04.12.2022

Rapido


Schnell, schnell, die Treppe rauf, immer weiter, nie zurück. Schneller! Was? Wie? Überholt? Wie kann das sein? Nix gibt’s! Argh….*Hechel*. Mist….nicht geschafft. Nur dritter geworden. Also auf. Schnell noch eine Runde!

Bei Rapido von Reiner Knizia ist der Name Programm. Es spielt sich schnell. Viel schneller, als die angegebenen 30 Minuten. Aber es füllt trotzdem mehr als die 30 Minuten aus. Denn bei einer Runde bleibt es selten. Im Kern ist es ein völlig simples Würfelspiel, aber es macht echt Spaß.


Oh…gespoilert, sorry. Worum geht es also? Die quadratische kleine Box beinhaltet ein kleines Spielfeld, eine Handvoll Würfel und Holzzylinder samt passenden Pappmarkern und das war’s. Jeder bekommt eine Farbe, stellt sich auf den Start und los geht’s. Wer an der Reihe ist wertet erstmal (aber natürlich nicht in der 1. Runde), würfelt dann und entscheidet sich, wo die Würfel eingesetzt werden. Beginnen wir also beim Würfeln: gut, dazu muss ich nichts sagen. Oder doch? Also: man würfelt seine beiden Würfel und bildet daraus eine zweistellige Zahl. Also eine 6 und eine 1 geben eine 61 (oder wahlweise auch eine 16) oder eine 2 und eine 7 geben eben eine 72 (oder auch eine 27). Und ja, die 7 ist kein Tippfehler. Das schöne: man darf sooft würfeln, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Oder aber man zum zweiten Mal ein X gewürfelt hat. Der erste Wurf mit X ist noch völlig ok, kann genutzt werden (X = 0). Beim zweiten Wurf mit X war der Zug nix und man muss seinen Zylinder für jedes nun sichtbare X ein Feld zurückziehen. Hat man also beim zweiten Wurf mit X zwei Xe gewürfelt, geht es zwei Stufen runter. Würfelt man bei der Würfelei irgendwann ein (1er/2er/3er-)Pasch, darf man entsprechend der Wertigkeit auch ein bis drei Stufen rauflaufen und trotzdem weiterwürfeln.

Ist man mit seinem Ergebnis irgendwann mal zufrieden (und das geht doch recht schnell), platziert man die Würfel in einer Tabelle auf dem Spielplan. Dort sind 0 bis 5 Punkte angegeben. Auf das 0er-Feld dürfen alle. Auf die anderen Felder jeweils nur eine Spielende. Beim Setzen muss ich zudem entscheiden, ob ich nun eine 16 (nie!) oder 61 (immer!) setze. Warum das wichtig ist? Ganz einfach. Setze ich meine Zahl auf einen Punktwert, darf ich alle Würfelpaare mit gleichem oder niedrigerem Wert, die sich oberhalb meines Würfels befinden, rauswerfen. Waren also in meinem Zug die 5 Punkte mit einer 72 belegt und die 4 Punkte mit einer 70, werfe ich sie mit meiner 75 auf der 3 einfach raus. War aber die 5 noch frei, muss ich mir gut überlegen: Kassiere ich 5 Punkte mit der Gefahr, noch rausgeworfen zu werden oder nehme ich nur die 3 Punkte und bremse dafür den auf der 4 mal ordentlich aus?


Aber apropos bremsen: Ist das Rauswerfen denn schlimm? Ja, denn zu Beginn des nächsten Zuges wird gewertet. Ihr erinnert Euch. Bei diesem Werten darf man nämlich so viele Stufen hochlaufen, wie das eigene Würfelpaar angibt. Und wer rausgeworfen wurde, läuft entsprechend gar nicht. Ist das fies? Ja. Macht es Spaß? Oh ja! Aber nicht als Solospiel (dafür gibt es auch ausnahmsweise keine Regeln oder Automata) und nur mit Sonderregeln auch zu zweit. Ab 3 Mitspielenden steigt die richtige Gaudi, die zu sechst wird das Ganze durchaus auch mal völlig unberechenbar. Aber genau dafür ist es gemacht. Es ist einfach ein schnelles, bösartiges Würfel-Zocker-Spielchen für Zwischendurch. Nicht mehr. Voller Entscheidungen. Immer auf die Mütze, ohne Gnade, aber durchaus familientauglich. Aber auch praktisch ohne Downtime. Das Spiel endet, sobald jemand über das Ziel schießt. Diese Person gewinnt sofort und dann ist Ende. Zu dritt kann das schon nach nicht mal 10 Minuten passieren. Zu sechst braucht man natürlich aber schon etwas länger.

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt, denn leider bleibt die Spielregel eine Frage schuldig: Wenn eine Runde durch ist….wer wird denn Startspieler der nächsten Runde? Denn schließlich hat die Person in der Regel das nachsehen, weil sie von allen nachfolgenden Personen rausgeworfen werden kann. Sollte also immer die Person beginnen, die am weitesten vorne ist? Oder geht die Startspielereigenschaft im Uhrzeigersinn reihum, wie auch die normale Zugfolge? Oder fängt immer die Person an, die in der Runde zuvor die meisten Punkte geholt hat? Das erfährt man leider nicht. Wir haben alle der genannten Varianten probiert und fanden letztere am besten. Aber ob das auch die gewollte Version war?


Keine Ahnung. Ist auch eigentlich nicht entscheidend. Denn Spaß macht es immer, in jeder Spielekonstellation und Anzahl (ok, nicht allein).
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Rapido von Reiner Knizia
Erschienen bei Game Factory
Für 2 bis 6 Spielende in 30 Minuten ab 8 Jahren
Boardgamegeek-Link (nicht gelistet)

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Game Factory)
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