21.04.2021

Evil Corp


Ich hoffe, ich zerstöre niemandes Weltbild, wenn ich euch verrate, dass sich kein Chip im Impfstoff befindet. Und auch hypnotisieren euch eure Handys nicht mittels Radiowellen. Höchstens durch Instagramm oder YouTube, aber das ist eine andere Geschichte. Was wäre aber, wenn diese ganzen großen Konzerne und Imperien am Ende doch alle böse sind? 

Dieses fiktive Szenario spielen wir in Evil Corp – jeder als CEO eines bösen Konzerns. Das verraten wir natürlich niemanden. Aber es steht doch auf der Box?! Ach verdammt aber auch, sei es drum, dann weiß es halt jeder. In einer Art kartengesteuertem Take-That-Spiel hauen sich 2 bis 6 CEO’s gegenseitig auf die Mütze. Gewonnen hat am Ende, wer als erstes seinen bösen Plan umsetzen konnte und dabei von niemandem aufgehalten wurde. 


Schritt für Schritt: So funktioniert Evil Corp

Alles wirkt in Evil Corp etwas anders, irgendwie neu und frisch. Tatsächlich ist es mir etwas schwer gefallen, mich in dieses Spiel einzuarbeiten. Ist man aber einmal drin, geht vieles recht fix. Reihum machen wir unsere Züge, die aus drei Phasen bestehen: 

Einkommen generieren – über die Welt verteilt haben wir kleine Cubes, die Unternehmen repräsentieren und uns Geld generieren. Natürlich direkt im Milliarden-Segment, denn alles andere wäre ja unter unserer Würde. Zudem erhalten wir neue Aktionskarten, die in Evil Corp Opportunity Cards heißen. Alles Möglichkeiten uns zu verbessern oder unsere Gegenspieler zu vernichten. 

Möglichkeiten ausschöpfen – in anderen Spielen würde man Aktionsphase sagen. Hier spielen wir unsere Opportunity Karten und alles kann passieren. Erschließen neuer Gebiete, Übernahme gegnerischer Unternehmen, andere CEO’s zu Zahlungen zwingen, oder einfach Geld klauen. Im Prinzip ist alles zu finden. Das große Ziel sollte jedoch sein, Karten in drei Stufen vor sich auszulegen. Denn durch diese Stufen bauen wir unser Hauptquartier weiter aus und kommen der Verwirklichung unseres bösen Planes einen Schritt näher. 


Weltereignis – es wird eine Karte gezogen und erwürfelt, in welchem Teil der Welt dieses Ereignis zum Tragen kommt. Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um Boni oder Mali das Einkommen dieser Region betreffend. 

Diesen Rhythmus behalten wir bei, bis jemand drei Stufen seines Hauptquartiers beendet hat und seine Weltübernahme einläutet. Dafür dreht er seine Spielerkarte um, zahlt 9 Mrd. und alle anderen haben nun einmalig die Gelegenheit mit sogenannten Agentenkarten die Übernahme aufzuhalten. Ebenso kann der aktive CEO diese Versuche mit eigenen Agenten blocken. Wird er aufgehalten, wird weitergespielt, kann ihn niemand aufhalten, hat er gewonnen. Das war eine Runde Evil Corp im Schnelldurchlauf. 

Was bleibt?

Evil Corp lässt sich für mich schwer mit irgendetwas vergleichen. Vieles wirkt vertraut, anderes doch so neu. Der Grundgedanke – ich will mehr Geld generieren, um meine HQ-Stufen zu bauen – erinnert vielleicht im Entferntesten an Monopoly. Doch das Element der Karten und das Gegenseitige draufhauen hat schon fast Munchkin-Manier. So verrückt das auch klingen mag, so ist es doch wohl die beste Beschreibung, die mir einfällt. Und im Prinzip trifft es das auch: Diese Mischung aus Wohlstand anhäufen, aber immer auch dem Gegenüber richtig eins reinwürgen. Daher spielt sich Evil Corp auch am besten ab vier Leuten, die kein Problem damit haben, dass immer wieder aufeinander rumgehackt wird. Das kann natürlich auch schnell einseitig werden, wenn sich die Sticheleien stets nur gegen einen Einzigen richten. 


Mir hat Evil Corp Spaß gemacht, auch wenn der Einstieg nicht so leicht war. Ein untypischer Aufbau des Regelheftes, also dieses gefaltete A3 Blatt, machen das strukturierte Regelnlernen und vor allem das Nachschlagen wirklich schwer! Abseits der Regel kann ich nur wenig meckern: Spielmaterial ist vollkommen in Ordnung, bietet sogar die ein oder andere Raffinesse, wie einen kleinen Spalt, in den die Weltereignisse leicht eingeschoben werden. Letztlich noch ein Wort zum Thema: Es wirkt sehr originell und irgendwie ist es das auch, meiner Meinung nach wird es nur überladen. Überall ist die Rede von bösen CEO’s, von ach so bösen Firmen, alles ist böse und das Spiel heißt Evil Corp mit dem Untertitel „Dont be evil“… Ich hab‘s verstanden, worum es geht!!!

Wer sollte nun ach so böse sein?

Evil Corp ist nicht wirklich schwer, so ließe es sich es sich bestimmt auch mit Einsteigern spielen. Als Familienspiel würde ich es dennoch nicht bezeichnen, wogegen das Thema und im deutschsprachigen Raum die Sprache des Spieles sprechen. Auch für Kenner dürfte es hier einiges zu entdecken geben, wohl aber ist und bleibt Evil Corp sehr von den Mitspielern abhängig. Denn ein wesentliches Element ist das gegenseitige Stechen und Hauen und darauf muss man wirklich stehen.
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Evil Corp von Alfie Dennen und Allix Harrison
Erschienen im Eigenverlag
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 60 Minuten ab 13 Jahren
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages