Ich gebe es gern offen und ehrlich zu: Ich pflege ein Vorurteil gegen abstrakte Spiele. Nämlich dass sie oft etwas dröge oder schlicht zu verkopft sind. Woher das kommt, weiß ich nicht, denn ich wurde schon oft eines Besseren belehrt. Aber irgendwie muss ich mich immer etwas überwinden, um mir solch ein Spiel näher anzuschauen. Da hatte Kamon natürlich erstmal keine guten Karten. Aber nur auf dem Papier. Denn auf der Packung prangt der Name des Autors, Bruno Cathala, und das ist für mich fast schon ein Kaufgrund. Und natürlich haben wir hier ein reines zwei-Spielenden-Duellspiel. Also auf geht’s mit Kamon: In der Box finden wir ein Spielbrett mit 37 Hexfelder, dazu 37 Holz-Hexagons (18 weiße, 18 schwarze, 1 goldener „Stein“) und 37 Kamon-Chips (je 6 mit 6 verschiedenen Symbolen in 6 verschiedenen Farben und ein Blanko-Chip). Die Chips sind beim Auspacken in das Spielbrett integriert und müssen dort ausgepöpelt werden. Bei Spielstart verteilt man diese zufällig auf dem Board und drückt sie fest, jede/r Duellant/in bekommt die 18 Steine eine Farbe und es kann losgehen:
Es beginnt schwarz und muss einen Stein am Rand – aber nicht an einer Ecke – anlegen. Es stehen also genau 12 Felder zur Wahl. Drei aufeinanderfolge Seiten haben dabei eine Farbmarkierung (gelb, grün oder blau), die auf der jeweils gegenüberliegenden Seite wiederholt wird. Warum das wichtig ist, dazu kommen wir gleich. Auf den ersten gelegten Stein wird nun der goldene Stein gelegt. Durch letzteren wird markiert, welche Feldart gespielt werden muss. Das Gegenüber darf nun einen eigenen Stein entweder auf ein Feld mit gleichem Symbol oder gleiche Farbe legen. Das Blanko-Feld darf aber nicht gewählt werden. Anschließend legt auch die Person den goldenen Stein auf ihren. Nun muss das Gegenüber wieder ein Feld mit gleichem Symbol oder gleicher Farbe belegen, usw. Das ist im Kern auch schon der gesamte Spielablauf.
Es wird solange hin und her gespielt bis eine der drei Siegbedingungen erfüllt ist: 1) man schafft es, mit einer Kette eigener Steine, die beiden farblich passenden, gegenüberliegenden Seiten zu verbinden, 2) man schafft es, mit eigenen Steinen eine Schleife zu bilden, in der mindestens ein freies Feld oder ein gegnerischer Stein in der Mitte liegen zu bilden oder 3) das Gegenüber kann keinen Stein mehr regelkonform legen. Das Spiel endet unentschieden, wenn beide Seiten alle ihre Steine unterbringen konnten.
Das war’s auch schon. Und es ist diese Schlichtheit, diese absolut barrierefreie Zugänglichkeit, die Kamon ausmacht und die es im Prinzip zu einem schönen Gateway-Game für abstrakte Spiele macht. Und für Duellspiele. Klar, es gibt viele ähnlich geartete Spiele, beim Alltimer Dame angefangen, aber Kamon bringt einfach mal eine frische Brise in das Genre der leichtzugänglichen abstrakten Spiele, die man mit Jung und Alt, mit Klein und Groß und in Windeseile – mal schnell nebenher, aber nicht ohne taktischen Anspruch – spielen kann. Ein schönes Spiel. Nichts überragendes oder erfrischend „Neues“, aber ich mag’s ganz gern. Und schick verpackt ist das Ganze auch noch.
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