Wortassoziationsspiele haben seit Meilensteinen wie Codenames und Just One den Brettspielmarkt geradezu mit immer neuen Titeln überschwemmt – zumindest fühlt es sich für mich so an. Tatsächlich habe ich nichts gegen eine gelegentliche Runde der oben genannten Titel, oder ne Partie So Kleever oder Cross Clues als sehr gelungene Alternativen. Doch die Spiele dieses Genres haben alle eines gemeinsam: sie setzen voraus, dass die Spieler lesen können. Bei Duos haben wir es nicht mit einem Wort- sondern einem Bilderassoziationsspiel zu tun, das dieses Problem umgeht und das Spielen des Spiels ab 5 Jahren ermöglicht. Hier geht es darum, verschiedene ausliegende nahezu symbolisch gehaltene Bilder zu passenden Pärchen zusammenzupacken. Ziel ist es, möglichst viele identische Paare bzw. Duos mit den anderen Spielern zu bilden, ohne sich dabei absprechen zu dürfen. Welches Duo passt besser zusammen: Pfeil und Hammer oder Pfeil und Kerze? Ein Pfeil ist im weitesten Sinne ja auch ein Jagdwerkzeug, doch hat eine ähnlich längliche Form wie eine Kerze… Was werden die anderen wählen? Und welche weiteren Duos soll ich bilden? Genau hier liegt die Spannung bei Duos.
Im Basisspiel, das mir zur Verfügung gestellt wurde, befinden sich insgesamt 116 doppelseitige quadratische Karten, die den Themen „Märchen“ und „Sport“ zuzuordnen sind. Und abgesehen von den Karten, deren Qualität für das, was man mit ihnen tut, völlig ausreicht – denn wir legen sie ja nur in der Mitte aus –, gibt es zudem noch sechs mit Auskerbungen versehene kleine Spielerboards, auf denen man mit den ebenfalls enthaltenen 48 Holzcubes in verschiedenen Farben, die im ausliegenden Raster gewählten Duos markieren kann, wobei solide funktionierende Sichtschirme ein Abgucken verhindern. Also kein Punktabzug fürs Material.
Die Anzahl der Runden, die in Duos gespielt wird, richtet sich nach der Spielerzahl, da jeder Spieler im Laufe der Partie genau zwei Mal zum "Erzähler" ernannt wird. Man punktet in einer Runde, indem man möglichst viele identische Duos mit dem aktuellen Erzähler vorweisen kann. Das Auswählen der Duos findet gleichzeitig hinter den Sichtschirmen statt, indem man je zwei gleichfarbige Holzcubes als ausgewähltes Duo in zwei der Einkerbungen des Playerboards legt, die dem ausliegenden Raster bestehend aus 3x4 Karten entspricht. Der Erzähler selbst bekommt ebenfalls Punkte dafür, dass die anderen Spieler identische Duos mit ihm bzw. ihr haben. War jeder Spieler zwei Mal Erzähler endet die Partie und der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt.
Allerdings gibt es noch eine 2-Personen-Variante, die kooperativ funktioniert. Natürlich gibt es hier keinen Erzähler, sondern es werden exakt neun Runden gespielt. Erzielt man in einer Runde drei oder vier identische Duos, bekommt man einen Punkt, sind es weniger, geht man in dieser Runde leider leer aus. Hinzu kommen jedoch drei kleine Hilfsjoker, die jede Runde erneut genutzt werden können, wobei jeder Spieler nur einen der drei Joker und beide Spieler nie denselben wählen dürfen. Mit diesen Jokern kann man entweder ein Bild im Raster markieren, das man bei der Auswahl seiner Duos auch gewählt hat, oder ein Bild, das man nicht gewählt hat, oder einen Tipp bestehend aus nur einem Wort geben, ohne dabei ein bestimmtes Bild für den Mitspieler zu markieren. Gemeinsam kann man dann auf Highscore-Jagd gehen, indem man in möglichst vielen Runden punktet.
Duos ist regeltechnisch ein sehr simples Spiel, das sich daher schonmal gut für Wenigspieler und vor allem für Familien mit Kindern eignet. Doch simple und zugängliche Regeln machen bekannterweise noch kein gutes Spiel. Meine Erstpartie war sogleich eine Partie zu zweit, also im kooperativen Modus. Wir waren uns im Vorhinein beide einig: das ist doch extrem einfach! Und als das erste Raster gedroppt wurde, wurde unsere Vermutung bestätigt. Hofnarr und Stab, Schwert und Schild, Prinzessin und Krone, Hütte und Brot. Geht es noch eindeutiger? Brauchen wir überhaupt einen Joker in dieser Runde? Na gut, dann nehme ich halt mal den hier und zeige an, dass ich die Krone gewählt habe. Doch dann sehe ich mein gegenüber schlucken und ich ahne ein Fiasko, und das Aufdecken und Vergleichen unserer Paare zeigt, ich hatte Recht – keine einzige Übereinstimmung… uff… Er hatte wohl aufgrund der Form das Schwert und den Stab zusammengepackt und die Prinzessin und den Hofnarren als Schlossbewohner und so weiter… Naja, es ging nicht wirklich besser weiter, aber wir hatten einiges zu lachen, so viel steht fest. Eine weitere Zweier-Partie mit meiner Mutter zeigte jedoch auch, dass man sich schnell aufeinander einspielen kann und im Laufe einer Partie recht sicher punkten kann, da man irgendwann dann doch merkt, dass bspw. Formen das entscheidende gemeinsame Merkmal darstellen. Daher macht es vielleicht weniger Sinn, das Spiel immer wieder mit denselben Personen zu spielen, und unter keinen Umständen sollte man sich vorher absprechen, welche Kriterien man beim Auswählen der Duos hernimmt.
Die Partie, die ich dann unter anderem auch mit Kindern am Tisch, in der Standardvariante – also nicht kooperativ – gespielt habe, hatte trotz allem, vor allem wohl aufgrund der Anwesenheit der Kinder, ein leicht anderes Spielgefühl. Nun stellt man sich nicht über mehrere Runden immer besser auf sein Gegenüber ein, sondern versucht den aktuellen Erzähler, der ständig wechselt, zu lesen, um möglichst viele Übereinstimmungen mit ihm oder ihr zu erzielen. Dadurch wählt man nicht automatisch das Duo, das man selbst als am offensichtlichsten erachtet, sondern jenes, was beispielsweise einem sechsjährigen Schulanfänger assoziationstechnisch so einfallen könnte. Das bringt dann doch nochmals eine erfrischende Note mit sich, wobei eine Runde schon auch stark von den ausliegenden Bildern abhängt. Denn hin und wieder sind Duos einfach für alle am Tisch eindeutig, wie beispielsweise die Königin und das Schloss oder der König und die Krone.
Alles in allem funktioniert das Spiel und macht Spaß, wobei vor allem beim häufigeren Spielen mit derselben Gruppe sicher einmal der Witz des Spiels verloren geht. Es steckt nicht ultimativ viel Spiel in Duos, doch vor allem mit Kindern am Tisch sorgt das Spiel dann doch immer wieder für Emotionen in Form von Momenten des Ärgers, der Erleichterung und des gemeinsamen Lachens. Um für längeren Spielspaß zu sorgen, wären neue Kartenkategorien über Märchen und Sport hinaus natürlich eine gute Idee, doch wüsste ich nicht, ob ich mir angesichts einer richtigen Balance zwischen Spielspaß und Kostenfaktor mehr als nur das Grundspiel zulegen würde. Schade finde ich zudem, dass es keinen kooperativen Modus für mehr als zwei Spieler gibt, denn das Geben von Hinweisen in der kooperativen Variante macht schon Spaß und fällt im Standardspiel vollends weg. Wer also Assoziationsspiele mag und ggf. auch Kinder mit an den Tisch bringen will, der kann gerne mal einen Blick auf Duos werfen. Ich wünsche viel Spaß beim fröhlichen Assoziieren! Und mal ganz im Ernst: Hofnarr und Stab passen doch wohl viel besser zusammen als Hofnarr und Prinzessin, oder?
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Duos von Niclas Gestrin & Markus Tangring
Erschienen bei GRANNA
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 20 Minuten ab 7 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier GRANNA)