30.08.2021

Destinies


Ich bin ehrlich, ein großer Fan von Brettspielen die zwangsläufig eine App zum Funktionieren benötigen. Mich stört der Gedanke, dass ich auf ein elektronisches Gerät angewiesen bin, um ein analoges Spiel zu spielen. Dennoch erlebt die Brettspielwelt nun schon seit längerem einen kleinen Wandel in Richtung Digitalisierung. Appbasierte Spiele erfreuen sich wachsender Beliebtheit und bieten computerspielnahe Erfahrungen. Ich habe für die Rezension von Destinies meine Voreingenommenheit abgelegt und mich auf den Dungeoncrawler/Rätsel Mix eingelassen. Ob das Spiel meine Meinung ändern konnte, lest ihr hier.

In Destinies schlüpfen bis zu drei Spieler in die Rolle eines Helden. Dabei hat jeder Held eine eigene Geschichte bzw. ein eigenes Schicksal, welches sich im Verlauf des Spieles nach und nach entfaltet und je nach Leistung des Spielers endet. Obwohl Destinies kooperativ ist und es in jedem Szenario eine übergreifende Story gibt, können und müssen die Spieler ihre eigenen Wege gehen, um am Ende den für sie vorgesehenen Ausgang zu erleben. Die Individualität der Helden spiegelt sich darüber hinaus in individuellen Boni und den Startwerten ihrer Attribute wider, die in die Kategorien Intelligenz, Geschick und Kampf unterteilt sind. Diese Werte bestimmen bei einer Probe, wie viele Würfel verwendet werden dürfen und können sowohl gesteigert als auch verloren werden, sollte eine Probe fehlschlagen. 


In Destinies gibt es auch kein klassisches Spielbrett, da jedes Szenario modular aufgebaut wird und die Weltkarte bzw. der Spielplan sich so aus kleinen Plättchen zusammensetzt. Vor jedem Szenario werden bestimmte Plättchen ausgelegt und zeigen die möglichen Wege, die die Helden begehen können. Manche dieser Plättchen liegen auf der unerforschten Seite, sodass man am Anfang nicht weiß, was einen dort erwartet. Betritt man ein solches Feld, sagt die App, welche Locations es hier zu entdecken gibt und welche NPCs sich hier aufhalten. In typischer Dungeoncrawler Manier gilt es nun die Geheimnisse der Welt zu lüften, Monster zu besiegen und Rätsel zu lösen, um so für das Ende des Szenarios, welches meist in einer epischen Schlacht mündet, gewappnet zu sein. Die App übernimmt dabei die Rolle des Dungeomasters, aber nicht nur das. Dank dem atmosphärischen Soundtrack und der Geräuschkulisse sorgt sie ebenfalls für eine dichte Atmosphäre und erleichtert sowohl den Aufbau des Spiels als auch die Abhandlungen der Spielzüge. Alles, was wir physisch vor uns sehen, sehen wir auch in der App auf dem Smartphone oder Tablet. Möchte man Informationen oder den bisherigen Verlauf erfahren, kann man dies im Logbuch der App tun. 


Ein weiterer Clou sind die QR Codes, die auf allen Karten abgebildet sind. Diese lassen sich einscannen und so erhalten wir Informationen zu Gegenständen, Orten oder Personen, aber auch zu unserem „Schicksal“. Letzteres gibt uns Hinweise zu unserem primären Ziel und lässt uns im Spiel vorankommen, vorausgesetzt wir bestehen die nötigen Proben. Anderenfalls müssen wir aufleveln bzw. Gegenstände kaufen und es immer wieder probieren.

Ich hatte ja mal eine ganze Kolumne darüber geschrieben, warum ich kein Fan von App basierten Brettspielen bin, aber Mann o Mann hat mich Destinies eines Besseren belehrt. Die Atmosphäre beim Spielen war so dicht wie noch nie, dank der Musik und der Dialoge die aus meinem Smartphone ertönten. Auch das Erkunden der Map und der stetige Aufbau dieser, animierten zum Entdecken. Jeder Stein wollte umgedreht, jede Tür aufgebrochen und jedes Rätsel gelöst werden. So eine Immersion habe ich bisher nur in Videospielen erlebt. Der Aufbau eines Szenarios braucht zwar ein wenig Zeit, da man alle Kartenplättchen erst raussuchen muss und die sehr kleinen Miniaturen etwas schwer voneinander zu unterscheiden sind. Das ist aber Meckern auf höchstem Niveau, da die Miniaturen super hübsch sind und die Karte so, im Vergleich zu einem großen Spielbrett, dynamisch bleibt und voller Überraschungen steckt. 


Die treibende Kraft dabei, ist das Levelsystem und der Drang endlich eine schwere Probe zu meistern. Man möchte mächtiger werden und Gegenstände sammeln. Gleichzeitig ist aber auch die Story interessant, da sie mit Twists und einer Ernsthaftigkeit auftrumpft. Das Schicksalssystem geht derweilen total unter, da man früher oder später sowieso alles erkundet hat und den richtigen Weg findet. Das hat mich aber auch überhaupt nicht interessiert, denn dafür war der Rest viel zu gut. Wer ein Spiel sucht, das die düstere Atmosphäre eines alten Diablos mit Elementen aus dem Pen und Paper vereint und dabei immer noch eigenständig und innovativ ist, ist bei Destinies an der richtigen Adresse. Aber auch alle anderen, die Dungeon Crawler oder Rollenspiele mögen, sollten hier einen Blick riskieren. Für mich bisher mein Jahreshighlight.
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Destinies von Michal Golebiowski und Filip Milunski
Erschienen bei Lucky Duck Games
Für 1 bis 3 Spieler in ca. 120 Minuten ab 14 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Lucky Duck Games)
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