28.03.2023

Unsolved

 


Bei Unsolved - der Jadgunfall von Fréderic Moyersoen (Saboteur) handelt es sich um ein nahezu sprachfreies Krimi-Spiel. Einzig die kurze Einleitung sowie die Kapitellösungen kommen mit Text daher. Während des eigentlichen Spielens jedoch wird komplett auf Schriftsprache verzichtet. Sehr ungewöhnlich für dieses Genre. Ermittelt wir rein Anhand von Bildkarten. Es gilt diese zu sichten und an Hand der aus der Sichtung zu gewinnenden Hinweise Antworten auf 5 feste Fragen zu erlangen. Am Ende eines Kapitels werden unsere Antworten dann mit der jeweiligen Kapitellösung verglichen und mit Punkten prämiert. Herauszufinden gilt es dabei wer Opfer und Mörder sind, was die Todesursache war sowie was das Motiv gewesen ist. Weiterhin haben wir auch noch unsere Beweise darzulegen.

 

Gespielt wird in jedem Kapitel mit 36 Karten. 30 dieser Karten sind in jedem Kapitel dabei. Weitere 6 sind kapitelspezifisch. Während eines Kapitels werden so viele Runden gespielt, bis alle Karten gezogen wurden. Der Fall wird dabei von allen Mitspielenden kooperativ gelöst. Zu Rundenbeginn wird die Kapitel-Startkarte offen ausgelegt. Auf ihr sehen wir das Mordopfer. Im weiteren Verlauf ziehen wir dann pro Runde alle jeweils eine Karte, betrachten diese genauestens und geben diese sodann im Uhrzeigersinn weiter. Das Weitergeben wird wiederholt bis alle Karten von allen Personen am Tisch gesehen wurden. Im Anschluss wird noch diskutiert welche der Karten offen ausgelegt werden sollen. In jeder Partie dürfen dies nur 12 der 36 Karten sein. Es gilt also gut abzuwägen. Am Rundenende haben alle Mitspielenden dann alle 36 Karten gesehen und noch bis zu 12 Karten vor sich ausliegen. Anhand dieser Informationen gilt es dann die Fragen zu beantworten. Sich während des Falles Notizen zu machen, hilft sehr.


Erstaunlicherweise funktioniert dieses Spielprinzip auch noch im zweiten und dritten Kapitel. Es wäre ja anzunehmen gewesen, dass die späteren Kapitel deutlich einfacher zu lösen sind, weil man ja schon 30 der 36 Karten kannte. In der Tat bleibt es aber auch noch beim zweiten und dritten Mord interessant. Großen Anteil daran haben die fantastischen Illustrationen von Michael Menzel. Sie erzählen die Morde und somit auch den ganzen Fall wirklich ohne Worte und das in einer Form, welche es am Ende möglich macht das Gesehene schlüssig nachzuvollziehen. Dafür sind natürlich viele kleine Hinweise zu entdecken und miteinander in Verbindung zu setzen. Ein gelungener Kniff hierbei: Das Herumreichen der Spielkarten. Viele ähnliche Spiele haben ausliegende Karten und bei höheren Spielerzahlen wird es dann ein wenig mühsam allen am Tisch einen guten Blick darauf zu ermöglichen. Dieses Problem löst Moyersoen durch das Herumreichen elegant. Laut Schachtel ist das Spiel auch solo spielbar. Wie bei vielen kooperativen Spielen, spricht auch hier nichts dagegen den Fall alleine anzugehen. Leider haben Autor und Verlag es aber versäumt die Regeln für ein Solo-Spiel auch explizit aufzuschreiben. Das Weiterreichen von Karten ist alleine am Tisch ja schwerlich möglich. Ich habe es dann einfach so gespielt, dass ich immer eine Karte betrachtet habe und mich danach entschieden habe, ob ich sie in die Auslage lege. Das hat gut funktioniert. Ich vermute der Autor hat sich dies auch so gedacht. In der Regel steht dazu aber leider nichts. Ein weiterer kleiner Mangel bei meinem Exemplar: Die Karten waren in der Folie falsch angeordnet und die Stopkarte auf der falschen Seite des Stapels. Einen spielspaßraubenden Vorteil hat mir dies aber nicht gegeben.

 


Empfohlen wird Unsolved ab 16 Jahren. Von der grundsätzlichen Thematik her wäre dies sicher angemessen. Schließlich geht es um drei Morde. Die Bebilderung ist aber keinesfalls explizit bzw. brutal und gar bluttriefend. Meines Ermessens werden auch die meisten 12-jährigen Kinder mit der Story des Spieles klarkommen. Viele Filme ab 12 Jahren sind da sicher fordernder. Vom Anspruch her ist Unsolved sowieso ein Familienspiel. Die Rätselschwierigkeit ist in meinen Augen eher mittel. Die Spielregeln sind so gehalten, dass auch Nichtspieler problemlos mitmachen können. Nicht ganz abgeholt hat mich die Geschichte in der Gesamtbetrachtung. Jeder einzelne Mordfall ist in meinen Augen schlüssig und gut nachvollziehbar. Das Zusammenspiel aller Protagonisten im Verlauf der drei Morde ist für mich persönlich aber ein wenig drüber und weit hergeholt. Sehr schön finde ich aber wiederum, dass die Kapitel am Ende ausführlich erläutert werden. Zu jedem Kapitel gibt es einen Umschlag, in welchem sich die Lösung des Falles befindet. Hier werden nicht nur die Lösungen der Fragen benannt und Punkte vergeben. Darüberhinaus wird eben auch noch der Mordfall erläutert und die Motive sowie Abläufe erklärt. Gerade, wenn man doch mal nicht zur Lösung kommt, finde ich dies wesentlich schöner, als nur unkommentiert die Lösung vorgesetzt zu bekommen. Leider bei einigen Konkurrenzprodukten keine Seltenheit.

 


Bewusst sein sollte man sich darüber, dass man Unsolved nur einmal wird spielen können. Danach kennt man ja den Fall. Das Spielmaterial bleibt aber im Gegensatz zu Exit-Spielen unversehrt. Man kann das Spiel also noch gut weiterverschenken. Für Unsolved investiert man etwa 14€ beim Spielehändler des Vertrauens. Meines Ermessens ist dies gut eingesetztes Geld für drei kürzere oder einen langen Spieleabend. Man bekommt dafür ein einsteigerfreundliches Krimi-Spiel, welches sich auch gut in größerer Runde spielen lässt. Mich persönlich würde es freuen, wenn weitere Fälle folgen.

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Unsolved: Der Jagd-Unfall

Autor: Fréderic Moyersoen 

Erschienen bei Amigo

Für 1-6 Spieler*innen ab 16 Jahren.

Spieldauer etwa 3x45 Minuten



sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (Hier Amigo)