- Spielerphase
- Zombiephase
- Endphase
Gespielt wird bis die Spielenden das Missionsziel erfüllen oder scheitern. In der Spielerphase sind die Spielenden beginnend von der oder em Startspieler*in reihum an der Reihe und führen ihre zwei oder möglicherweise mehr Aktionen durch. Im Mehrpersonenspiel geschieht dies streng im Uhrzeigersinn. Falls man mehrere Charaktere spielt, dann darf man sich aussuchen in welcher Reihenfolge man diese abhandelt. In der Zombiephase bewegen sich alle Zombies auf dem Spielplan und greifen an. Es gibt drei verschieden Zombiearten sowie ein deutlich stärkeres Monstrum. Die Gegner unterscheiden sich in ihrer Stärke, ihren Aktionspunkten sowie dadurch wieviel Adrenalinpunkte (AP) man durch ihr Töten gewinnt. Nach der Bewegung der Zombies werden dann reihum beginnend beim Startbrutplättchen alle Brutplättchen aktiviert. Dafür werden von einem weiteren Stapel Karten gezogen. Diese zeigen an ob bestimmte Zombies oder ein Monstrum erscheinen oder ob es zu zusätzlichen Gegneraktivierungen kommt. Je mehr Adrenalinpunkte wir bereits gesammelt haben, umso stärker die Auswirkungen der gezogenen Karten. Leicht sieht man sich ganzen Horden von Zombies gegenüber. In der Endphase ist dann noch ein wenig Upkeep angesagt: Der Startspieler wechselt und das Lärmplättchen wird bewegt. Wie man es auch aus Zombieserien kennt orientieren sich die Zombies bei Zombicide unter anderem auch an entstandenem Lärm. Hier wurde die Regel dazu wohl auch gegenüber den 2nd Edition von Zombicide verändert.
Ein andere Neuerung ist noch der Zug, welcher in mehreren Szenarien über den Spielplan fährt. Hierfür werden drei längliche Spielplanteile genutzt, welche gewendet und verschoben werden können. Diese Eisenbahn stellt dann beispielsweise eine bewegliche Exitzone dar. Neben den Zugteilen liegen der Box noch neun doppelseitige Kartenteile bei. Hieraus wird entsprechend der Missionsanleitung der Spielplan gebaut. Wirklich opulent ist Undead or Alive aber vor allem mit Miniaturen ausgestattet. Es gibt 73 Gegnerminiaturen und 14 für die Überlebenden. Aus diesen können wir unsere Helden wählen. Teilweise werden sie aber auch für NPC genutzt. Drei Zombietypen und ein Monstrum bietet das Spiel als Gegner. Läufer und Fettbrocken gibt es dabei in jeweils zwei Ausführungen, während es gleich fünf Varianten der Zombieart Schlürfer gibt. Letztere machen auch den Großteil unserer Gegner aus.
Sehr schick sind auch die Überlebendetableaus aus Hartplastik. Mit Plastikstiftchen in Dynamitform werden auf diesem Adrenalinpunkte, Lebenspunkte und Fähigkeiten festgehalten. Weiterhin bietet das Tableau auch Platz die Handwaffen abzulegen sowie für drei Karten, welcher der Charakter im Rucksack trägt. Die Playerboards machen wirklich etwas her. Ein wenig Angst habe ich jedoch bezüglich der Abnutzung der Stiftchen. Ich kann mir vorstellen, dass diese irgendwann nicht mehr optimal funktionieren werden. Auch der Aufbau der Tableaus nimmt durch die Stiftchenlösung ein wenig Zeit in Anspruch. Gerade, wenn man Zombicide solo spielen sollte. Die Boards sind weiterhin so gehalten, dass man in sie eine Charakterkarte des für sich gewählten Überlebenden einlegt.
An weiteren Spielmaterial findet man Würfel noch viele Ausrüstungs- und Monsterkarten in der Spielbox sowie einige Plättchen, welche auf dem Spielplan zu Markierungen genutzt werden. Für die graphische Gestaltung zeigen sich Édouard Guiton und Giorgia Lanza zuständig. Meines Ermessens machen die beiden dabei einen großartigen Job. Sowohl bei der Gestaltung der vielen Karten als auch der Spielplanteile. Das Western-Setting holt mich wirklich ab. Bei der Ikonographie der Karten merkt man aber auch deutlich, dass Undead or Alive einfach die xte Abwandlung des Spielprinzipes ist und dementsprechend klar und selbstklärend sind diese gestaltet. Hinsichtlich der Spielregel würde ich mir ähnliche Klarheit wünschen. Optisch ist sie ein Augenschmaus. Sie bietet auch viele ausführliche illustrierende Beispiele, einen Index und eine Stichwortliste aller Fähigkeiten. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass sie Fragen offen lässt. Mein Eindruck ist jedoch, dass sie keine gute Struktur hat. Undead or Alive ist kein kompliziertes Spiel. Das Grundprinzip ist meines Ermessen sogar relativ einfach. Es gibt jedoch viele Regelfeinheiten, welche es zu beachten gillt. Sei es bei der Bewegung der Zombies, dem Einsatz der Waffen oder dem Umgang mit den verschiedenen Brutplättchen. Zombicide-Veteran*innen werden darüber nur müde lächeln. Für Neueinsteiger*innen sind die 60 Seiten Anleitung jedoch ein Brett, welches mehrfaches Lesen vor dem ersten Spiel nötig macht. Nicht einfach macht es es auch, dass es 4 verschiedene Charakterklassen gibt und etwa 75 verschiedene Fähigkeiten, welche die Charaktere erwerben können. Jedes der vierzehn Charaktertableaus ist zudem unterschiedlich aufgebaut.
Noch nicht erwähnt wurde an diese Stelle, wie die Käpfe ablaufen. In der Zombiephase ist dies am einfachsten. Zombies geben einfach einen Schaden an einen Überlebenden, welcher mit ihnen in der gleichen Zone steht. Stehen mehrere zur Auswahl, so dürfen die Spielenden wählen wer es abbekommt. Dies ist auch gut so, denn jeder Charakter hat nur 2-3 Lebenspunkte. Da kann es schnell knapp werden. Ein wenig aufwendiger ist der Schaden von Überlebenden an Zombies. Hier wird gewürfelt. Die Waffenkarten der Würfel geben Würfelzahl, nötige Augenzahl, möglichen Schaden und Distanz vor. Hereinspielen können dann noch Fähigkeiten des Charakters sowie bspw. Kombos, welche sich über beidhändig geführte gleiche Waffen ergeben. Am Ende hat man dann eine bestimmte Anzahl an Schaden, welchen man macht und in der anvisierten Zone verteilt. Hierfür gibt es dann eine Rangfolge in der Zombies angegriffen werden müssen. Es gibt also ein paar Dinge im Blick zu haben.
Dies gilt auch, wenn es mehr und mehr Zombies auf dem Spielbrett werden. Man muss schon ein wenig Konzentration aufbringen um in der Zombiephase Sichtline, Lärmquelle und Bewegungspunkte der Zombies korrekt abzuhandeln. Das Spiel hat trotz einfacher Grundregeln also schon durchaus keine geringen Anforderungen an die Spieler. Für mich stellt sich in solchen Zusammenhängen oft die Frage: Wie steht der Verwaltungs- und Regelaufwand zum Spielen dem Spiererlebnis gegenüber. Eine für mich nicht unwichtiger Punkt ist dabei wie sehr das Ganze beeinflussbar ist. Mit den Monsterkarten und dem Würfeln hat man zwei Spielelemente mit einem hohen einhergehenden Zufallsfaktor. Demgegenüber steht die Berechenbarkeit der bereits platzierten Zombies. Man kann sich gut ausrechnen wo diese landen könnten und dies planen. Dies setzt natürlich voraus, dass alle Spielenden als Gruppe agieren und sich gut in ihren Handlungen absprechen. Macht einer an der falschen Stelle Lärm oder steht blöd in der Sichtlinie einer Zombiegruppe, so kann es für andere Charaktere schnell unschön werden. Dementsprechend ist Kommunikation wichtig bei Zombicide. Dies im Besonderen weil niemand zurückgelassen werden darf. Stirbt ein Charakter, so ist es vorbei. Kein Spiel für Alleingänge also. Man kann sich denken, dass dieser Absprachebedarf sich folglich auf die Spieldauer auswirkt und diese bei höheren Playercounts anwächst. Da aber immer sechs Charaktere gespielt werden müssen, würde ich Undead or Alive in größerer Runde in jedem Fall präferirieren. Mehrere oder gar alle Überlebeden zu spielen fühlt sich für mich schon ein wenig wie Arbeit an. Mit den Startwaffen ist das Kämpfen bei Undead or Alive ein reines Glückspiel und man ist schnell erledigt. Es gilt also schleunigst zu suchen um die Chancen zu verbessern. Mit besseren Waffen wird das Ganze dann auch ein ganzes Stück kontrollierbarer. Den Zufall im Zombiekartenstapel kann man jedoch nicht kontrollieren. Man zieht aus den 37 Kartem halt, was man eben zieht. Frühe oder gehäufte Fettbrocken oder Monstren hauen da dann ordentlich rein uns machen es echt schwer. Andere Spiele nutzen für sowas leicht vorsortierte Stapel. Das ist hier nicht der Fall. Unabhängig von der angegebenen Missionsschwierigkeit kann die tatsächliche Schwierigkeit also deutlich abweichen. Ein Kniff, dessen sich die Autoren bedienen ist, dass immer sechs Charaktere gespielt werden müssen. Dies fühlt sich bei bspw. vier Spielenden ein wenig komisch an. Im Sinne der Balance ist es aber sinnvoll. Ansonsten wäre es wohl nötig gewesen an vielen Stellen Regelanpassungen vorzunehmen damit die Balance nicht kippt. Das hätte die Spielregeln aber unnötig verkompliziert oder etwa verschiedene Zombiekartenstapel für unterschiedliche Playercounts nötig gemacht. Meines Ermessens ist es deshalb in jedem Fall die richtige Entscheidung, dass immer alle sechs Charaktere dabei sind. Spielmechanisch macht es keinen wirklichen Unterschied. Es gibt ja keine Hidden Information oder Interessenskonflikte zwischen den Spieler*innen. Undead or Alive ist vielmehr ein kooperatives Spiel bei dem man sehr darauf bedacht ist die Mitspielenden sicher zu halten. Wie viele kooperative Spiele ist Undead or Alive problemlos solo spielbar. Im Grunde sogar ohne Regelanpassungen. Man kann sich dann allerdings frei aussuchen in welcher Reihenfolge man die Überlebeden abhandelt. Das macht es leicht einfacher. Dafür hat man dann aber auch niemanden am Tisch mit dem man sich über das Vorgehen beraten kann. Mit sechst zu spielenden Charakteren hat man dann aber auch einiges an Management zu erledigen. So richtig meine Sache ist dies nicht. Man muss dann ja alleine aller Fertigkeiten und Waffen aller Charaktere im Blick haben um optimal vorgehen zu können. Für sehr spielerfahrene Zombicide-Spieler sollte dies aber kein Problem sein.
Für Zombicide-Fans ist Undead or Alive sicherlich ein Pflichkauf. Viele werden auch schon beim Kickstarter dabei gewesen sein. Bei mir ist es einige Jahre her, dass ich zuletzt Zombicide gespielt habe. Damals war es noch die First Edition. Von der Ausstattung dem Grafikdesign her hat sich seitdem massiv was getan. In Bezug auf die Regeln kann ich den Vergleich nicht profund herstellen. Meine früheren Spiele sind einfach zu lange her. Regeltechnisch ist Zombicide: Undead or Alive im Vergleich zu anderen Dungeon Crawlern eher ein Mittelgewicht. Es bietet aber trotzdem einiges an Spieltiefe und Varianz. Ich persönlich empfinde die Spielschwierigkeit, auch bei den einfachen Missionen, schon als sehr knackig. Auch die angegeben Spielzeiten kann ich nicht bestätigen. 15 Minuten Spielzeit bei den einfachen Missionen Spielzeit habe ich als weit von der Realität entfernt erlebt. Da ist meiner Meinung nach auch total okay und sinnvoll. Wir spielen ja ein Spiel mit massig Material und Charakterentwicklung. Bei einer Viertelstunde Spiel würden Spielzeit und Aufbauauwand für mich in keiner Relation stehen. Soll heißen, dass ich Undead or Alive eher als abendfüllendes Spiel sehe, erst recht wenn man eine schwierigere Mission angeht. Und wenn man bei den ersten Missionen schnell ist, dann hängt man auch sicher nochmal gerne eine weitere dran. Als sehr stark habe ich persönlich die Fähigkeit "Hinfort" der Charakterklasse "Gräubige*r" erlebt. Auch auf BGG geht der Tenor ebenfalls in diese Richtung. Ich möchte nicht von overpowered sprechen. Ich denke aber es ist wichtig ein bis zwei Charaktere mit dieser Fähigkeit stets im Team zu haben. Das gilt auch, weil diese zusätzlich noch leichter Brutnester ausschalten können. Als weitere Charakterklassen sind noch Städter*innen, Raufbolde und Revolverhelden wählbar. Jede Klasse hat besondere Vorteile und man ist gut beraten sich nicht zu einseitig aufzustellen. Undead or Alive ist ein Spiel bei dem man damit leben muss, dass man vor die Wand läuft und scheitert, aus den Erfahrungen lernt und die Mission noch einmal probiert. Das sollte man abkönnen um mit Zombicide Spaß zu haben. Lange turteln und sich gut ausrüsten ist keine gute Strategie. Denn Zombicide ist auch ein Rennen. Im Spielverlauf werden es einfach immer mehr Zombies auf dem Brett und die Lage wir aussichtsloser. Im zweiten oder dritten Ablauf einer Mission lernt man dann zu priorisieren um schneller zur Erfüllung der Ziele zu kommen. Daran sollte man wie gesagt Freude haben. Da Undead or Alive kein erzählendes Spiel ist, bei dem sich nach und nach in Missionen Story auftut, klappt das auch gut. Der Flavourtext ist vielmehr stets nur wenige Sätze bzw. einen Abschnitt lang. Der Immersion tut dies aber keinen Abbruch. Die Gestaltung des Spielmaterials ist halt einfach umwerfend und dementsprechend ist man auch ohne wirkliche Story thematisch im Spielgeschehen drin. Für Fans des Genres ist Zombicide: Undead or Alive ein Must-Buy. So hat auch diese Zombicide-Variante momentan ein sehr gute Bewertung von 8,1 auf BGG. Wer damit liebäugelt, der sollte schnell zuschlagen und zu spielen anfangen. Für 2024 ist mit White Death bereits der nächste Titel angekündigt. Dann dann verschägt es uns in ein winterliches Mittelalter-Fantasy-Setting. 2023 lassen wir aber erst einmal die Colts im wilden Westen rauchen. *peng, peng*
Zombicide: Undead or Alive
Autor: Raphaël Guiton, Jean-Baptiste Lullien, Nicolas Raoult
Erschienen
bei CMON
Für 1-6 Spieler*innen ab 14 Jahren.
Spieldauer stark missionsabhängig. 10-50 Minuten laut Verlag. Eher länger.