13.06.2021

Silencio


Wortlos wandern wir durch das unbekannte Land. Hell erleuchtete Wesen fliegen über dem Meer und katzenartige, lilafarbene Flammenwesen spielen auf der gelben Wiese. An manchen Orten gibt es mächtige Schreine, die voller mysteriöser Energie zu sein scheinen. Langsam nähern wir uns der Welt von Silencio.

In Silencio von Cesar Gomez Bernadino, das beim Zoch Verlag erschienen ist, ist es unser Ziel gemeinsam, möglichst viele Handkarten abzuspielen, indem wir Bruchstückhafte Erinnerungen der fremden Welt sammeln.


Jeder Spieler versucht, reihum seine Reisekarten an die vier Kleinschreine anzulegen, ohne ein Wort zu sprechen. Die Reisekarten dürfen dabei nur in aufsteigender Zahlenfolge und an die entsprechende Farbe angelegt werden. Folgt der Wert der angelegten Karte, direkt auf die zuvor liegende Karte, wird der dunkle Effekt der angelegten Reisekarte ausgelöst. Ist dies nicht der Fall, dann kann der helle Effekt der Reisekarte genutzt werden. Die Effekte ermöglichen z.B. das Tauschen von Karten, das wieder aufnehmen bereits angelegter Karten oder sie fordern auf, eine bestimmte Kartenfarbe zu spielen oder eine Orakelkarte aufzunehmen. Die Orakelkarten sind 3 offen ausliegende Reisekarten, die immer wieder aufgefüllt werden. Zu jeder Zeit kann ein Spieler einen der 5 Schreine nutzen, um die darauf angegebenen, hellen Effekte auszulösen. Der Schrein wird danach umgedreht und kann nicht mehr verwendet werden. Kann ein Spieler keine Karte ausspielen, muss er passen. Sobald alle Spieler passen oder keiner mehr eine Handkarte hat, endet das Spiel.


Fazit: 

Silencio besticht durch eine farbenfrohe, mystische Welt mit sonderbaren Wesen. Jede Reisekarte ist individuell gestaltet und erzählt eine bildhafte Geschichte der stummen Reise. Die graphische Darstellung ist lebhaft und ansprechend und lädt zum Träumen ein, von kleinen Baumwesen, lilanen Katzentieren, finsteren Teufelsmännchen und schimmernden Quallen. Diese Aufmachung gefällt mir ausgesprochen gut und weckt bei mir viel mehr Spielinteresse, als die vielen Kartenspiele, die nur mit Zahlen bedruckt sind.
Sehr praktisch sind die Übersichtskarten, die die Effekte der Karten kurz zusammenfassen und in helle und dunkle Effekte unterteilen.


Spielerisch haben wir zunächst ein typisches Kartenspiel mit Zahlen, bei dem wir Karten ausspielen und nach farblich passender Zahlenreihe ordnen, wie wir es schon vielfach von anderen Spielen kennen, wie z.B. von 6 nimmt oder Hanabi. Das ganze findet jedoch kooperativ und ohne Verständigung jeglicher Art statt. Also steckt auch ein bisschen The Mind in Silencio  Hinzukommen noch die verschiedenen hellen und dunklen Effekte, die sowohl durch die Reisekarten oder den fünf Schreinen genutzt werden können und die meiner Meinung nach das neudazugewonnene Prinzip dieses Kartenspiels darstellen. 


Der Clou ist es, diese Effekte geschickt auszulösen, um möglichst viele Handkarten ohne gemeinsame Absprache loszuwerden. Beispielsweise ist der dunkle Effekt der grünen Karten sehr gefährlich, da er dazu führt, dass anschließend nur eine grüne Karte gespielt werden darf. Hat keiner eine grüne Karte, müssen alle passen und das Spiel endet. Hat jedoch Jemand eine grüne Karte und diese passt direkt in die Zahlenreihe, löst diese wiederum den dunklen Effekt der grünen Karte aus, wodurch es zu einer vernichtenden Spirale kommen kann. Wenn jedoch zuvor der helle Effekt einer roten Karte ausgelöst wurde, die den nächsten dunklen Effekt verhindert, kann problemlos eine grüne Karte passend in die Reihe angelegt werden. 


So entsteht bei Silencio ein taktisches abwägen, das voraussetzt, dass jeder Spieler gut aufpasst. In unseren Spielrunden fiel das stumm bleiben gerade in den ersten Partien sehr schwierig. Es ist gar nicht so einfach nicht nachvollziehbare Züge wortlos hinzunehmen oder ruhig zu bleiben wenn die Mitspieler eine Zahlenreihe mit einer hohen Karte versperren, anstatt einen Schrein einzusetzen, um dadurch evtl. mehr Möglichkeiten offen zu halten. 

Die Schwierigkeit des Spiels entfaltet sich vor allem im Spiel zu dritt oder zu viert, wenn die Karten auf mehrere Spieler verteilt sind. Das Spiel zu Zweit ist wesentlich einfacher und eignet sich gut zum Einstieg oder beim Spiel mit Jüngeren.
Allem in allem ist Silencio ein schönes Kartenspiel das auf geschickte Weise altbekannte Mechanismen vereint und durch eine bezaubernde Graphik aus der Menge sticht.

Für wen ist Silencio geeignet?

Mit Silencio erhalten Kartenspieler, Familien und Gelegenheitsspieler, ein seichtes, aber taktisches Spiel mit kooperativen Mechanismus und wunderschöner Graphik.
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Silencio von Cesar Gomez Bernardino
Erschienen bei Zoch
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 15 Minuten ab 10 Jahren
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Zoch)