01.08.2022

Power Failure


Man kann bei Brettspielen ja immer wieder mal ein Trend-Thema feststellen. So erinnere ich mich, dass es vor 2-3 Jahren gefühlt eine Flut an Spielen mit dem Thema “Biene” gegeben hat. Davor war das Thema “Wasser” hoch im Kurs. So langsam entdecke ich einen weiteren Trend. Und zwar “Energie” - nicht nur allgemein in den Nachrichten ein Thema, sondern nun auch in unserer kleinen Brettspiel-Blase. Vor einiger Zeit hatten wir dazu z.B. eine Kickstarter-Preview zu “Terraternity” und heute stelle ich euch das kleine Kartenspiel “Power Failure” vor. Welches eine gewisse Ähnlichkeit zu Terraternity aufweist.

Power Failure ist erschienen im Artana Verlag, bekannt durch z.B “Tesla vs. Edison” oder “On the Origin of Species” und als Autoren werden Tao-Tao Chen, Yen-Lin Chen, Yu-Xuan Su und An-Qi Zheng genannt. Grafisch gestalten durften SY Li, Masha Tace, Will Meadows und Sarah Lafser. Ihr seht schon, ein ziemlich großes Team für ein doch recht kleines Spiel. Es ist für 2-4 Spieler ab 8 Jahren und eine Partie dauert im Schnitt 30-45 Minuten.


[THEMA & MECHANIK]

In Power Failure übernehmen wir mehr oder weniger die Rolle eines Energieunternehmens, die durch den Bau von Kraftwerken aller Art den Energiehunger großer Städte stillen möchten. Aber aufgepasst, dabei entsteht natürlich wieder jede Menge CO², was üble Folgen haben kann.

Zu Beginn einer Runde liegen immer 3 Städte aus, die einen Energiewert vorgeben. Die Karten sind hierbei wirklich toll gestaltet und deuten sogar an um welche Stadt es sich dabei handelt. Des Weiteren liegen so genannte Action-Karten aus, wovon jeder zu Beginn schon fünf auf der Hand hat. Bei diesen Karten kann es sich um Kraftwerke (Kohle, Solar, Atom, etc), Rohstoffe oder Ereignisse handeln.

Ein Spieler an der Reihe hat drei Aktionen zur Verfügung, die mit Hilfe von Holzwürfelchen auf einer Übersichtskarte festgehalten werden. Es stehen zur Auswahl sich eine neue Karte zu nehmen, eine Karte auszuspielen oder ein Kraftwerk zu aktivieren.


Aber Achtung immer wenn man ein Kraftwerk baut oder dieses aktiviert verursacht dies CO² und das bedeutet dass wir schwarze Holz-Blöcke stapeln müssen ohne dass diese umfallen. Habe ich aber durch Bau und Aktivierung der Kraftwerke ausreichend Strom produziert um eine Stadt komplett zu versorgen, darf ich mir die Karte nehmen und erhalte am Spielende entsprechend Punkte. Zum Aktivieren benötigt man hin und wieder aber auch Rohstoffe, die man dann abgeben muss, daher sollte man immer im Auge behalten, welche Karten man sich nimmt.

Natürlich gibt es auch “grüne” Kraftwerke, wie Windkrafträder oder Solar-Anlagen. Die bringen zwar nicht so viele Energiepunkte mit sich, verursachen dafür aber auch kein CO²-Ausstoß.

Apropos CO², sollte der Turm irgendwann so hoch werden, dass er einstürzt, dann ist der laufende Zug sofort beendet (ohne Energie zu erzeugen) und alle Spieler müssen eine Handkarte abgeben.

Das Spiel endet sobald der Vorrat an Stadtkarten so aufgebraucht wurde, dass die Auslage nicht mehr komplett gefüllt werden kann. Der Spieler mit den meisten Punkten durch die Stadtkarten gewinnt das Spiel.


[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]

Das Spiel kommt in einer typischen, ich nenne es mal “Kosmos”-Box daher. Diese ist entsprechend mit einer guten Menge Karten und den CO²- bzw. Aktionswürfeln gefüllt. Die Qualität ist hierbei absolut in Ordnung, wenn auch nicht übermäßig hochwertig. Das Design gefällt mir persönlich sehr gut, ich mag diesen Stil, muss aber nochmals die Stadtkarten hervorheben, die mir richtig gut gefallen. Die Anleitung ist vollkommen in Ordnung und lässt keine Fragen offen.

[FAZIT]

Power Failure ist eigentlich ein recht simples Kartenspiel. Wir nehmen Karten, spielen diese aus und aktivieren sie dann mit Hilfe von anderen Karten. Hin und wieder wird noch ein Ereignis gespielt, welches uns in irgendeiner Weise Vorteile verschafft. Die CO²-Würfel sind recht groß, so dass der Turm recht lange stabil hält, wenn man nicht gerade mit zitternder Hand zugange ist. Bei Bedarf kann man aber auch die Stapelweise anpassen um es ein wenig schwieriger zu machen.

Das Spiel macht nichts falsch, aber dennoch hat es mich nicht wirklich vom Hocker gehauen. Es fühlte sich stellenweise etwas monoton an, da man einfach recht schnell Kraftwerke bauen möchte um langsam aber sicher die Städte zu bedienen, so sehen manche Züge halt immer gleich aus. Mir hätte hier noch ein gewisser Grad an Interaktivität abseits des Turms gefallen, da es so schnell zum solistischen Optimierungsspiel wird.

Das muss aber ja auch kein schlechtes Kriterium sein. Ich persönlich, ihr wisst es langsam, mag Interaktivität zwischen den Spielern, das geht aber nicht jedem so, also mag das sogar ein positiver Aspekt an Power Failure sein. Wie schon erwähnt, macht es auch nicht wirklich viel falsch. Das Spiel kann gerade Optimierungsfans sehr viel Spaß bringen. Das Thema kommt auch gut rüber, wobei ich mir schon eine härtere Bestrafung beim Fall des Turms gewünscht hätte, denn die Handkarten sind jetzt nicht so rar, dass man todtraurig wäre, wenn man davon eine abgegeben muss.

Es bleibt am Ende ein guter Eindruck und ein Spiel dass hin und wieder mal auf den Tisch kommen könnte, gerade zu Beginn eines Spieleabends. Ein Dauerbrenner über Wochen sehe ich hier aber nicht.


[FAKTEN-CHECK]

Thema: 4 von 5 (das Thema kommt schon gut rüber)
Mechanik: 3,5 von 5 (an 1-2 Stellen hätte man noch werkeln können)
Material: 4 von 5 (absolut ok)
Regal-Präsenz: 3,5 von 5 (schick ist schon, aber nicht so dass man sofort danach greifen würde)
Tisch-Präsenz: 3,5 von 5 (das Design gefällt, aber ohne großen WOW-Effekt)
Anleitung: 5 von 5 (keine Beanstandung hier)

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Power Failure von Tao-Tao Chen, Yen-Lin Chen, Yu-Xuan Su & An-Qi Zheng
Erschienen bei Artana
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 45 Minuten ab 8 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Artana)