06.11.2023

Bing Boing


Jetzt mal Butter bei die Fische: Was gibt es denn bitteschön Spannenderes als eine Partie Bingo? …Richtig! Bzw. Bingo! Nichts!…..Ok, Spaß bei Seite, Bingo ist ja jetzt nicht unbedingt der letzte Schrei und doch hält sich das Spielprinzip der „Mini-Lotterie“ tapfer und emsig und ist so bekannt wie Mensch Ärgere Dich nicht oder Kreuzworträtsel. Irgendwas muss ja dran sein. Das dachten sich wohl auch Christoph Cantzler und Torsten Marold und kombinierten das althergebrachte Bingo-Prinzip (mittlerweile gut 100 Jahre auf dem Buckel) mit dem nicht ganz so alten (wobei Kniffel nun auch nur knapp 30 Jahre jünger ist als Bingo), aber doch überaus beliebten Roll & Write Prinzip. Diese Mischung schreckt einige vielleicht auf den ersten Blick etwas ab – grade weil Bingo bei Vielspielern ja nun nicht grade Begeisterungsstürme auslösen dürfte – aber lasst Euch von solchen Vorurteilen nicht täuschen. Denn was die kleine feine Box (ohne Klein & Fein Logo) auf den Tisch zaubert ist grade für Familien, Nichtspieler aber auch als Urlaubs-Nebenherspiel eigentlich ganz nett. Nett im wörtlichen Sinne und ehrlich gesagt hat es mit Bingo auch gar nicht so viel gemein.


In der schicken kleinen Blechdose finden wir drei Würfel und einen doppelseitig bedruckten Block, bei dem jede Seite zwei unterschiedliche Bingo-Muster mit Zahlen von 1 bis 66 bringt. Jedes dieser Muster spielt man unabhängig voneinander – es dient also der Varianz. Alle bekommen also einen Abschnitt, die drei Würfel kommen in die Tischmitte und es geht los. Wer dran ist, wirft die Würfel, dann tragen alle eine Zahl auf ihrem Zettel ein in der Hoffnung, Zeilen und Spalten und letztlich das gesamte Blatt zu füllen. Und damit enden nun auch schon die Gemeinsamkeiten mit Bingo (und ulkiger Weise könnte diese Beschreibung ja tatsächlich auf viele andere Roll & Writes zutreffen, aber dies ist ein anderes Thema). Die Zahlen auf unseren Zetteln sind nämlich bei allen mitspielenden die gleichen und sie sind immer nummerisch sortiert, also korrekt von 1 bis 66. Werden die Würfel geworfen, darf jeder eine Zahl aus diesen für sich kombinieren. Mein erster Impuls nach Lesen der Anleitung war „und das soll funktionieren und es kreuzen nicht alle das gleiche an?“. Und, soviel sei gesagt, es funktioniert tatsächlich sehr gut: Es gibt nämlich einen roten Würfel, der immer „genommen“ werden muss und zudem zwei weiße Würfel, von denen max. einer genutzt werden darf. Hier macht es ein Beispiel vermutlich am einfachsten: Man nehme eine rote 3, eine weiße 2 und eine weiße 5. Ich kann nun auf meinem Zettel einfach die rote 3 ankreuzen. Oder ich kombiniere die 3 mit der 2 und kann dadurch eine 23 oder 32 ankreuzen. Mit der 5 wären eine 53 oder eine 35 möglich. Ich darf aber die gewählten Würfel auch addieren und entsprechend eine 5 (3+2) oder 8 (3+5) ankreuzen. Wer ein Kreuzchen macht, muss übrigens „Bing“ rufen. Das scheint zu Beginn eher albern, macht im späteren Spielverlauf aber tatsächlich Sinn, da man gar nicht dazu kommt, zu schauen, wie weit die anderen so sind, denn es kommt noch eine kleine Feinheit hinzu:


Bis hierhin wäre das Kreuzchen-Machen fast schon eine Art „Nochmal!“ mit Zahlen und weniger Wertungstiefgang oder „Bingo für Einsteiger“. Die Besonderheit ist nun aber, dass man – sobald in einer Zeile oder Spalte nur noch eine Zahl frei ist – diese Zahl einkreisen darf (und man „Boing“ rufen muss). Diese Zahl zählt als angekreuzt und kann somit eine Kettenreaktion auslösen: Kreis in Zeile, dadurch fehlt in der kreuzenden Spalte auch nur noch eine Zahl, einkreisen, dadurch fehlt in der dort kreuzenden Zeile wieder nur eine Zahl, einkreisen, usw. Und so simpel das auch ist, so belohnend wirkt es dann auch, wenn man mal 4 oder 5 oder noch mehrmals hintereinander Boing rufen darf. Denn die Zeilen und Spalten haben auf dem einen Blatt lediglich max. 4 Zahlen während es auf dem anderen auch je 2 Spalten/Zeilen mit 8 Zahlen gibt. Oder kurz: mehr als 15 Minuten ist man hier nicht am Spielen. Dafür gibt es weder einen Startspielenden noch irgendwelche Zugreihenfolgen oder Beschränkungen. Alle spielen in bester Bingo-Manier (Mist, doch noch eine Gemeinsamkeit, hehe) gleichzeitig und wer würfelt ist völlig egal, auch wenn die Anleitung zur Sicherheit hierfür eine Regel mitbringt.


Schnell erklärt, schnell gespielt, schnell vergessen. Alles anderer als ein großer Wurf. Aber Spaß gemacht hat es trotzdem, grade auch mit den Kids.

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Bing Boing von Christoph Cantzler & Torsten Marold
Erschienen bei Schmidt Spiele
Für 2 bis 8 Spieler in ca. 15 Minuten ab 7 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Schmidt Spiele)
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