21.09.2022

Monstersuppe

 

Das Autorenteam Granerud und Pedersen ist extrem eingespielt und hat schon etliche Spiele gemeinsam entwickelt. Zu den renommiertesten gehören dabei wohl Flamme Rouge, Deep Blue und Copenhagen. Ihr Portfolio bewegt sich meist im Bereich der Familien- bis Kennerspiele. Doch auch im Bereich der Kinderspiele waren sie nicht untätig. Panic Mansion dürfte von den Kinderspielen dabei bis dato das bekannteste Spiel sein. Mit Monstersuppe legen die beiden nun ein weiteres Kinderspiel nach und es stellt sich die Frage ob dieses Panic Mansion den Rang ablaufen wird. 

 


Finden wir es heraus und brauen Monstersuppe. In diese gehören - für unseren Gaumen - eher ungewöhnliche Zutaten wie Schleimwürfel, Stinkesocken, Spinnen und manch anderes was uns den Magen verdrehen würde. Für Monster sind die insgesamt zehn eigenwilligen Zutaten sowie die Schleimwürfel jedoch Köstlichkeiten. Vor allem aber sind die Monster hungrig und dementsprechend hat es schnell zu gehen mit dem Kochen der Suppe.

Monstersuppe
ist ein Tastspiel unter Zeitdruck. Wir stehen in Konkurrenz zu den anderen Suppenköch*innen am Tisch und wollen schnell sein. Ausgestattet werden wir alle mit einer Monsteraufstellfigur, einer Pappsuppenschüssel und einem Fühlbeutel, welcher mit einem Satz Zutaten gefüllt ist. Gespielt wird über vier Runden. In jeder Runde werden Zutatenkarten aufgedeckt. Die den Karten entsprechenden Zutaten gilt es dann blitzschnell im Beutel zu ertasten und in den Topf zu werfen. Zieht man falsch, so kommt die Zutat sofort wieder in den Beutel zurück und man sucht weiter. In jeder der Runden steigert sich die Anzahl der zu suchenden Zutaten. Ist in der ersten Runde nur eine Zutat zu finden, so sind es in Runde vier derer auch vier. Sobald jemand von den Mitspielenden alle Zutaten gefunden hat endet eine Runde. Sodann werden Schleimwürfel verteilt. Ein Schleimwürfel pro richtig gefundene Zutat. Die Schleimwürfel bleiben im Topf. Die Zutaten landen nach Rundenende wieder im Beutel. Über den Spielsieg entscheiden nach der vierten Runde die gesammelten Schleimwürfel. Beste*r Koch oder Köchin ist, wem es gelang die meisten davon zu erlangen. Im Idealfall können dies zehn sein.

 Das Spiel richtet sich an 2-4 Spieler*innen ab 5 Jahren. Diese Altersangabe ist meiner Einschätzung nach realistisch. Für Jüngere wäre das Ertasten der Zutaten zumeist noch etwas zu diffizil. Und auch für Erwachsene ist das Ganze nicht ohne Herausforderung. Die Unterschiede der verschiedenen Zutaten sind nicht unbedingt leicht zu erspüren. Gleich mitgeliefert werden dem Spiel noch drei Varianten. Besonders interessant dabei die Handicap-Variante, welche stärkere Spielende dazu verpflichtet jede zweite Runde mit der schwächeren Hand in den Beutel zu greifen. Sehr gut gefällt mir auch die Variante „Achtet auf die Reihenfolge“, bei welcher die Zutaten nur in der Reihenfolge der ausliegenden Zutatenkarten in den Suppentopf geworfen werden dürfen. Diese Variante empfiehlt sich aber eher für Runden mit schon etwas älteren Kindern.

Ein besonderes Highlight des Spieles ist die graphische Gestaltung. Mit Jean-Baptiste Reynaud als Graphiker haben Schmidt Spiele bzw. in der französischen Originalversion Matagot das ganz große Los gezogen. Das Artwork ist in meinen Augen grandios und stimmig. Die Gestaltung von Monstern, Suppenschüsseln, Zutatenkarten und Boxart sind detailverliebt und stets mit einem Augenzwinkern versehen. Es macht Spaß hinzuschauen. Wahrscheinlich auch weil Jean-Baptiste Reynaud eine Prise mehr wagt als normalerweise bei Kinderspielen üblich. So sind die Monster wirklich originell und schrullig und die Darstellungen der Zutaten befördern wirklich das Gefühl, dass man da ein fies ekliges Süppchen kocht.

Die Materialqualität selbst sehe ich leider ein wenig schwankend. Der Spielkarton hat Linen finish und sticht in seiner Gestaltung gegenüber anderen Kinderspielen deutlich heraus. Die Zutaten und Schleimwürfel sind aus Holz, fühlen sich gut an und wirken total ansprechend. Zudem haben auch alle Spielenden ein großes, stabiles Pappaufstellermonster. Das Boxinlay ist als italienische Tischdecke gehalten und in vier Viertel eingeteilt, so dass sich die Spielmaterialien schön für alle Mitspielenden in der Box trennen lassen. Selbst die Suppentöpfe muss man nicht jedes Mal abbauen, sondern kann sie montiert im Spielkarton verwahren. Dies ist auch gut so, denn schon beim ersten Zusammenbau zeigte sich, dass die Konstruktion empfindlich ist. Beim Zusammenstecken der Seiten der Töpfe knickten Teile ab, so dass wir das Ganze mit Tesafilm sichern mussten. Das wird dafür jetzt aber dauerhaft halten. Schöner wäre jedoch natürlich, wenn so ein Behelf nicht nötig wäre. Ähnliches gilt für die Fühlbeutel. Auch hier ist direkt bei der zweiten Partie die Naht eines Beutels eingerissen, so dass wir diese nähen durften. Während das Problem mit den Suppenschüsseln sicherlich die komplette Auflage betrifft und man beim Aufbau dementsprechend Vorsicht walten lassen sollte, bin ich beim Fühlbeutel nicht sicher ob ich einfach ein Montagsexemplar erwischt habe. Der Stoff der Beutel ist eher dünn. Die anderen Beutel halten aber bis jetzt. Abgesehen von diesen beiden Punkten hat das Spiel für ein Kinderspiel jedoch eine sehr hohe Produktionsqualität.

Monstersuppe ist ein Spiel, welches in Sekundenschnelle erklärt ist uns sich rasant spielt. Die Spieldauer ist unabhängig von der Anzahl der Mitspielenden ziemlich gleichbleibend wobei man nach einigen Partien natürlich ein wenig Übung beim Erfühlen der Zutaten gewinnt und dadurch schneller wird. Das Kochen der Monstersuppe macht Laune und Spaß. Mit Sicherheit ist Monstersuppe aber kein Spiel, welches für einen ganzen Spieleabend trägt. Es ist eher etwas für 15-30 Minuten, wenn man 1-2 Partien spielt. Also ein kurzweiliges Spiel für zwischendurch oder eben als Absacker bzw. Einstieg in den Spieleabend. Gut geeignet finde ich es auch als Mittel um spielerisch den Tastsinn zu fördern. Als Förderschullehrer kann ich mir gut vorstellen es dafür zu nutzen, wie es auch sicher in der Ergotherapie gut eingesetzt werden kann. Doch um den Bogen zurück zur Eingangsfrage zu schlagen: Ja, ich glaube Monstersuppe wird Panic Mansion den Rang ablaufen. Ich vermute auch, dass Monstersuppe dieses Jahr einen Platz auf der Nominiertenliste zum Kinderspiel des Jahres erhalten wird. Das Spiel macht wie obenan bereits erwähnt einfach vieles richtig. Neben der tollen graphischen Gestaltung ist das aber vor allem das unglaublich einfache aber trotzdem packende Spielprinzip. Monstersuppe hat bei uns gut gefallen und wir werden sicher noch etliche Male den Suppentopf füllen. Vorfreude weckt das auch auf zukünftige Kinderspiele von Granerud und Pedersen.

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Monstersuppe

Autoren: Asger Harding Granerud und Daniel Skjold Pedersen

Erschienen bei Schmidt Spiele

Für 2-4 Spieler*innen ab 5 Jahren.

Spieldauer etwa 15 Minuten

  

Boardgamegeek-Link

 

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Hier Schmidt Spiele)