31.08.2022

Pax Viking


Spätestens mit Blood Rage ist das Thema “Wikinger” in der Brettspiel-Welt in den Fokus gerutscht und kommt immer mal wieder zu Tage. Egal ob Ameri-Trash, Euro-Game oder simple Kinder- und Kartenspiele, Wikinger kommen immer mal wieder vor. Nun auch bei ION Games, welche bekannt sein sollten durch ihre Pax-Reihe, die wiederum sinnbildlich für “Simulation” von komplexen Themen steht. Nun also Wikinger, welche hier “simuliert” werden sollen, zumindest hat sich das Autor Jon Manker auf die Fahnen geschrieben. Und Madeleine Fjäll hat das ganze grafisch umgesetzt.

Pax Viking ist für 1-6 Spieler geeignet, die mindestens 12 Jahre alt sein sollten und eine Partie kann mit ca. 90 Minuten veranschlagt werden, wobei natürlich gilt, je mehr desto länger.


[THEMA & MECHANIK]

Bei Pax Viking wollen wir zum ersten Monarchen Schwedens werden und übernehmen dabei die Rolle von historischen Persönlichkeiten, die alle mit einmaligen Fähigkeiten daher kommen. Zum Sieger und somit ersten König von Schweden wird man sobald eins von vier offen ausliegenden Zielen erfüllt wurde. Ort des Geschehens ist die komplette europäische Landkarte bis runter zum Bosporus. Die Spieler erhalten einen Startpunkt und müssen sich nun soweit es geht ausbreiten und Einfluss auf die wichtigen Bevölkerungsgruppen ausüben. Das sind bestehende Jarltümer, die Kirche, die schwedische Bevölkerung und die russische Bevölkerung.

Das Herzstück neben des recht großen Area Control Aspekts sind die “Saga Tiles”, runde Karten mit ebenfalls historischen Ereignissen, Orten, Göttern und Personen. Diese erlauben uns im Laufe des Spiels bestimmte Fähigkeiten oder führen einmalige Ereignisse aus, die starken Einfluss nehmen können.

Zu Beginn einer Runde wird zunächst geprüft welcher Spieler jeweils bei den vier Gruppen den größten Einfluss ausübt, dieser Spieler erhält dann nämlich den zu dieser Gruppe gehörenden Spezial-Marker, welcher es ihm wiederum erlaubt, die Spezial-Aktion von dieser Gruppe auszuführen.


Danach wird dann in Spielerreihenfolge die Action-Phase durchgeführt, in der jeder Spieler vier Aktionen wählt und direkt ausführt. Da wäre zum einen “Invest”, wodurch man neue Saga-Tiles erhalten kann. Dann gibt es “Journey”, mit der ich meine Schiffe in die weiten Meere schicke. Spannend hierbei ist, dass die Wikinger ganz hervorragend auch Flüsse verwenden können, so kann man also die Langschiffe auch auf ländliche Gebiete setzen, solang es dort einen Fluss gibt. Die Karte ist in die vier Himmelsrichtungen eingeteilt, was für manche Ziele und Saga Tiles von Bedeutung ist. Mit der Aktion “Play” kann ich Saga-Tiles spielen oder aktivieren. Die Aktion “Activate” benötigt ein aktives Langschiff an einem Ort mit einem Unternehmen. Dieses wird damit nun aktiviert und die jeweilige Aktion ausgelöst. Zu guter Letzt gibt es noch “Parley”, welches wichtig ist um sich auszubreiten. Mit der Aktion Parley wird geprüft ob man an dem jeweiligen Ort die stärkste Kraft ist, ist das der Fall, werden entsprechend Token an diesen Ort platziert und symbolisieren den Einfluss auf die Bevölkerungsgruppen. Sollte es Mitspieler an diesem Ort geben, wird schlicht die Anzahl der Boote verglichen und der schwächere muss sich zurückziehen.

Zu diesen Standardaktionen kommen wie angedeutet noch Spezialaktionen der Bevölkerungsgruppen dazu. Die Russen z.B. erlauben bestimmte Saga-Tiles von Mitspielern zu klauen und somit auch den einhergehenden Einfluss. Oder die Schweden erlauben dir ein Saga-Tile zu ziehen und wenn es ein Ort mit Unternehmen ist, darfst du sofort an diesem Ort ein Langschiff platzieren und es evtl. einnehmen.

Die Endziel-Karten gibt es in verschiedenen Schwierigkeitsgraden und bedeuten zum Teil auch unterschiedliche Spielzeiten, denn je schwerer desto länger wird es dauern. Hier möchte ich euch auch 1-2 Beispiele geben. Ein leichte (Novice) Aufgabe wäre zum Beispiel am Ende einer Runde ALLE eigenen Jarltum-Marker auf der Karte verteilt zu haben. Eine Basis-Aufgabe wäre z.B. in jeder Region einer Himmelsrichtung einen Marker zu haben. Und so ähnlich geht es meistens weiter.

Sollte keines der Ziele erreicht werden und der Saga-Tile-Stapel ist zu Ende, dann endet das Spiel ebenfalls und der Spieler mit den meisten Markern auf der Karte gewinnt, da man so am meisten Einfluss errungen hat.

Als Wikinger wollen wir also viel Reisen, z.T. auch Verbindungen mit nicht schwedischen Wikingern eingehen und Gebiete einnehmen bzw. unseren Einfluss geltend machen.


[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]

Das Material von Pax Viking ist wirklich sehr gelungen und hochwertig. Die Langschiffe sind schick, die runden Saga-Tiles gefallen mir ebenfalls gut. Double-Layer-Board wären sicherlich noch das Sahnehäubchen gewesen, aber es geht auch so ganz gut. Schade nur dass die Aktions-Marker so kleine, fitzelige Plättchen sind.

Das Design würde ich nicht unbedingt als hässlich bezeichnen, sondern zweckmäßig. Die Saga-Tiles wären sicherlich noch ein wenig hübscher und cooler, wenn sie z.T. nicht so überladen mit Symbolen und Schlagwörtern wären. Alles in allem ist es aber ok und dem Genre entsprechend.

Die Anleitung ist dünner und knapper als man vermuten mag. Problematisch ist halt, dass relativ viel über Schlagwörter gehändelt wird, die zwar in der Anleitung nochmal gesammelt dargestellt sind, aber hin und wieder fehlt ein wenig eine ausführliche Information. Anweisungen auf den Saga-Tiles sind dann z.B. sehr knapp formuliert und müssen eigentlich mit der Erklärung von der Anleitung gelesen werden. Gerade zu Beginn ein wenig hakelig, aber man kann sich da dann doch gut reinarbeiten. Dennoch hätte ich lieber eine ausführlichere Anleitung mit Beispielen gesehen.


[FAZIT]

Der Punkt bei der Anleitung deutet schon mal eine Schwäche von Pax Viking an und zwar die Einarbeitung in das Spiel. Hier kommen jede Menge Symbole und Schlagwörter zum Einsatz, was den Einstieg nicht wirklich erleichtert. Zu Beginn wird man sehr viel nachschlagen, nachlesen und prüfen müssen. Dadurch geht dann natürlich der Spielfluss etwas verloren. Was schade ist, denn Pax Viking kann, flüssig gespielt, sehr viel Spaß bringen. Das Einfluss-System, so wie voranschreiten via Meer oder Fluss sind spaßig und taktisch sehr launig. Mit den richtigen Leuten am Tisch kann daraus ein ganz schönes Hauen und Stechen werden, wenn man es mit der Diplomatie nicht ganz so genau nimmt. Auch Bündnisse und dergleichen sind zumindest für einen gewissen Zeitraum möglich, vielleicht sogar ratsam.

Was ich sagen will, hat man die Arbeit in Kauf genommen, wird man mit einem sehr schönen Spiel belohnt, welches das Thema hervorragend rüber bringt und über weite Strecken sehr viel Spaß bringt. Ich für mein Teil würde aber bei den Basic-Zielen bleiben wollen, da es mir sonst schon zu lang dauern würde. Aber zum Glück kann man das hier ja selbst einstellen. Wer also Wikinger-Thema mag und das ganze im Eurogame-Gewand sollte Pax Viking eine Chance geben.

[FAKTEN-CHECK]

Thema: 5 von 5 (bestmöglich eingebunden meiner Meinung nach)
Mechanik: 4 von 5 (Area Control, Einfluss nehmen und Vorteile generieren, wenn man will ordentlich Interaktion - da kommen viele schöne Dinge zusammen)
Material: 4 von 5 (Alles in Ordnung und nur Abzüge in der B-Note)
Regal-Präsenz: 3 von 5 (die Schachtel ist leider schon etwas unspektakulär)
Tisch-Präsenz: 3 von 5 (auch auf dem Tisch, überkommen einem keine Gänsehaut)
Anleitung: 3 von 5 (hätte ausführlich sein können)

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Pax Viking von Jon Manker
Erschienen bei Ion Game Design
Für 1 bis 6 Spieler in ca. 60 bis 90 Minuten ab 12 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Ion Game Design)
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