31.03.2023

Twilight Inscription


Als es vor einiger Zeit hieß, dass Twilight Imperium ein Roll&Write bekommen solle, dachten viele an einen Aprilscherz. Dem war nicht so. Twilight Inscription machte es sich zur Aufgabe ein episches Roll&Write mit stolzer Spieldauer von knapp zwei Stunden im Twilight Imperium Universum zu werden. Ist das geglückt? Ein Teil davon zumindest!


Was ist Twilight Inscription? Die Einleitung hat es ja bereits verraten. Twilight Inscription ist ein episches Roll&Write, bei welchem wir auf vier (!!) Tableaus gleichzeitig unsere Kreuze setzen, Linien ziehen oder aber Zahlen eintragen, während Runden immer mal wieder durch gemeinsame Ereignisse, Kriege oder aber Wahlen unterbrochen werden. Was bei mir nach einigen Partien geblieben ist? Die Lust auf mehr! Ist es jedoch Twilight Imperium in klein? Keineswegs.

Das Universum von Twilight Imperium wird in Twilight Inscription wunderbar eingefangen. Auch das Roll&Write rühmt sich stolz mit zahlreichen (insgesamt 24) Alien-Rassen, die sich nicht heftig voneinander unterscheiden, aber mir als Spieler schon genug Anreize bieten, um in eine bestimmte Richtung hinzuarbeiten. Die Fähigkeiten selbst sind dabei meistens schön thematisch und abwechslungsreich. Lob an dieser Stelle.


Der Spielfluss in einer Partie Twilight Inscription stellt sich wie folgt dar: Zunächst wird ein Ereignis aufgedeckt. Bereits jetzt muss ich mich für eins meiner vier Tableaus entscheiden, welches ich diese Runde aktivieren möchte und kann dort entsprechende Bonusfelder aktivieren. Im Anschluss folgt dann ein Würfelwurf mit den wirklich hervorragend aussehenden und sich anfühlenden Würfeln und ich kreuze weiter auf dem aktivierten Blatt an. Klingt simpel? Ist es grundsätzlich auch. Der Reiz und die Komplexität von Twilight Inscription entsteht durch die jeweiligen Tableaus, welche dabei höchst unterschiedliche "Spielregeln" haben. Während ich auf dem Militärtableau Schiffe freischalte und in den Kriegsjahren einer Partie in bester 7 Wonders Manie meine Stärke mit den jeweiligen Sitznachbarn vergleiche (unfassbar spaßig!), kreuze ich auf dem Industrietableau Rohstoffe ab, um Zugang zu wertvolleren Ressourcen zu bekommen. Im Erforschungssektor verbinde ich Planeten und entdecke somit neue Galaxien wie unter anderem den Hauptplanet Mercatol Rex.

Alle Tableaus haben dabei gemeinsam, dass ich auf unterschiedliche Weise Bonuswürfel freischalten kann und ich den vollen Ertrag einer Spielrichtung immer erst erhalte, wenn ich mich auf einzelne Bereiche fokussiere. Das läd auch zum neu erkunden und wiederspielen von Twilight Inscription ein. Während ich in einer Partie nur das Nötigste in den Bereich des Militärs investiere, spiele ich in den kommenden Partien wiederum gezielt auf Krieg und schalte mächtige Belohnungen frei. Jedes Puzzle in einer Partie Twilight Inscription ist spannend in sich. Dabei gibt es jedoch auch genügend Bereiche, in denen die vier Tableaus untereinander vernetzt sind und sich gegenseitig bedingen, sodass es wirklich Freude macht, diese Vernetzungen zu entdecken und auszuprobieren.


Twilight Inscription wäre kein Roll&Write vom großen Bruder, wenn es keine Wahlen und Abstimmungen gäbe. Diese tauchen auch in unregelmäßigen Abständen im Spiel auf und mit erkreuzten Stimmen, habe ich die Möglichkeit wichtige Entscheidungen im Spiel zu meinen Gunsten zu beeinflussen. Das gehört für mich persönlich zum coolsten Teil von Twilight Inscription.

Auch erwähnenswert ist der gut funktionierende Bot, der sich tatsächlich simpel in eine Solopartie und eine Partie zu zweit einbaut und dabei versucht Zielkarten vor den jeweiligen Mitspielern zu erreichen und damit Punkte zu klauen.

Twilight Inscription ist ein wunderbar komplexes Roll&Write und trägt dabei auch über die abendfüllende Spielzeit von knapp zwei Stunden. Die abwischbaren orangenen Kreidestifte haben eine tolle Optik und tragen ungemein zur Spielatmosphäre bei, wenn man damit auf den dunkel gehaltenen Tableaus rumkritzelt. Der Wiederspielreiz ist auch nach zahlreichen Partien noch da, da es ungemein viel zu entdecken gibt. Durch das zeitgleiche Markieren und Spielen lässt sich das Spiel auch theoretisch zu acht spielen. Spätestens aufgrund des - für ein Roll&Write - doch sehr hohen Platzbedarfes, gelangt man aber bei Gruppen ab fünf doch durchaus an seine Grenzen.

Bleibt die Frage, ob Twilight Inscription ein kleines Twilight Imperium ist? Nein! Als Kenner des "großen Bruder" erkennt man hier aber sicherlich viele Details. Spielgefühl und Mechanismen sind aber nicht wirklich vergleichbar. Kenner von Twilight Imperium muss man also keinesfalls sein, um Twilight Inscription genießen zu können. Im Gegenteil. Nun hat man auch in knapp zwei Stunden die Möglichkeit in die wunderbar ausgearbeitete Welt von Twilight Imperium einzusteigen, ohne ein ganzes Wochenende zu blocken. Fazit: Kaufempfehlung!


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Twilight Inscription von James Kniffen
Erschienen bei Fantasy Flight Games
Für 1 bis 8 Spieler in ca. 120 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Fantasy Flight Games)
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