08.12.2022

50 Clues - Die Maria-Trilogie

Die Spiele der 50 Clues-Reihe sind laut dem Verlag Game Factory so etwas wie ein „Escape-Room-in-a-box“. Das ist meines Ermessens vielleicht ein wenig hochgegriffen. Doch auch bei den 50 Clues-Spielen des Autors Jeppe Norsker gilt es Rätsel zu lösen. Allerdings beschränken sich die Rätsel hier ausschließlich auf solche, welche sich auf den Spielkarten darstellen lassen. Weiterhin muss man bei 50 Clues natürlich auch keinem Raum entkommen. Vielmehr arbeiten wir uns durch ein Kartendeck von 55 Karten. Diese haben eine schöne Haptik, sind großformatig und teilweise beidseitig für die Rätsel im Einsatz. Mit der vorliegenden Maria-Triologie bespreche ich hier die Titel 4-6 der 50 Clues-Reihe. Die ersten drei Titeln der Reihe (Leopold-Triologie) hatte sich schon mein Kollege Rouven angenommen: https://www.boardgamemonkeys.com/2021/01/50-clues-das-pendel-der-toten.html

Bei den von mir besprochenen Titel handelt es sich um:

  • Tot oder lebendig
  • Rätselhafte Zeichen
  • Hüter des Bösen


Gespielt wird 50 Clues kooperativ und unterstützt durch eine Web-App. Letztere ist im Grunde eine Eingabemaske. Hier gibt man Kombinationen und einzelne Zahlen ein, welche man durch Rätseln und Absuchen der Karten erhält. In der Folge sagt einem die App dann an wie es weitergeht. Im Gegensatz zu manch anderen Rätselspielen bewegt man sich bei 50 Clues sehr linear durch das Kartendeck und die Geschichte. Somit ist die Web-App auch immer dazu in der Lage passgenau Hinweise zu geben, wenn man diese erbittet. Selten wird die App auch dazu genutzt Töne, einen Countdown oder ähnliches für die Rätsel abzuspielen. Der große Vorteil einer browserbasierten App, wie hier bei 50 Clues, ist dass sich das Spiel vollkommen plattformunabhängig spielen lässt. Im Vergleich zu Unlock!-Spielen kommt das Ganze dadurch aber natürlich ein wenig effektarmer daher. Eine bemerkenswerte Designentscheidung, welche in Zusammenhang mit der App steht ist, dass sich das Spiel nur nach Eingabe der Seriennummer der Ausgabe spielen lässt. Hier ist sozusagen eine Sollbruchstelle eingebaut worden. Jedes 50 Clues-Spiel lässt sich nur 30 x spielen. Danach ist Schluss. Für den Privatgebrauch sollte das kein Problem sein, schließlich ist so eine Krimigeschichte auch nur beim ersten Spielen spannend. Und mit 30 möglichen Spielen kann man das Spiel auch danach noch durch den halben Freundeskreis wandern lassen. Wahrscheinlich richtet sich diese Einschränkung vor allem dagegen, dass das Spiel in Ludo- oder Bibliotheken kostenlos verliehen wird. Ein positiver Nebeneffekt dieser Beschränkung: Unterbricht man eine Partie – vielleicht weil die Internetverbindung abbricht – so speichert die Web-App und man kann an der letzten Stelle fortsetzen. Hat man sich dann erfolgreich oder auch mit viel Hilfestellung durch das Kartendeck gearbeitet, bekommt man abschließend von der Web-App eine Prozentzahl angezeigt. In dieser bemisst sich der Spielerfolg. Je weniger Hinweise man genommen und je weniger Fehler man gemacht hat, umso höher die erreichte Prozentzahl.


Ich persönlich habe alle drei Spiele der Maria-Triologie solo gespielt. Das geht mit wenig Platzbedarf. In meinem Fall: Auf dem Sofa flätzend mit den Karten in der Hand oder auf dem Schoß. Dies ist problemlos möglich, weil stets immer nur eine begrenzte Anzahl Karten in Nutzung sind. Spielt man gemeinsam, so bietet sich eher ein Spielen am Tisch an, so dass alle einen guten Blick auf die Karten haben. Laut Empfehlung auf der Packung sind die Spiele für 1-5 Personen geeignet. In Theorie könnte die Runde sogar größer sein. Es gibt ja kein Spielmaterial, welches einzelnen Mitspielenden zugeordnet ist. Limitierend wirkt hier eher die Möglichkeit sich am Rätseln zu beteiligen. Dafür gilt es zum einen die Karten gut sehen zu können, weiterhin muss auch noch genug Rätselspaß für alle Beteiligten abfallen. Sehr positiv ist hierbei die Kartengröße (7x12cm) und auch, dass auf Suchrätsel verzichtet wird bei denen man winzige Details finden muss. Trotzdem würde ich 50 Clues nicht mit mehr als zwei weiteren Mitspieler:innen spielen wollen. Sonst ist einfach zu wenig zu tun und zu viel Hin- und Herreichen der im Spiel befindlichen Karten angesagt.


Die Art der Rätsel, welche einem bei 50 Clues begegnet, sind größtenteils Logik-Rätsel oder Kombinationsrätsel. Letztere erinnern an Point & Click-Adventure. Man hat eine Karte mit einem Gegenstand. Dessen Nummer kombiniert man dann mit der Nummer eines anderen Gegenstandes und erhält im besten Fall ein Ergebnis. Andere Rätsel sind wiederum so aufgebaut, dass man Codes entschlüsseln oder Muster erkennen muss. Wie bereits geschrieben: Das Rätseln verläuft sehr linear. Ein Rätsel nach dem anderen Rätsel. Für bereits gelöste Rätsel gehen die Karten zurück in die Spielschachtel. Dementsprechend ist die Anzahl der Hinweise stets sehr überschaubar und man kommt schnell darauf in welche Richtung es gehen könnte. Die Schwierigkeit der Rätsel würde ich als moderat einordnen. Nicht banal aber auch nicht unbedingt etwas für totale Rätselcracks. Auf die allermeisten Dinge bin ich selbst gekommen. In ganz wenigen Situationen beim Spielen der drei Spiele, hatte ich das Gefühl, dass die Rätsel zu sehr um die Ecke sind und ich ohne zusätzliche Hinweise nicht darauf gekommen wäre. In der Regel war es eher so, dass ich mir dachte: „Jo, das hättest du eigentlich sehen müssen“.

 


Die graphische Gestaltung von 50 Clues finde ich sehr ansprechend. Die Karten sind durchgängig in hellen Grautönen gehalten. Selten mischt sich ein Touch rot ein. Jeppe Norsker zeichnet sich hierfür selbst verantwortlich. Die optische Gestaltung gefällt mir persönlich besser als die Story selbst. Die erste 50 Clues-Triologie hatte den spannenden Twist, dass man mit Maria eine Psychopathin durch die Geschichte begleitete und somit einen interessanten Perspektivwechsel hatte. Bei der hier besprochenen Maria-Triologie nehmen wir nun aber wieder sehr klassisch die Rolle eines Ermittlers ein, welcher dem Treiben von Maria und ihren Anhängern Einhalt gebieten will. Was passiert, ist dann auch recht brutal. Dementsprechend gehe ich mit der Altersempfehlung ab 16 Jahren auch absolut mit. So viel sei gesagt: Die einzelnen Titel gehen auch nicht unbedingt mit Happy End aus - auch nicht Teil 3 der Triologie (Hüter des Bösen). Vielmehr macht das Ende deutlich, dass wohl noch weitere 50 Clues-Spiele in dem Setting kommen werden. Von der Story her hat mich 50 Clues jetzt nicht arg gepackt. Solide aber von der Geschichte her nichts Besonderes. An den Rätseln hatte ich aber wirklich Spaß und mit jedem der Titel einen kurzweiligen Abend. Dazu sollte man vielleicht sagen, dass ich von Unlock! über Exit und Adventures Games (bei den drei Reihen fast alle Titel) bis hin zu vielen kleineren Kartenrätselspielreihen schon so ziemlich alles auf dem Markt gespielt habe. 50 Clues braucht sich hier von den Rätseln her wirklich nicht zu verstecken. Wie gesagt: Nicht unbedingt was für totale Rätsel-Cracks aber doch so, dass man schön was zum Knobeln hat. Gewünscht hätte ich mir, dass der Abschluss der Spiele ein wenig umfassender wäre. Nach dem letzten Rätsel geht es recht knapp zu Ende. Storymäßig würde ich mir da einen ausführlicheren Ausklang wünschen. Weiterhin würde der Spielerfolgsbewertung in % meiner Meinung nach auch eine Bewertungsskala guttun. So kommt man halt mit bspw. 82% raus und hat überhaupt keinen Rahmen zu dem man das in Bezug setzen kann.

 

 

Dies sind aber eher kleinere Verbesserungswünsche. Insgesamt hatte ich Spaß an den drei Titeln der zweiten 50 Clues-Triologie und freue mich auch schon auf kommende Titel der Reihe. Wer an Titeln wie Undo oder Sherlock Freude hat, der wird mit Sicherheit auch an 50 Clues Gefallen finden. Im Vergleich zu Exit oder Unlock! ist 50 Clues sicher einen Deut wenig konventioneller. Vom Setting und der Geschichte her hat 50 Clues aber eine Nische, welche die großen, familienfreundlichen Reihen nicht bzw. nur wenig beackern.



Ein etwas komisches Gefühl hinterlässt bei mir weiterhin die Sollbruchstelle Seriennummer. Wahrscheinlich gibt es wenig Spiele aus dieser Kategorie Spiele, welche überhaupt 30x mal einem Tisch landen. Trotzdem fühlt es sich für mich nicht gut an, dass das Spiel nach 30 Partien unbrauchbar wird, auch wenn das Spielmaterial noch top in Schuss wäre. Höchstwahrscheinlich ist das aber auch eher eine Kopfsache. Bei Exits und vielen Gebrauchsgegenständen nimmt man ja auch in Kauf, dass sie nur einmal oder wenige Male genutzt werden. In dem Sinne kann man wohl darüber hinwegsehen. Unerwähnt möchte ich den Punkt aber nicht lassen.

 



____________________________________________________________________



50 Clues – Die Maria-Triologie

Autor: Jeppe Norsker

Erschienen Game Factory

Für 1-5 Spieler*innen ab 16 Jahren.

Spieldauer etwa 90 Minuten

Boardgamegeek-Link 


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Hier Game Factory)