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04.02.2022

Sonderermittlung - Flammen im Theater


Mit dem Detektivspiel Sonderermittlung – Flammen im Theater wagt sich ein Escape Room Betreiber auf den Gesellschaftsspielemarkt. The Code Agency betreibt eigentlich Escape Rooms in drei deutschen Großstädten.
Ihre Escape Room Abenteuer sind vielfach prämiert. Folglich stellt sich die Frage ob ihr für daheim ersonnenes Abenteuer ebenso überzeugen kann.
Teilnehmen können daran 1-6 Personen ab 13 Jahren. Benötigt werden außer der Spielschachtel noch ein Internetzugang und mindestens ein Smartphone, welches uns erlaubt im Internet zu surfen und WhatApp zu nutzen.
Ist dies alles gegeben, so kann es losgehen mit einer Sonderermittlung, welche wenigstens etwa 90 Minuten dauern sollte. Im Gegensatz zu einem Escape-Room-Besuch stehen wir aber nicht unter Zeitdruck und können uns unbegrenzt Zeit lassen gemeinsam mit unseren Mitspielern kooperativ den Fall zu lösen.


Über jenen haben wir anfangs noch relativ wenig Vorwissen. Es gab in jedem Fall in einem Kreimhausener Theater einen Brand, in welchen die Schauspielerin Olga Brenning verwickelt war. Alles weitere obliegt uns als Sonderermittlern herauszufinden.
Dafür gilt es als erstes die eigene Telefonnummer auf der Webseite der Code Agency einzugeben und ein Briefingvideo zu schauen. Dahin gelangt man über einen QR-Code auf der Schachtelrückseite oder einen Link auf der Webseite der The Code Agency.
Im Video erfahren wir dann weitere Informationen zum Fall (u.a., dass wir den Tod von Olga Brenning und den dazugehörigen Brand aufzuklären haben) und können sodann auch die Spielschachtel öffnen uns loslegen.

Richtig gelesen. Es geht sofort los. Das Spiel kommt nämlich ohne beiliegende Anleitung oder formale Spielregeln daher. Unser Ziel ist einzig den Täter zu ermitteln und diesen dann auf der Webseite von The Code Agency anzuklicken. Bei einem falschen Klick erscheint ein Text, welcher uns erklärt warum wir falsch liegen. Dann heißt es weiter ermitteln. Haben wir richtig gelegen, so dürfen wir uns eine abschließende Audiodatei zu dem Fall anhören.
Um dahin zu kommen hilft uns die Ermittlungsakte, welche wir in der Spielschachtel finden.


In dieser findet sich ein buntes Konglomerat von Beweismitteln. Unter anderem erhalten wir einen Polizeibericht, eine Zeitung, eine Übersicht des Tatortes, einen Flyer des Theaters, ein Casting Skript, einen angekokelte Notiz, ein Führungszeugnis, Ausdrucke von Sozial Media-Posts und vieles mehr.
Die Designer des Spiels haben sich hier viel Mühe gegeben unterschiedlichstes Beweismaterial zu erstellen, welches uns Hinweise auf den Täter gibt. Außerdem wurde viel Aufwand darauf verwendet dieses möglichst authentisch wirken zu lassen.
So ist die angekokelte Notiz in der Tat ein Stück angebranntes Papier, welches samt einem Beweisstückaufkleber in einem Zip-Beutel daherkommt.


Mit dem Sichten der Beweisakte hat man einige Zeit zu tun. Die Spuren führen in verschiedene Richtungen und wir erfahren, welche neun Personen als Täter in Frage kommen. Der Ermittlungsakte liegt auch ein Poster mit Fotos aller Personen bei sowie ein Ermittlungsbogen. Hier könnte man Informationen zu den Personen wie Namen, Motive, Alibis oder Ähnliches festhalten.
Wie es ein guter Kriminalfall will, kommen freilich alle 9 Personen irgendwie in Verdacht. Wir haben die Beweismittel also gründlich zu studieren und herauszufinden wer ein Alibi hat und welche Motive wohl wirklich zwingend sind.
Doch es bleibt nicht bei der reinen Beweismitteldurchsicht. Das Spiel ist multimedial angelegt und nutzt die aktuellen Möglichkeiten der Technik. So werden wir im Laufe des Spieles diverse Webseiten besuchen, auf welchen wir Hinweise finden, uns Zugang zu einem Email-Account verschaffen, einen Podcast hören, über Whats-App mit einem anderen Ermittler kommunizieren (einem Chat-Bot) und sogar angerufen werden.
Gerade diese Elemente tun einiges für das Spielerlebnis bei Flammen im Theater.


Zum Fall selbst muss ich feststellen, dass er recht gradlinig und meiner Ansicht nach nicht sonderlich schwer ist. Klar, es gibt viele Informationen, Motive und Verdächtige aber die Informationen lassen sich gut zu einem Bild zusammenfügen. Uns gelang dies recht mühelos, ohne Notizen machen zu müssen. Schön ist, dass sich im Lauf des Spiels Beweismittel als falsch herausstellen und man noch einmal überdenken muss ob manch einer dadurch nicht doch verdächtig ist. Ebenso kommen im Laufe des Spieles über einen verschlossenen Umschlag noch weitere Beweismittel hinzu, welche man anfangs nicht hatte.
Um den Fall zu lösen braucht man aber nicht allzu sehr um die Ecke zu denken. Ein aufmerksames Studium der Beweismittel ist vollkommen ausreichend.
Wer also normalerweise Ermittlungen auf dem Schwierigkeitsgrad von bspw. Sherlock Holmes Criminal Cabinet führt, der wird hier ziemlich unterfordert sein.
Weiterhin besteht das Spiel ziemlich ausschließlich aus dem Sichten und Abwägen von Informationen. Das größte Rätsel, welche es zu lösen gilt, ist das Herausfinden eines Emailkonto-Passwortes. Dies sei gesagt, weil man bei einem Spiel von Escape-Room-Machern hier vielleicht anderes erwarten könnte. Dies ist aber nicht der Fall.


Sehr positiv finde ich, dass man das Spielmaterial zum Spielen des Falles nicht zerstören oder andersweitig für die weitere Verwendung unnutzbar machen muss. Man kann das Spiel nach Lösung des Falles also gut an Freunde weiterverschenken.
Falls man beim Spielen doch einmal in eine Sackgasse gerät, so lässt sich zu jedem Beweismittel im Spiel auf der Webseite ein Hinweis und eine Lösung anklicken.
Es ist also sichergestellt, dass jede Spielgruppe frustfrei zur Lösung des Falles gelangen kann.
Eine Wertung, wie man sie von anderen Spielen kennt, gibt es am Ende nicht. Als Belohnung für erfolgreiche Ermittler gibt es ausschließlich die besagte Audiodatei.


Ich kann sagen, dass wir Freude an Sonderermittlung - Flammen im Theater hatten, auch wenn wir nicht bis an die Grenzen gefordert waren um den Fall zu lösen. Es war eine schöne Unterhaltung auf Spielfilmlänge, welche vor allem durch die vielen detailverliebt gestalteten Beweismittel und geschickt eingesetzten multimedialen Mittel gewonnen hat. Natürlich merkt man einem solchen Spiel an, dass für die Videos, Audios sowie Druckerzeugnisse nicht Vollprofis als Schauspieler, Sprecher oder Layouter verpflichtet werden konnten. Doch man merkt auch deutlich das Herzblut, welches in dem Spiel steckt.


Verkauft wird das Spiel von The Code Agency für 23,90€ inkl. Versand. Das ist meines Ermessens sehr günstig für das was man bekommt. In Anbetracht des beiliegenden Materials und der der weiteren Umsetzung des Spiels kann da meiner Vermutung nach keine große Gewinnspanne für The Code Agency drin sein.


Bei einem zweiten Fall wäre ich als Sonderermittler in jedem Fall wieder mit von der Partie. Ein wenig kniffliger dürfte es aber schon sein.


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Sonderermittlung - Flammen im Theater von The Code Agency

Erschienen bei The Code Agency

Für 1 bis 6 Spieler in ca. 90 Minuten ab 13 Jahren


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages