15.06.2021

Space Kraken


Manchmal gibt es so Dinge, die einen sofort hooken. So ging es mir mit dem Titel, den ich heute vorstellen möchte und evtl. das Potential besitzt die Spielewelt weiterzuentwickeln, zumindest wenn man Bock auf (Solo-)PNP-Spielebuch-Dungeon Crawler hat. Ja genau, das klingt wie eine wilde Mischung und das ist es auch. Als ich davon Wind bekam, hab ich sofort unseren Affenvater Andreas losgeschickt mir einen Prototypen zu besorgen und was soll ich sagen, 4 Tage später hatte ich das gute Stück im Briefkasten. Danke hierfür an Andreas natürlich und selbstredend einen fetten Dank an Markus Geiger, dem Autoren dieses Titels. Achso: Space Kraken heißt das gute Ding und läuft aktuell bei Kickstarter. 

Konzipiert als Solo-Spiel, gibt es aber auch die Möglichkeit mit bis zu vier Spielern an diese Sache zu gehen. Und ob es so viel Spaß bringt, wie es vermuten lässt, wollen wir uns mal ein wenig ansehen.


[THEMA & MECHANIK]

Space Kraken bezeichnet sich selbst als Science Fiction Dungeon Crawler, was eventuell etwas irreführend ist, denken die meisten bei “Dungeon Crawler” ja eher an Miniaturen und dergleichen. Vielmehr handelt es sich aber, mehr oder weniger, um ein Spielebuch mit Anleihen aus dem Pen & Paper Bereich. Eine komplette Erklärung würde hier auch den Rahmen sprengen, daher werde ich einige Dinge nur grob anreißen. 

Wie man sich denken kann befinden wir uns in der Zukunft und der Weltraum wurde mittlerweile erobert, auf der Erde hat man derweil eine Krake gezüchtet, welche die Ozeane reinigen sollte, dabei hat sie allerdings auch jede Menge radioaktives Zeug zu sich genommen. Die Welt war leider nicht mehr zu retten, so wurde der Weltraum zum Zufluchtsort für die Menschen, aber auch die Krake konnte dank der radioaktiven Nahrung ins Weltall und treibt dort nun sein Unwesen. 


Wir als Spieler übernehmen die Steuerung eines Raumschiffs, samt Besatzung und erleben nun einige Abenteuer. Das Hauptelement ist hierbei der CGM Line Tracker, ein Cryptic Game Master, welcher uns durch das Spiel leitet. In der Demo-Version gibt es immer vier Stränge zeitgleich, wobei es von jedem Strang vier Startpunkte gibt, aus denen man einen aussucht. Der CGM funktioniert eigentlich ganz simpel und zwar sind das so eine Art Codes, die wiederum auf eine Tabelle verweisen. Durch die Tabelle werden wir wiederum zu verschiedenen Dingen des Spiels geführt. Meistens sind es Ereignisse, die wiederum zu anderen Dingen führen. 

Weiteres wichtiges Bestandteil sind die Entdeckungen der “Dungeons”, welche durch eine Art Pixel-Maps dargestellt wird. Wenn man diese entdeckt, wird vorab die Eigenschaft des Orts ausgewürfelt und dann muss man den Umständen dort entgegen strotzen, sei es durch Quests, Kämpfen, Handeln und dergleichen.


Auch im Weltraum kann es zu Kämpfen kommen, welche durch viele Würfelproben durchgeführt werden. Generell passiert recht viel hier über Würfelproben. Dazwischen können wir wie in einem Rollenspiel unser Raumschiff, sowie unsere Team-Mitglieder entwickeln, ausbauen und erweitern. 

Und so kämpfen wir uns durch die vier Stränge und erleben dabei eine spannende Geschichte, ohne jetzt zu viel zu verraten. Aber Achtung, wenn alle an Bord verstorben sind, endet das Spiel! 

[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]

Nebst des Cryptic Game Masters, welcher uns durch das Spiel führt, ist das Buch ein Highlight für sich, obwohl die Idee so einfach und simpel ist. Alle Rollenspiel-Bestandteile wie Ausstattung des Raumschiffs und die Crew können an der Buchseite ausgeklappt werden, so dass man die Daten immer verfügbar hat, wenn man sich in einem Kampf oder einer Erkundung herumschlägt. Auch die Gegner, die auftauchen, werden auf der gegenüberliegende Seite, ausgeklappt. 
Das funktioniert mehr als gut und so hat somit alle wichtigen Information zur Hand und kann es jederzeit so wieder einklappen und später weiterspielen. Nebst dem Buch braucht man dann nur noch einen Bleistift mit Radiergummi und Würfel (2 W6, 1 D20). 


Die Gestaltung ist ebenfalls sehr schön und absolut stimmig zum Thema. Wirklich tolle Grafiken, allenfalls die Pixel Maps der Dungeons gefallen mir persönlich jetzt nicht so gut. 

Die Anleitung ist in der Mitte des Buchs gedruckt, das ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber ich verstehe den praktischen Hintergrund davon, hin und wieder hätte man es aber schon gern mal getrennt vom Rest in der Hand. Wobei man sagen muss, dass regelintensive Abläufe, wie der Kampf im Weltraum, nochmal über eine gesonderte “Ablauf”-Seite erklärt werden. Für meine Begriffe liest sich die Regel nicht super intuitiv und hat einen eher ungewöhnlichen Aufbau, wo man sich etwas reinfuchsen muss. Aber im großen und ganzen bleiben keine Fragen offen und man kann relativ schnell loszocken. 


[FAZIT]

Space Kraken ist auf jeden Fall speziell in vielerlei Hinsicht. Das Konzept ist neu und stimmig, gerade wenn man Erfahrungen im Bereich Spielebuch und Rollenspiele hat, bekommt man hier mal etwas erfrischendes vorgesetzt. Aber Spieler, die keine Fantasie mitbringen, brauchen eigentlich auch nicht mit einem Titel wie Space Kraken anfangen. Wie bei einem Rollenspiel findet vieles im Kopf statt. Wer dazu keine Gabe hat, der wird beim Anblick der Dungeons eher laut loslachen, als sich in einem Dungeon zu fühlen.

Ich meine das nicht negativ, sondern möchte vielmehr darauf hinweisen, dass es nicht jedermanns Sache ist. Dies gilt im weitesten Sinne auch für die Kämpfe, sei es gegen Aliens oder dergleichen oder im Weltraum. Die Abläufe der Kämpfe sind relativ komplex und würfellastig, wodurch ein wenig die Immersivität verloren gehen kann, wenn ich nicht in der Lage bin, mir das ganze bildlich vorzustellen. 


Auch der CGM Line Tracker macht es einem an mancher Stelle nicht einfach, bei der auch die Anleitung nicht sofort weiterhilft und man manchmal nicht weiß, was man genau jetzt eigentlich machen soll. Zumal es sich komisch anfühlt, wenn die einzige Aktion des Strangs einen weiteren Code aufzuschreiben ist und dann geht es weiter mit dem nächsten Strang. Auch die Kommandos sind stellenweise nicht eindeutig und ich musste etwas recherchieren was man z.B. bei “A+3” jetzt eigentlich machen muss. Das ist schade, aber bei einem so komplexen System sicherlich kein Beinbruch.

Versteht mich also nicht falsch, wenn ich vorweg gerade ein paar Kritikpunkte nenne bzw. heraushebe für wen das Spiel wohl eher nicht geeignet ist. Für mich richtet sich Space Kraken an erfahrene Rollenspieler, welche ein gleichwertiges Solo-Erlebnis erfahren möchten. Klar, eine gemeinsame Runde am Tisch kann es nicht ersetzen, aber es führt einen gut durch die Geschichte(n). Für Einsteiger wird viel abverlangt, was gerade zu Beginn zu Frustmomenten führen kann. Ich bin auch froh, wenn ich hiervon eine deutsche Version in den Händen halten kann, denn diese Art Spiel in Englisch ist schon nochmal anstrengender. 


Natürlich möchte ich auch nicht unterschlagen, dass es eine Mehrspieler-Variante gibt, in der die Mitspieler unterschiedliche Rollen einnehmen können. Diese konnte ich in der kürze der Zeit leider nicht testen, es klingt auf jeden Fall spannend und falls ihr dazu mehr erfahren möchtet, wird ihr dazu sicherlich bei der Kickstarter-Seite des Projekts was dazu finden. 

Space Kraken ist ein tolles Projekt mit vielen tollen Ideen, welches Fans der Genres auf jeden Fall ansehen sollten. Mittlerweile ist das Projekt auch erfolgreich gefundet und wir drücken die Daumen, dass nun im Nachgang alles klappt und die Backer schon bald sich in die Abenteuer stürzen können. 

[FAKTEN-CHECK]

Thema: 5 von 5 (das Spiel tropft natürlich vor Thema, welches wirklich sehr gelungen ist)

Mechanik: 3 von 5 (an manchen Stellen hakelt es noch ein wenig, gerade für Anfänger)

Material: 4 von 5 (das Buch mit den ausklappbaren Teilen ist eine tolle Idee und prima umgesetzt)

Regal-Präsenz: 1 von 5 (verschwindet als Ringbuch quasi, aber Achtung ist nur eine Preview-Copy, das fertige Produkt mag anders aussehen)

Tisch-Präsenz: 4 von 5 (macht schon was her auf dem Tisch)

Anleitung: 3 von 5 (etwas umständlich im Ablauf und in der Platzierung)

Zielgruppe:

Ich lass die üblichen Kategorien weg und sag, dass es sich an Rollenspiel- und Spielebuch-Fans richtet. Und wenn es noch Spieler gibt, die einfach mal was komplett neues erleben möchten und das Thema “Space” sie sofort abholt, die können auch mal ein Blick riskieren.

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Space Kraken von Markus Geiger
Erscheint bei 3DArtlab
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 120 Minuten ab 14 Jahren
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier 3DArtlab)