23.08.2021

Dice Flick


Dice Flick bringt es als Spielname in jedem Fall auf den Punkt. Nichts und wirklich nichts anderes als Würfel schnipsen machen 2-4 Spieler bei Dice Flick nämlich. In dem flotten, bei Pegasus verlegten Schnipsspiel, macht Spieleautor Rami Garber dabei das Schachtelunterteil zur Spielfläche seines Erstlingswerkes. Über 10 Spielrunden hinweg schnipsen die Spieler Würfel von kleinen am Schachtelrand befestigten Plastikplattformen. 

Diese landen dann in Vertiefungen des Plastikeinsatzes (ein quadratisches 5x5-Raster von Vertiefungen, umgeben von einem „Graben“). Hierbei versuchen die Spieler durch geschicktes Schnipsen Punktwertungen auszulösen. Erzielte Punkte werden auf einem Wertungsblock eingetragen und am Ende gewinnt wer nach 10 Runden die meisten Punkte gemacht hat. Dazu kommt es nach etwa 10-25 Minuten. Zu zweit spielt man etwa 10-15 Minuten. Mit jedem weiteren Mitspieler dauert es etwas länger. Neben der Schachtelunterseite gehören zum Spiel ein Samtbeutel sowie 20 Würfel in 5 Farben.


Am Zug zieht man auf drei Würfel auf und schnippst danach zwei seiner Würfel einen nach dem anderen von den Plattformen. Dabei darf man sich die Schachtel passend zu sich hindrehen. Es sind also keine Verrenkungen oder Herumlaufen um den Tisch nötig.

Beim Schnipsen versuchen wir unsere Würfel so in das Raster zu bugsieren, dass wir damit Wertungen auslösen. Diese entstehen, wenn mindestens drei Würfel einer Farbe (grün, gelb oder blau) orthogonal aneinandergrenzen. Weiße Würfel gelten als Joker und können eine ausgewählte Farbe annehmen. Daneben gibt es noch die pinken Knallerwürfel. Von diesen gibt es nur zwei und sie berechtigen, wenn im Raster landend, in jedem Fall dazu eine Wertung auszulösen. Mit Ihnen wertet man allerdings nicht zusammenhängende Würfel sondern alle Würfel einer Reihe oder Spalte, welche durch den Landungsplatz des Knallerwürfels definiert wird. 


Wichtig beim Werten am Ende des Spielerzuges: Man kann alle Würfel werten, welche Teil von gültigen Würfelkombinationen sind aber jeden Würfel nur ein einziges Mal. Gewertete Würfel gehen zurück in den Beutel, ebenso Würfel welche im Graben oder gar außerhalb des Spielfeldes gelandet sind. Das Werten ist sehr einfach. Punkte gibt es einfach entsprechend der Augenzahl auf der Oberseite der Würfel. Die Knallerwürfel gelten hierbei immer als eine Sechs. 

Als weiteres Spielement kommt noch hinzu, dass in fünf Vertiefungen des Rasters kleine Aufkleber appliziert sind. Drei der Aufkleber stellen Würfel mit dem Augenwert 2 dar, welche als virtuelle Würfel dienen, solange sie nicht durch einen anderen Würfel verdeckt werden. Ein Aufkleber erlaubt es auch den dritten Würfel zu schnipsen, wenn man im Feld des Aufklebers einen Würfel landet. Der letzte Aufkleber ist im zentralen Feld des Rasters platziert. Er verdoppelt den Würfelwert des auf ihm liegenden Würfels. Genau wie die Knallerwürfel darf man einen Würfel in dieser Vertiefung am Spielzugende auf jeden Fall werten. Es braucht dafür keine mindestens drei benachbarten Würfel.

Soweit zum Spielkonzept und dem was wir beim Dice Flick spielen machen. Eine zentrale Frage, welche sich dem aufmerksamen Leser nun sicherlich stellt: Wie beeinflussbar ist das Ganze?


Es gibt vier Elemente, welche das Spiel stark beeinflussen: 
Man erhält die Würfel rein zufällig. Dabei sind Jokerwürfel und Knallerwürfel deutlich wertvoller als alle anderen Würfel. Vor allem Knallerwürfel sind sichere Punkte, sofern sie denn zumindest im Raster landen. 
Die Würfel werden von den Plattformen geschnipst und sollen dann in der richtigen Vertiefung landen. Dies erfordert ein gewisses Maß an manueller Geschicklichkeit. Diese ist meines Ermessens recht flott erlernbar, wobei es doch auch immer wieder spektakulär woanders mit dem Würfel hin geht. 
Es macht einen enormen Unterschied, welche Augenzahl auf der Oberseite eines Würfels ist. 6 Punkte sind einfach etwas ganz anderes als 1 Punkt. Dies ist meiner Einschätzung nach nicht zu beeinflussen. Vielleicht ist es möglich so geschickt darin zu werden, dass man das kann. Ich vermute es gehört aber ähnlich langer Atem dazu wie beim Dart dahin zu kommen sicher Triple-20 treffen zu können. 
Am Zug platziert man selbst zwei Würfel. Hat man zwei gleichfarbige Würfel ist das eine gute Ausgangsposition um selbst werten zu können. Ansonsten ist man arg darauf angewiesen, dass andere Spieler vorgelegt haben und man abstauben kann. Ist dies nicht der Fall kann man im Grunde nur versuchen seine Würfel schlecht für Andere zu platzieren oder gar in den Graben zu Schnipsen. Das fühlt sich sehr spaßbefreit an, ist aber taktisch wahrscheinlich der beste Zug, wenn eigenes Werten eher aussichtslos erscheint. Das Centerfeld erlaubt, wenn getroffen, zwar immer eine Wertung, ist aber auch am schwersten zu belegen. 


Mit diesen vier Elementen im Blick muss ich feststellen, dass das Spielergebnis bei Dice Flick meines Ermessens nur sehr bedingt zu beeinflussen ist. Klar manuell geschickte Spieler haben besser Karten als Grobmotoriker. Das war es meiner Meinung nach aber auch fast schon. Andere Schnipsspiele wie Crokinole, Flick ´em Up!, Ice Cool oder Pitch Car sind da meinem Gefühl nach deutlich beinflussbarer und bieten mehr Spieltiefe.

Zu Gute halten will ich Dice Flick aber, dass es ultraschnell erklärt und gespielt ist. Es ist ein total unkompliziertes Familien- oder Absackerspiel, welches sich aus dem Regal ziehen und sofort losspielen lässt. Auch wenn es bei Dice Flick letztendlich um Punkte geht, sehe ich das Ganze eher als kurzweiliger Zeitvertreib, als dass es eine bierernste Punkteschlacht ist.

Es ist eines dieser Spiele, wo die Spielenden an der eigenen Ungeschicklickkeit verzweifeln, über das Glück der Mitspieler fluchen und die ganze Truppe trotzdem gut gelaunt und feixend am Tisch sitzt. Wer das Spiel am Ende gewinnt ist dabei vollkommen wumpe. 


Vom Spielmaterial her kommt Dice Flick solide daher. Box und Schachteleinsatz sind robust und werden lange den Spielern standhalten. Es scheint, dass für die Box bewusst dickere Pappe verwendet wurde. Würfel und Beutel wirken ebenfalls wertig. Für die UVP von knapp 20€ bekommt man hier meiner Einschätzung nach eine angemessene Ausstattung.

Grafiker Christian Fiore hatte mit der Gestaltung des Spiels wohl diesmal im Vergleich zu anderen Aufträgen eher weniger Arbeit gehabt. Im Grunde ist Dice Flick ein abstraktes Spiel und so floss sein Tun diesmal vor allem in die Gestaltung der Außenseiten der Spielschachtel. Dies ist meiner Meinung nach aber auch vollkommen okay. Eine aufgepfropfte Geschichte mitsamt passenden Illustrationen, hätten dem Spiel meiner Ansicht nach keinen Mehrwert gegeben.

Einen Daumen hoch bekommt Dice Flick von mir als kurzweiliges und unkompliziert auf den Tisch zu bringendes Familien-Fun-Game. Erfahreneren Schnipsern würde ich aber eher zu anderen Spielen des Genres raten, welche mehr Einfluss auf den Spielausgang zulassen.

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Dice Flick von Rami Gaber
Erschienen bei Pegasus
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 15 Minuten ab 6 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Pegasus)
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