02.04.2022

Rescuing Robin Hood


Wir kauern leise im Gebüsch. Heute ist sogar Alice die Nonne dabei, welche uns mit ihren Gebeten unterstützt und unseren Mut stärkt. Seit einigen Tagen schon haben wir einige Erfolge gegen die Truppen des Sheriffs verzeichnen können, haben die ein oder andere Wachmannschaft umzingelt und konnten unsere Leute retten. Durch die Unterstützung und das Können der Geretteten sollten wir bald in der Lage sein, Robin zu befreien. Wir haben nicht mehr viel Zeit! Doch lasst uns erst einmal auf die vor uns liegende Mission konzentrieren. Fernando, unser reisender Händler, muss um jeden Preis gerettet werden. Auf geht’s!


Eigentlich erzählt diese kurze Geschichte schon alles, worum es in Rescuing Robin Hood geht. Wir führen eine Bande von Dörflern an, welche Tag für Tag weitere Dörfler befreien, um nach vier Tagenstark genug zu sein, Robin Hood aus den Fängen des Sheriffs von Nottingham zu holen. Rescuing Robin Hood ist ein einfacherer, kooperativer Deckbuilder, welcher drei verschiedene Kampfmechaniken vereint. Doch Stück für Stück.


Wir starten mit einer Hand von acht Karten und einem Helden, dessen Fähigkeiten uns immer zur Verfügung stehen. In den Tagen eins und zwei müssen wir die Kämpfe mit diesem Startdeck bestehen, später können wir die geretteten Dörfler in unsere Reihen aufnehmen. Diese bringen bessere Eigenschaften mit, als unsere Startkarten. Wenn wir eine Hand von vier Karten gezogen haben, tragen wir deren Attribute auf den Leisten vor uns ab und erhalten gegebenenfalls noch Marker, welche uns den Kampf erleichtern können. Alles in allem ist bei einer gewissen Planungskomponente doch oft eine gehörige Portion Glück im Spiel, da wir die Wachen meist unerkannt angreifen. Die drei Kampfmechanismen korrespondieren jeweils mit einer anderen Leiste.

Die erste Leiste, sogenannte Witz, ist ein Push-your-Luck-Mechanismus. Man sieht die erste Zahl, kann abschätzen was noch so kommt und kann sich entscheiden, wie lang man weiter geht. Die zweite Leiste, Heimlichkeit, kämpft gegen Wachen, indem man in einer Reihe beliebig viele offene oder verdeckte auswählt, welche man dann schlagen muss. Mit unseren Muskeln letztlich gilt alles oder nichts. Mit diesem Wert muss man gegen alle verbliebenen Wachen auf einmal kämpfen. Dafür wird der Rest dieses Wertes auch immer an den nächsten Spieler weitergegeben, sodass der letzte dann unheimlich viel angesammelt hat, um einen mächtigen Angriff auszuführen. 

Die letzte Zeile, Fröhlichkeit, dient als eine Art Joker. Den Wert hiervon darf man beliebig auf andere Zeilen verteilen.

 

Im Prinzip waren dies schon alle Besonderheiten von Rescuing Robin Hood. Klar, es gibt noch den ein oder anderen Token, ein Gebet, einen Eintopf oder das Ausspähen. Im Wesentlichen kommt aber nichts Neues dazu. Dieses kooperative Zahlengeschubse hört sich erst einmal nicht sonderlich faszinierend an, macht aber tatsächlich Spaß! Die Unwissenheit, ob meine Werte ausreichen oder nicht, bringen Spannung an den Tisch. Es verhält sich hierbei wie bei den vielen klassischen Proben bei FFG- oder Abenteuer-Spielen. Auch ist durch diesen großen Glückaspekt das Alpha-Leader-Problem nicht existent.
Was hingegen wirklich überflüssig ist, sind die verschiedenen „Szenarien“. Ein Spiel wird zu Beginn aus verschiedenen Karten für die verschiedenen Phasen des Spieles zusammengestellt. Diese unterscheiden sich im Wesentlichen ob zwei Dorfbewohner einmal von drei und fünf Wachen oder auf der anderen Karte von jeweils vier Wachen verteidigt werden. Diese Unterschiede bringen zwar etwas Abwechslung, als berauschend würde ich sie aber nicht bezeichnen. 

Dem entgegen stehen wieder andere, sehr liebevolle Elemente des Spieles, wie ein eigenes Charakterbuch. Hier sind zu allen Karten im Spiel (welche wirklich total süße Illustrationen haben) kleine Hintergrundgeschichten aufgeschrieben. Auch ziemlich gut ist das vorhandene Inlay. Alles in allem bin ich zu Rescuing Robin Hood etwas zwiegespalten. Zielgruppenkritisch ist dies ein ausgezeichnetes Spiel für Familien, welche mit ihren Kindern ein seichtes, kooperatives Deckbauspiel suchen. Vor allem das kooperative Element, die Geschichte um Robin Hood und die schöne Gestaltung sprechen dafür. Für mich persönlich bietet es jedoch nicht genug, um weiterhin auf dem Tisch zu landen und bekommt daher nur ⭐⭐ Sterne.



Mein Ratingsystem

⭐ - Dieses Spiel möchte ich nicht wieder spielen. Auch taugt es nicht als Geschenk.

⭐⭐ - Ich würde dieses Spiel wieder spielen, wenn jemand ein Exemplar besitzt und mich zu einer Runde einlädt. Kaufen würde ich es mir aber auf keinen Fall.

⭐⭐⭐ - Ich würde immer mal wieder fragen, ob jemand dieses Spiel mit mir spielt. Auch würde ich mich freuen, wenn mir jemand dieses Spiel schenkt oder tauscht. Aber wirklich eigenes Geld dafür ausgeben, das würde ich nicht.
 
⭐⭐⭐⭐ - Ja, dieses Spiel würde ich kaufen. Wahrscheinlich wird es auch in der Spielesammlung verbleiben. Das Spielen hat mir stets große Freude bereitet.

⭐⭐⭐⭐⭐ - Wahnsinn! Das ist genau die Art von Spiel, die ich liebe! Wenn ich es nicht habe, will ich es unbedingt. Es wird wahrscheinlich für immer im Regal bleiben. Und ich werde regelmäßig Leute zum Spielen auffordern.
(In Anlehnung an die Board or Bust Scale.)
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Rescuing Robin Hood von Bryce Brown
Erschienen bei Castillo Games
Für 1 bis 5 Spieler in ca. 30 bis 60 Minuten ab 10 Jahren
Sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Castillo Games)