04.05.2023

Council of Shadows



Mit dem Raumschiff durch ferne Galaxie streifen, fremde Planeten erkunden und neue Spezies kennenlernen – zugegeben, es gibt kreativere Settings für ein Brettspiel als das Weltall. Und doch ist die Schnittmenge zwischen Brettspiel- und SciFi-Fans scheinbar groß genug, als dass immer wieder doch ein paar positive Ausnahmen zu Hype-Titeln werden. So einen Status wird Council of Shadows voraussichtlich nicht erreichen – der clevere Mix aus bekannten Mechaniken macht dabei aber trotzdem ziemlich viel Spaß.
 
Council of Shadows ist ein kompetitives Spiel für 1-4 Spieler*innen und ist trotz einer Komplexität im mittleren Kennerbereich auch in Vollbesetzung in zwei Stunden gespielt. Das große Ziel: Drei Quantensprünge zu schaffen und sich den Sitz im Council zu sichern.

[AUFBAU]




Es gibt zwei Dinge, die als erstes auffallen, wenn man das Spiel von Martin Kallenborn und Jochen Scherer aus dem Regal holt: Das Design und das Gewicht. Der Spiele-Karton ist bis zum Rand voll mit hochwertigem Material und macht in Kombination mit den sehr pompösen Farben direkt Lust auf einen Ausflug bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter.

Dieses Material bietet neben Ressourcen und Karten für die allgemeine Auslage einen Spielplan, den man zusammenpuzzlet. Auf der einen Seite ist der Modus für ein bis zwei Spieler*innen, auf der anderen der für drei bis vier zu finden. Unterscheiden tun sie sich durch die Anzahl an Galaxien, wobei man im Spiel zu dritt noch ein paar Felder abdecken muss. Zu Beginn deckt ihr schonmal ein paar Sonnensystem-Plättchen auf die passenden Felder. Erst im Laufe des Spiels füllt sich der restliche Spielplan. Für den Solo-Modus sind außerdem ein paar Automa-Karten enthalten.

[MECHANIK & SPIELABLAUF] 
 


Insgesamt gibt es im Spiel vier Zivilisationen, die sich im Grundspiel nur im Design unterscheiden. Alle Spieler*innen wählen eine dieser Zivilisationen und erhalten das zugehörige Material, das aus einem Tableau, sechs Aktionskarten, 30 Cubes, einem Sichtschirm und Start-Edelsteinen besteht. Zusätzlich wird eine Auslage aus Karten sowie das Tableau des Councils selbst vorbereitet. Zuletzt legt ihr noch die Planeten-Plättchen sortiert nach Reichweite bereit.

Dann kann es auch schon losgehen. Ein Spiel läuft über mehrere Runden, die allesamt wiederum aus drei Phasen bestehen.

Phase 1: Kaufen

Der Verteilung der Reihenfolgenplättchen folgend, dürft ihr alle shoppen gehen. Dabei habt ihr die Wahl, die Währung des Spiels für KI-Karten oder Verbesserungen eures Tableaus auszugeben. Die Währung besteht dabei aus drei Edelstein-Arten mit unterschiedlicher Wertigkeit.

KI-Karten könnt ihr aus der offenen Auslage für die auf der Karte angegebenen Edelstein-Kosten erwerben. Diese kommen dann auf eure Hand und können in guter Deckbuilding-Manier für stärkere beziehungsweise vergünstigte Aktionen genutzt werden.

Aber auch auf eurem Tableau könnt ihr insgesamt 13 Verbesserungen durchführen. 4 davon geben euch einen einmaligen Bonus, die anderen 9 verändern eure Möglichkeiten dauerhaft. Konkret könnt ihr dabei vor allem die Reichweite eurer Aktionen in den Galaxien erhöhen und eure Fähigkeit für alle Planetenfarben einsetzen.

Phase 2: Planung

Nach Abschluss dieser Kaufphase wählen alle Spieler*innen gleichzeitig und verdeckt hinter dem Sichtschirm ihre Aktionen für diese Runde aus. Dafür könnt ihr – ähnlich wie bei „Arche Nova“ - drei Karten auf drei Slots verteilen. Je nach Slot und freigeschalteten Verbesserungen ermöglicht die Position einer Karte unterschiedliche Auswahlmöglichkeiten. Die Karten aus der Vorrunde werden dabei jeweils ein Feld nach rechts geschoben, so dass die rechte Karte der Vorrunde wieder zurück auf die Hand kommt. Es dürfen auch Karten auf bereits liegende Karten gelegt werden, dann zählt jedoch nur die oberste.

Haben sich alle Spieler*innen entschieden, kommen die Sichtschirme zur Seite und der Verbrauch wird gezählt. Jede Karte verfügt dafür über einen Zahlenwert. Alle rechnen nun den Verbrauchswert ihrer Runde aus und rücken ihren Marker dementsprechend auf der Verbrauchsleiste vor. Die Person mit dem höchsten Verbrauchswert der Runde erhält den Reihenfolgemarke mit der 1 und so weiter.

Phase 3: Aktionen & Wertung 
 


Nun führt ihr den Reihenfolgemarkern entsprechend alle Aktionen eurer ausgespielten Karten aus. Dabei geht ihr die Karten von links nach rechts durch. Je nach Ausbau eures Tableaus könnt ihr die Aktionen in unterschiedlicher Reichweite und auf unterschiedlichen Planet-Typen durchführen.

Zu den Aktionen gehört das Siedeln und Kolonien Gründen, das ihr mithilfe der Würfel eurer Farbe durchführt. Dafür stapelt ihr eure Würfel auf einen gewählten Planeten in Reichweite. Zudem könnt ihr Ressourcen in Universen schürfen, in denen ihr bereits unterwegs seid, oder bestimmte Edelsteine aufnehmen. Zuguterletzt könnt ihr – wie es sich für ein Weltraumspiel gehört – neue Sonnensystem-Plättchen aufdecken. So füllt sich das Spielfeld nach und nach, denn zu Beginn sind ausschließlich Planeten in Parsec 1, also Reichweite 1 aufgedeckt.

Zusätzlich zu euren Aktionen dürft ihr außerdem Wertungen durchführen. Das geht grundsätzlich in allen Galaxien, in denen ihr mindestens eine Kolonie platziert habt. Zählt aus, wer hier die meisten Kolonien auf dem Brett habt und gebt nur euch selbst dementsprechend die größere oder kleinere Zahl an Punkten dieser speziellen Galaxie auf der Energieleiste. Entfernt danach einen eurer Würfel aus dieser Galaxie. Ihr dürft jede Runde jede Galaxie einmal werten.

Ihr spielt so lange, bis die erste Person den dritten Quantensprung geschafft hat. Wie das geht? Fans von „Rajas of the Ganges“ und „Arche Nova“ werden sich freuen, denn auch in Council of Shadows kommt eine duale Leiste zum Einsatz. Allerdings rücken die Spieler*innen hier auf der Verbrauchsleiste und der Energieleiste in dieselbe Richtung vor. Einen Quantensprung schafft ihr dann, wenn ihr auf der Energieleiste den Verbrauchsmarker überholt.

Solltet ihr das schaffen, erhaltet ihr ein spannendes Upgrade aus dem Council-Tableau und setzt euren Energie-Marker wieder auf das Feld 0 zurück. Rechnet dann alle überschüssigen Felder hinzu, die ihr darüber hinaus noch auf der Energieleiste gelaufen wärt. Erreicht jemand von euch den dritten Quantensprung, wird die laufende Runde zuende gespielt. Daher muss nicht zwingend die Person gewinnen, die zuerst den dritten Quantensprung geschafft hat. Außerdem sind rein theoretisch auch mehr als drei Quantensprünge möglich, wenn ihr in der letzten Runde noch richtig viel Energie generieren könnt.

Außerdem bekommen alle Spieler*innen am Ende noch Energie für Edelsteine, KI-Karten und Bonuskarten. Letzteres sind kleine individuelle Zielkarten, die alle Spieler*innen zu Beginn verdeckt erhalten. Dabei können spezielle Galaxien zum Beispiel nochmal gewertet werden. Am Ende gewinnt die Person mit dem höchsten „Dark Tech“-Level.

[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]

Habe ich schon erwähnt, wie schwer der Council of Shadows-Karton ist? Das zeigt sich auch im Spielmaterial. Und das glücklicherweise, denn gerade die Farbwahl macht hier einiges her. Selbst im großen Wust an Weltraum-Spielen würde Council of Shadows hervorstechen. Auch die Alien-Zeichnungen auf den Sichtschirmen sind wirklich sehr schick. Was sich die Entwickler*innen bei dem Thron, auf den sich die Siegerin beziehungsweise der Sieger mit seiner Spielfigur setzen darf, gedacht haben, bleibt derweil ein großes Rätsel.

Insgesamt ist das Spielmaterial wirklich gut, die Edelsteine sind hochwertig verarbeitet und alle Bereiche fügen sich passend ineinander ein. Die Karten sind quadratisch, aber liegen trotzdem angenehm in der Hand.

Bei der Anleitung gibt es derweil überhaupt nichts zu meckern, hier werden Spieler*innen wirklich hervorragend durch das Spiel geführt. Wären doch nur alle Kennerspiele so schön aufgemacht! Gerade die kurzen Notizen am Rand der Anleitung helfen beim ersten Spieldurchgang nochmal. Auf der letzten Seite findet ihr außerdem eine Übersicht aller Symbole. Und hier folgt leider ein kleiner Kritikpunkt, denn diese Seite braucht man doch etwas zu oft. Obwohl es gar nicht so viele verschiedene Symbole gibt, sind sie teilweise doch etwas zu wenig intuitiv.


[FAZIT]
 
Council of Shadows ist ein wirklich gutes Spiel, das zu Unrecht so unter dem Radar läuft. Denn gerade die Verbindung aus unterschiedlichen Mechanismen im Weltraum-Kosmos macht vor allem: jede Menge Spaß. Sowohl das Tableau-Building als auch der kleine Deckbuilding-Ansatz als auch der Area Control-Anteil und die dualen Punkteleisten sind alle sinnig eingesetzt und greifen mechanisch komplett passend ineinander.

Auch die unterschiedlichen Phasen aus nacheinander und parallel spielen sorgen für einen angenehmen Spielfluss. Für ein Kennerspiel, das definitiv im Eurogame-Kosmos schwirrt, sind außerdem zwei Dinge hervorzuheben: 1. Die geringe Downtime, die durch die sehr klar vorgegebenen Aktionsvorgaben durch die Karten gesichert ist & 2. Das angenehme Interaktionsniveau in den Sonnensystemen, das vor allem im Spiel zu viert auf den Tisch kommt.

Der strategische Aspekt besteht darin, mit Verbrauchskosten zu haushalten und dennoch durch hohe Präsenzen schnell viel Energie einzuheimsen. Hier gezielt die richtigen Sonnensysteme zu besetzen, ist manchmal ganz schön herausfordernd und sorgt für ein paar schöne Ärger-Momente.

Dadurch vergeht eine Runde Council of Shadows auch angenehm schnell – und durch den kleinen Racing-Effekt auf den Leisten ist die Spannung trotzdem kontinuierlich hoch. Etwas mehr Kartenvielfalt hätte dem Spiel aber nicht geschadet, so ist das Karten-Draften noch der schwächste Teil der Mechanismen.

Vor dem Totspielen ist das Spiel aber auch so bestens geschützt, denn mit zwei kleinen Modulen (Raumstationen & Anführern) gibt es die Möglichkeit, etwas mehr Spieltiefe hinzuzufügen. Auch das funktioniert hervorragend und sorgt für mehr Spielführung durch individuelle Stärken. Wer also ohnehin nie genügend Weltraum-Spiele im Regal stehen haben kann, sollte hier mal reinschauen. Und auch Eurogame-Fans sollten dem Council mal einen Besuch abstatten. Es lohnt sich.

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Council of Shadows von Martin Kallenborn und Jochen Scherer
Erschienen bei Alea
Für 1 bis 4 Spieler in 60-90 Minuten ab 12 Jahren
Boardgamegeek-Link
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sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Alea)

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