02.03.2023

Top Ten

 


Einen viel besseren Start ins Spieleautorendasein kann man gar nicht erwischen. Mit dem Debütwerk Top Ten hat Aurélien Picolet gleich eine Nominierung zum Spiel des Jahres 2022 eingeheimst. Im Endspurt hat es gegen Cascadia nicht ganz gereicht. Ein Achtungserfolg ist die Nominierung aber allemal und hat dem Titel Top Ten bereits viel Aufmerksamkeit beschert. An dieser Stelle möchte ich ein wenig vorgreifen: Meines Ermessens mit allem Recht!



Ich bin wahrlich kein großer Freund von Partyspielen. Ich gehe Ihnen nicht aus dem Weg wie Vampire einer Knolle Knoblauch. Sie kommen bei mir aber eher selten auf den Tisch. Und wenn ich welche spiele, dann bin ich ziemlich wählerisch. Sie sollen schon was können und zu besonderen Spielmomenten führen. Der Großteil der Spiele, welche in diesem Segment angeboten werden, gibt mir dies nicht. Top Ten ist hier in meinen Augen anders und macht echt Laune.





Kern des Spielspaßes sind meiner Einschätzung nach die total einfachen aber fantastisch auf den Punkt gebrachten Spielregeln. Bei Top Ten spielen wir zu viert bis neunt kooperativ gegen das Spiel. Was man tun muss, das ist auf der Schachtelseite in drei Punkten erklärt und damit könnte man auch schon fast loslegen. Ein wenig mehr Details bietet die gut bebilderte vierseitige Spielanleitung aber doch. In knapp drei Minuten ist diese gelesen und dann kann es auch schon starten. Spielprinzip ist, dass durch Karten Themen vorgegeben werden und die Spieler*innen geheime Zahlenkarten (1-10) zugeteilt bekommen. Beginnend mit dem Käpten der Runde müssen die Spieler*innen eine Antwort passend zum Thema und ihrer Zahl nennen. Die Themenkarte gibt dabei im Sinne von viel/wenig auch immer die Extreme der Skala an, für welche die Zahlenkarten zur Einordnung genutzt werden. Haben alle zu ihrer geheimen Zahlenkarte eine Antwort genannt, so ist es am Käpten die Antworten zu ordnen. Beginnend mit dem Begriff bei dem er/sie die niedrigste Zahl vermutet, werden die zugehörigen Zahlenkarten auf der Spielmatte ausgelegt. Jedes Mal, wenn der Käpten einen Fehler macht, verliert die Gruppe einen Einhornchip. Dieser wird sodann auf die Häufchenseite gedreht. Ziel des Spieles ist es am Spielende, welches nach fünf Runden ansteht, möglichst viele Einhörner übrig zu haben. Gestartet wird mit so vielen Einhörnern wie Spieler*innen teilnehmen. Hat man eine Runde überstanden, so werden die Zahlenkarten wieder gemischt und neu verteilt. Weiterhin wechselt der Käpten im Uhrzeigersinn.





Es gibt meiner Meinung nach zwei Punkte, welche Top Ten zu dem tollen Partyspiel machen, welches es in meinen Augen ist. Da wäre zum einem das Material. Es ist schlicht wertig. Die Einhorn-/Häufchen-Chips sind Pokerchips mit ansprechender glänzender Illustration. Abgelegt werden diese auf einer Spielmatte, welche einem Mousepad ähnelt. Dazu kommen noch Karten von guter Qualität. Bei der Gestaltung von Top Ten wurde zwar spärlich mit Illustrationen gearbeitet. Die eingesetzten sind aber auf den Punkt eingesetzt und machen etwas her. Top Ten ist einfach ein schönes Produkt geworden. Der zweite und wohl noch entscheidendere Punkt ist jedoch die Arbeit, welche in die Auswahl der 500 Themengebiete geflossen ist. Diese sind einfach gut gewählt und regen dazu an, dass es am Tisch lustig wird und auch dazu, dass nach Abschluss der Runde wild diskutiert wird. Hier ein Beispiel:

„Du wartest in der Schlange vor der Notaufnahme, als ein ungewöhnlicher Fall eingeliefert wird. Was ist ihm passiert? Von Er muss noch lange warten bis Er wird sofort behandelt“.

Ich denke man kann sich gut ausmalen was diese Ausgangslange an Antworten provozieren wird. Der Reiz des Spiels entsteht einerseits klar daraus, dass die Spielenden dazu angeregt werden kreative und lustige Antworten zu geben. Zum anderen ist aber auch die Phase grandios, in welcher der Käpten ordnet. Es wird mitgefiebert und aufgestöhnt, wenn der Käpten die Reihenfolge der Antworten anders einordnet. Am besten wird es aber immer zum Abschluss der Runde, wenn es lustige Diskussionen darum gibt warum diese Antwort doch niemals zu jener Zahl passen könnte. Man kommt ins Gespräch und erfährt etwas über die Mitspieler*innen. Ein Freund von mir hat aus diesen Gründen die Top Ten Regeln auch schon einmal als Einstiegsspiel in ein Teamevent einer Großgruppe erfolgreich genutzt.




Durch die Begrenzung auf fünf Runden ist die Spielzeit auch in großen Runden nicht ausufernd. Klar, mit neun Personen dauert es ein wenig länger als mit vier Personen. Weit weg von den auf der Packung angegeben 30 Minuten ist man aber doch nicht. Genau das ist auch gut. Zu viert funktioniert Top Ten. Seine Stärken spielt es aber in jedem Fall in großer Runde aus. Wichtig, dass auch in dieser Konstellation die Spielzeit im Rahmen dessen bleibt, wie man es sich für ein Partyspiel vorstellt. Einen perfekten Durchlauf, ohne Verlust von Einhörnern, zu schaffen ist kein Kinderspiel. Wird dann aber doch noch mehr Anspruch benötigt, so liefert das Spiel noch eine Expertenvariante mit. Mit der Altersempfehlung ab 12 Jahren liegt Asmodee meiner Einschätzung nach gut. Die Themen von Top Ten sind nicht problematisch für jüngere Spieler. Die Herausforderung, welche das Einordnen bietet, ist bei Spieler*innen ab dem Teenageralter jedoch sinnvoll angesiedelt.





Mit Top Ten 18+ ist dieses Jahr noch ein Variante des Spieles mit „erwachseneren“ Themen veröffentlicht worden. Ich wage zu behaupten, dass es nicht die letzte Top Ten Variante bleiben wird. In dem Spielprinzip steckt Potential. Benennen möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich nochmal die für das tolle Graphikdesign zuständige Laura Michaud. Auf der Box und in den Spielregeln wird sie leider nicht genannt. Wir können uns nur wünschen zukünftig von ihr, wie auch von Aurélien Picolet, noch mehr zu sehen. Mir macht Top Ten auf jeden Fall Lust auf mehr.


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Top Ten
Autor: Aurélien Picolet
Erschienen bei Cocktail Games / Asmodee
Für 4-9 Spieler*innen ab 12 Jahren.
Spieldauer etwa 30 Minuten


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Hier Asmodee)
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