27.12.2021

Rambazamba


Es gibt hin und wieder spiele, da weiß ich nicht so ganz, wo sie hingehören, und da zweifle ich auch ein wenig dran, ob sie es selbst wissen: Ist es nun ein Kinderspiel oder ein Familienspiel oder will es doch bei den Großen mitmischen? In diese Kategorie fallen ja meistens Titel, die von der Optik her eher ein jüngeres Publikum ansprechen sollen, deren Regeln dann aber nicht dafür taugen, die heimischen Grundschüler zu bespaßen. Rambazamba ist so ein Exemplar…aber fangen wir mal beim Auspacken an:

Wem der Comicstil der Box gefällt, wird auch bei den Karten optisch nichts zu meckern haben, denn der Stil zieht sich durch. „What you see is what you get“ passt hier also. Qualitativ sind die Karten normaler Standard und weder besonders gut noch schlecht. Eben normal. Für einen Preis von rund 10 Euro also vollkommen ok. Mehr ist ohnehin nicht drin und nachdem man den Kartenberg ordentlich gemischt hat, kann es schon losgehen:


Jeder Mitspieler bekommt drei Karten und muss es mit diesen schaffen, in dem eigenen Bauernhof (= der eigenen Auslage) fünf Mal das gleiche Tier liegen zu haben. Von diesen Tieren gibt es vier, nämlich Regenwurm, Huhn, Fuchs und Hund und pro Runde darf man eine Karte ausspielen bzw. wenn man ein Weibchen und ein Männchen hat, darf man auch beide zusammen ausspielen. Die Karten legt man dabei entweder auf seinen Bauernhof oder auf den Bauernhof einer seiner Spielnachbarn. „Wo ist denn da der Sinn? Dann hilft man denen doch beim Gewinnen“ mögt ihr vielleicht nun denken und ja, da ist auch etwas dran, denn die gespielten Karten bleiben bei den Nachbarn liegen. ABER jedes gespielte Huhn frisst zwei Würmer, jeder Fuchs zwei Hühner und jeder Hund vertreibt zwei Füchse. Und spielt mal jemand einen Bauern aus verliert sogar jeder Spieler am Tisch zwei Hunde. Um das Verlieren der Tiere zu verhindern, gibt es Heuhaufenkarten, die man auf eine Reihe Tiere legen kann. Diese sind dann vor Fressfeinden geschützt. Im Gegenzug gibt es aber natürlich auch Mistgabeln, mit denen man eine Karte eines Nachbarn entfernen kann – egal ob Tier oder Heuhaufen.


In Summe ist Rambazamba also ein sehr seichtes, aber hoch interaktives Ärgerspiel, das in eine Erwachsenenrunde nicht so recht rein will. Höchstens als Absacker, denn es macht schon irgendwie Spaß – vor allem in größeren Runden. Trotzdem bleibt es ein reines Glücksspiel ohne große Finessen, so dass es für diese Zielgruppe bessere Absacker gibt. Sei’s drum, allein das Design zeigt ja schon, dass man hier gar nicht auf Vielspieler abzielt, sondern auf das jüngere Publikum. Dann schauen wir uns diese mal an: Oh, Altersempfehlung ab 8 Jahren. Hm. Also doch nicht für die Kleinsten? Jein. Unsere sechsjährige Vorschülerin spielt das Spiel und kommt gut damit zurecht, aber wir mussten ihr die ganze Hackordnung natürlich erstmal in aller Ruhe mehrfach beim Spielen erklären. Kids unter sich bekommen das so sicherlich nicht hin. Also kein Kinderspiel im klassischen Sinne. Teenies dürften damit ebenso wenig etwas anfangen können, dafür ist es wiederum zu anspruchslos. 


Was bleibt also? Klar: Die Familien!? Leider auch nur jein…es sei denn, man hat extrem frustresistente Kinder am Tisch sitzen, die es nicht stört, wenn die Eltern oder Geschwister plötzlich zwei Füchse auf den eigenen Bauernhof legen, obwohl man grade schon vier Hühner ausliegen hatte und das siegbringende fünfte Huhn schon auf der Hand hat. Und sowas kann nicht nur einmal pro Spiel passieren (das dürften die meisten Kids noch abkönnen). Aber welches Kind schafft das schon, wenn sowas gefühlt in jeder Runde oder manchmal sogar zweimal hintereinander (einmal vom linken Nachbarn und einmal vom rechten) passiert? Die wenigsten, glaube ich. Und so ging es auch uns. Grade unsere Kleine war anfangs vom Spiel aufgrund der Optik recht angetan und hatte viel Spaß dabei, uns unsere Bauernhöfe zu torpedieren. Aber als dann ihr Bruder ihren Bauernhof ins Visier nahm, machte sich schnell Frust breit. Also nahmen wir „großen“ uns zurück, und dann klappte es schon…nur war dann unser Großer irgendwann frustriert, da er nicht gewinnen konnte, ohne eine motzende Schwester vor sich zu haben…

Und so komme ich zu meiner Anfangsfrage zurück: Für wen ist Rambazamba geeignet? Ich würde sagen, für Grundschüler oder untere Mittelstufenschüler unter sich, da man Freunden das Durchkreuzen der eigenen Pläne in diesem Alter meistens nicht ganz so übelnimmt, wie der Familie. Oder für Familien, in denen sich „die Großen“ stark zurückhalten können. Oder vielleicht noch, um das Thema Brett-/Kartenspiele an einem Erwachsenenabend mit Nichtspielern in den Ring zu werfen. Im Kern ist Rambazamba dann ein recht nettes, fluffiges Spiel, dass sich in gut 10 Minuten spielen lässt. Mehr nicht, aber muss es denn immer ein wenig mehr sein?
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Rambazamba von Johannes Schmidauer-König
Erschienen bei Game Factory
Für 2 bis 5 Spieler in ca. 20 Minuten ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Game Factory)
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