09.09.2021

Rats to Riches


Schwer liegt er in meiner Hand – der Hammer des Rezensenten. Ich muss ihn nur darnieder schmettern und kann dieses Spiel verbal aufs Übelste verreißen. Doch irgendwie fällt mir das Schwungholen schwer… Etwas in mir hält mich zurück, Rats to Riches dem Erdboden gleich zu schreiben: Dafür war es dann doch irgendwie zu lustig. 

Doch der Reihe nach: Was ist Rats to Riches und was bringt mich hier so aus der Fassung? Es beschreibt sich selbst als Strategiespiel für hinterhältige Ratten. In Runden versucht jeder seinen Reichtum zu vermehren, um somit die erste Ratte mit 100 Mäusen (ich entschuldige mich für diesen Wortwitz) zu sein. Dabei läuft eine Runde jeweils gleich ab: Ist man am Zug erhält man Einkommen. Jeder hat ein Basiseinkommen von 2 und der Reichste mit der goldenen Maus erhält noch 2 mehr. Wer hat, dem wird gegeben. Zusätzlich kann man über grüne Karten Einkommen generieren. Dann kann ich mit Käse, einer zweiten Währung im Spiel, Karten kaufen. Und ich kann Karten ausspielen. Letztlich darf ich noch bis zu drei Käse mit meinem Geld erwerben. Das wars, der Nächste ist an der Reihe. So geht das Spiel, bis jemand die 100 knackt, dann ist es auch schon vorbei. Wer gerade vorn liegt, ist durch die goldene Maus immer zu erkennen. 


Die Karten haben dabei verschiedene Effekte, so kann man, wie bereits erwähnt, sein Einkommen steigern, mit roten Karten anderen Spielern dazwischenfunken oder aber blaue Karten sammeln und dann alle mit einmal für viel Geld verkaufen. Zudem gibt es noch lila Karten, welche permanente Vorteile gewähren. Gegen Ende des Spieles kommen noch graue Karten hinzu, mit denen sich sämtlicher Schund bündeln und verkaufen lässt. Damit wars das auch schon, was es in Rats to Riches zu entdecken gibt. 

Spielerisch ist Rats to Riches schnell erklärt und recht schnell gespielt. Das Sammeln von Geld, macht Spaß! Immer mehr anhäufen und andere ärgern, gefällt mir auch gut. Es war lustig. Wären da nicht diese ganzen Unstimmigkeiten, welche mich so stark an Rats to Riches zweifeln lassen. Gehen wir diese mal durch:


Material: Die Karten sind ok, auch das Spielgeld passt. Was mich stört ist das Spielbrett. Dieses will einmal ganz atypisch daherkommen: es ist die Box selbst. Der untere Karton ist an den Ecken nicht verklebt, sodass man ihn aufklappen kann und damit ein Spielfeld erzeugt. Dieses Spielfeld hat aber spielerisch absolut keinen Mehrwert zu bieten, als dass es nur als Ablagefläche für Karten, Geld und Käse dient. Zudem klappen sich die Ränder immer wieder hoch und es liegt nie ganz flach auf dem Tisch. Idee ist daher interessant, Umsetzung mangelhaft. Als Zweites gilt es noch die Käse-Boxen zu kritisieren. Mal ganz davon abgesehen, dass diese ausschauen, wie schnell mit dem 3-D-Drucker hergestellt, sind sie auch noch zu klein. Warum packt man eigentlich als praktische Ergänzung diese Schälchen rein und dann passt der Käse nicht hinein? Gleiches wie oben: Idee gut – Umsetzung mangelhaft. Es kommt mir ein bisschen vor, als wären diese Ideen nicht nochmal am Produkt getestet worden. 


Altersempfehlung und Aufmachung: Einerseits als Kinderspiel aufgemacht mit einer Altersempfehlung ab 8 Jahren und dann spricht man auf der Boxrückseite von Assets? Auf Deutsch also Vermögenswerte? Wer nutzt ein solches Wort, um ein Kinderspiel zu beschreiben? Allgemein wirkt es so, als wolle man sich nicht ganz festlegen, für welche Zielgruppe man das Spiel erstellen will. Eher Kinder und Familie oder doch etwas mehr. Zudem der Aufmacher als Strategiespiel. Strategisch ist in Rats to Riches rein gar nichts. Hier wird nur auf Glück und Wohlwollen der Mitspieler gespielt, langfristige Planung, wie sie meiner Meinung nach für ein Strategiespiel typisch ist, sucht man hier vergebens. 

Toy oft he Year: Dieser Titel prangert groß auf der Box. Da ich noch nie von diesem Preis gehört hatte, habe ich mich mal auf die Suche begeben. Tatsächlich ist diese Auszeichnung sehr nischig – er wird von Spielzeughändlern in Großbritannien vergeben. Dabei gibt es Gold, Silber und Bronze Medaillen und gefühlt unendlich Kategorien. Einige davon beziehen sich auf Brettspiele und Rats to Riches hat eine gewonnen. In meinen Augen sagt dieser Preis nichts aus, außer dass Spielwarenhändler in Großbritannien dieses Spiel gern verkaufen würden. 

Alles in allem bleibt also ein fader Beigeschmack bei Rats to Riches  Aber um es vollkommen in den Boden zu schreiben, macht es schlicht zu viel Spaß.
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Rats to Riches von Eugene Lim
Erschienen bei Accentuate Games
Für 2 bis 5 Spieler in ca. 30 Minuten ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Accentuate Games)