst mehr produzieren. Zum Glück gibt es da die Handelsplättchen auf unseren Handelsschiffen, denn diese erlauben es mir, auch auf Ressourcen zuzugreifen, die meine Mitspieler produzieren. Je nach Farbe des Industrieplättchens gebe ich entweder ein, zwei oder drei Handelsplättchen aus und darf dafür die entsprechende Ressource auf der Heimatinsel des gewählten Spielers produzieren, der dafür jedoch mit Gold aus dem allgemeinen Vorrat belohnt wird. Gold braucht man u.a. übrigens dafür, bereits eingesetzte Bevölkerungssteine zurückzukaufen, um sie wieder für die Produktion von Ressourcen verwenden zu können, was als freie Aktion „Schichtende“ genannt wird. 


Doch es gibt natürlich noch mehr! Erzähl schon und fasse dich um Himmels Willen etwas kürzer… das hält doch keiner aus! Vielen Dank für das Feedback… ich werde mich bemühen. Abgesehen vom Produzieren von Ressourcen zum Ausbau der eigenen Industrien und dem Ausspielen und Aktivieren von Bevölkerungskarten, darf man als Aktion noch Handkarten gegen neue Karten austauschen, gegen teils recht hohe Kosten neue Bevölkerungssteine kaufen, eigene Bevölkerungssteine bis zu drei Mal auf die nächsthöhere Stufe (z.B. Bauer  Arbeiter) aufwerten, oder mit Expeditionsplättchen auf unseren Expeditionsschiffen die alte oder neue Welt erkunden. Die Kosten für das Erkunden werden von Mal zu Mal größer, doch diese Aktion ist unerlässlich. Denn das Entdecken der alten Welt gibt uns ein weitere Inseltableaus mit jeweils vier neuen Bauplätzen zu Land, zwei neuen Bauplätzen zu Wasser und einem bereits aufgedruckten Bonus, den wir sofort erhalten (z.B. eine weitere Industrie oder neue Bevölkerungssteine). Durch das Entdecken der neuen Welt erhalten wir wiederum Zugriff auf seltene Handelswaren, auf die auch nur wir Zugriff haben und die wir nicht durch unsere Bevölkerungssteine, sondern durch Handelsplättchen „produzieren“ können. Außerdem bekommen wir einen neuen Typ an Bevölkerungskarten bei der Erkundung der neuen Welt, die ebenfalls recht viele Punkte und neue Effekte beim erfolgreichen Aktivieren bringen. 

Und kann man in seinem Zug wirklich nichts mehr machen, weil beispielsweise alle Handels- und Expeditionsplättchen ausgegeben sowie alle Bevölkerungssteine eingesetzt wurden, bleibt einem nichts anderes übrig als ein Stadtfest zu feiern, wodurch alle eigenen Bevölkerungssteine wieder von den Industrien auf den Bereich der verfügbaren Steine gelegt und alle Schiffe wieder mit der entsprechenden Anzahl an Handels- und Expeditionsplättchen versehen werden. In diesem Zug kann man dann zwar nichts weiter machen, aber dafür hat man für die kommenden Züge wieder alle Bauern, Arbeiter, Handwerker, Ingenieure, Investoren sowie alle Handels- und Expeditionsplättchen zur Verfügung. 


Und das war für dich eine „kurze“ Beschreibung des Spielablaufs!? Naja, eigentlich bin ich noch nicht ganz fertig… Denn ihr müsst ja noch wissen wie das Spiel endet und wie man dann die Partie gewinnt. Das Spielende wird ausgelöst, sobald der erste Spieler keine Handkarten mehr besitzt, was aber natürlich eine Weile dauern kann, da man die schwierigeren Bevölkerungskarten zu Beginn des Spiels eh nicht erfüllen kann, man mit jedem neuen Bevölkerungsstein auch eine neue Handkarte dazubekommt und diese nur loswerden kann, indem man die Bedürfnisse der darauf abgebildeten Person erfüllt. Allerdings erlauben es manche erfolgreich aktivierte Karten als Vorteils-Effekt, zwei beliebige Handkarten zurück unter den allgemeinen Nachziehstapel zu legen, sodass eine Partie am Ende dann doch recht plötzlich zu Ende gehen kann. 

Dann wird bei der Schlusswertung geschaut, wie viele Punkte man durch ausgespielte Bevölkerungskarten bekommt; welche Auftragskarten ausliegen, die wiederum von Spielbeginn an zeigen, wofür es in dieser Partie Extrapunkte gibt (z.B. für den Bau bestimmter Industrien oder die meiste Anzahl an Handelsplättchen etc.); wie viel Gold die Spieler noch besitzen, da es für je drei Gold einen Siegpunkt gibt; und inwiefern die Expeditionskarten, die man sich im Laufe des Spiels mit Expeditionsplättchen (neben Erkundungsaktionen) kaufen kann, erfüllt wurden. Für letzteres kommen die eigenen Bevölkerungssteine ins Spiel, denn auf jeder Expeditionskarte sind zwei Slots für Bevölkerungssteine einer bestimmten Farbe. Für rote Slots, die ich mit meinen roten Bevölkerungssteinen füllen kann, gibt es einen Siegpunkt, für lila Slots zwei und für türkisene sogar drei Extra-Siegpunkte. Außerdem bekommt der Spieler, der das Spielende ausgelöst hat, das Feuerwerksplättchen, das ebenfalls sieben Siegpunkte wert ist. War’s das jetzt? Ja, ja…. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt! 


Fazit 

So, jetzt fange ich mal an. Anno rockt! Mal keine Meckerei von dir? So kann es gerne weitergehen. Und ich gebe dir Recht, Anno 1800 macht wirklich Laune! Doch schauen wir uns doch nochmals die eingangs gestellten Fragen nacheinander an. Ja, ja, … der Unterschied zwischen dem Computerspiel und dem Brettspiel… erzähl schon. Ganz genau, fangen wir damit an. Anno-Fans werden sich aufgrund der Optik und der verwendeten Symbole schnell zu Hause fühlen. Allerdings dürfen sie nicht den Fehler machen, dasselbe oder auch nur ein ähnliches Spielgefühl wie das in der PC-Version zu erwarten. Denn obwohl man natürlich thematisch sehr viele Dinge beim analogen Spielen tut, die der digitale Anno-Kenner am PC ebenfalls abnicken wird, fühlt sich das Brettspiel aufgrund der doch brettspieltypischen und im Übrigen sehr eleganten Mechaniken am Ende doch ganz anders als das PC-Spiel an. Doch das ist im Grunde nichts Neues und ich finde auch nicht, dass sich Anno am Tisch genauso anfühlen muss wie am Bildschirm, denn sonst hätte ich am Ende dasselbe Spiel ja gleich zwei Mal und keinen Mehrwert. Nichtsdestotrotz kommt eben durch das Design, die allgemeinen Aktionsmöglichkeiten und die kleinen aber feinen Details wie das Feuerwerkplättchen am Ende des Spiels doch ein gewisses Anno-Feeling auf, und ich bin überzeugt davon, dass digitale Anno-Fans nicht nur durch eben jene Details, sondern auch aufgrund des etwas anderen Spielerlebnisses an der Brettspielversion ihre Freude haben werden. 


Ähm… meinst du nicht, die wären etwas überfordert, wenn sie ansonsten keine Brettspiele spielen? Zugegeben, das Spiel kann ganz zu Beginn schon einmal erschlagend wirken, denn man hat einen Spielplan mit 44 verschiedenen Industrien vor sich, von vornherein neun Karten auf der Hand und keinen Plan, was man jetzt tun soll. Doch man findet mehr und mehr ins Spiel hinein und zu Beginn kann man erstmal getrost zwei Handkarten – nämlich die am Anfang unmöglich zu erfüllenden – zur Seite legen und sich voll und ganz auf die restlichen sieben Handkarten konzentrieren. Findet man dieselbe Ressource auf verschiedenen der Karten wieder, kann es ja eventuell Sinn machen, sich mal darum zu kümmern, sich eben jene Ressource zu beschaffen. Vielleicht bekommt man bei einer erfolgreichen Aktivierung der Karte eventuell neue Bevölkerungssteine zusammen mit neuen Karten? Wunderbar, denn vielleicht zeigen die neugezogenen Karten ebenfalls Ressourcen an, die ich bereits auf anderen meiner Handkarten entdeckt habe. Und Schritt für Schritt findet man so in das zu Beginn doch recht (über)fordernde Spiel hinein. 

Und ist man einmal im Flow, baut immer wertvollere Industrien, vielleicht eine Werft der Stufe 2, um stärkere Handels- und Expeditionsschiffe bauen zu können, spielt immer mehr und mehr Bevölkerungskarten erfolgreich aus, und erkundet die alte sowie die neue Welt mit den damit verbundenen Vorteilen, stellt sich sehr schnell ein unglaublich befriedigendes Spielgefühl ein, das bis zum Ende anhält und zu immer neuen Partien motiviert. Trotzdem brauch man wohl ein bisschen Hirnschmalz, meinst du nicht? Doch, doch! Man muss sich hier schon konzentrieren, vor allem in den ersten Partien, denn das Spiel führt unweigerlich zu teils absurden Gedankenketten. Eine Gedankenkette könnte in etwa so ausschauen: 


„Ok, ich brauche für mehrere meiner Bevölkerungskarten einen Pelzmantel. Doch für den brauche ich unter anderem die Nähmaschine. Für die Nähmaschine brauche ich neben Messing und Stahlträgern wiederum einen Ingenieur, doch leider habe ich noch keinen Ingenieur. Um einen Ingenieur zu bekommen könnte ich eine Aufwertungsaktion machen und einen Handwerker in einen Ingenieur ‚verwandeln‘, aber für die Aufwertung brauche ich ein Fenster. Für das Fenster brauche ich wiederum Glas. Und für Glas brauche ich wiederum ein Lagerhaus und Kohle. Klasse! Ich habe beides und kann das Glas herstellen! Aber was hatte ich überhaupt nochmal vor?!“ 

Ja, solche Gedankenketten können schon schlauchen, aber man kann durchaus auch kleinschrittiger vorgehen, und einige Vielspieler werden solche Gedankenketten sicher begrüßen, denn langweilig wird es denen sicher auch nicht. Doch trotz der Vielzahl an Ressourcen und den gerade eben beschriebenen gedanklichen Herausforderungen ist Anno 1800 für mich persönlich als (vielleicht leicht gehobenes) Kennerspiel einzuordnen, denn im Grunde sind die Abläufe insgesamt recht simpel und die Komplexität hält sich insgesamt doch in Grenzen. 

Und jetzt komm langsam mal zum Ende… Auf jeden Fall, aber ein paar Dinge möchte ich noch anmerken. Anno 1800 erfindet nichts neu, setzt Bekanntes aber sehr gekonnt um, sodass ein wirklich tolles Ressourcenmanagementspiel und ein sehr spaßiges Spielerlebnis dabei herauskommt. Am meisten Spaß macht das Spiel für mich in Vollbesetzung, da durch die Begrenzung der Industrieplättchen auf jeweils zwei, der Handel schlichtweg wichtiger ist als mit weniger Spielern. Und genau diese Grundidee gefällt mir ganz besonders an Anno 1800  Manche Industrien baue ich, andere gezielt nicht – oder kann sie gar nicht mehr bauen, weil mir andere Spieler zuvorgekommen sind. Denn mit meinen Handelsplättchen kann ich ja trotzdem auf die Industrien meiner Mitspieler zugreifen. Und dadurch, dass ich vielleicht die ein oder andere Industrie habe, die meine Mitspieler brauchen, versorgen diese mich wiederum mit Gold. Ein sehr gelungenes Spielprinzip! Nichtsdestotrotz macht das Spiel zu dritt und auch zu zweit Spaß, auch wenn ich das Spiel in Vollbesetzung bevorzuge. Darüber hinaus sorgt die Mechanik, mit der das Spielende ausgelöst wird, für ein weiteres strategisches Element und mehr Spannung. Denn das Spiel kann am Ende schneller zu Ende gehen, wie es einem lieb ist. Damit kann man manchen Spielern, die noch 1-2 Züge für ihren Plan gebraucht hätten, durchaus die Suppe versalzen. Außerdem gibt es für denjenigen, der als erstes keine Handkarten mehr hat, sieben Extrapunkte, die auch nicht ganz zu verachten sind. 


Fertig? Fertig! Also, ich wünsche allen viel Spaß mit Anno 1800! Ich auch! 

In a nutshell 

Anno 1800 ist die Brettspieladaption des preisgekrönten PC-Games und erinnert durch das Design und die Symbolik sehr stark an den digitalen großen Bruder. Und obwohl sich Anno-Fans schnell wohl und zurecht finden werden, ist das Spielgefühl doch nicht mit dem PC-Erlebnis zu vergleichen. Doch anders heißt hier nicht schlechter, denn Anno 1800 ist ein sehr gelungenes Ressourcenmanagementspiel auf (gehobenem) Kennerspielniveau, in dem wir auf unserer Heimatinsel mithilfe unserer Bevölkerung verschiedene Industrien bauen, mit diesen neugebauten Industrien Ressourcen produzieren, die wir wiederum brauchen, um neue Industrien zu bauen und wichtige Persönlichkeiten in unserer Bevölkerung zufriedenzustellen. Da es von jeder der 44 verschiedenen Industrien immer nur genau zwei Stück gibt, man jedoch durch Handel auch auf Industrien der Mitspieler zugreifen kann, die dafür jedoch mit Gold entlohnt werden, macht das Spiel in Vollbesetzung am meisten Spaß, lässt sich aber auch zu zweit und dritt sehr gut spielen.
____________________________________________________________________


Anno 1800 von Martin Wallace
Erschienen bei Kosmos
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 120 Minuten ab 12 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Kosmos)