Meine erstes Phil Walker-Harding Spiel hörte auf den klangvollen Namen Bärenpark und war ein Highlight für unseren damals 7jährigen (oh weh, ist das lange her). Ein tolles Familienspiel war es auf jeden Fall. Danach schloss sich mit Hexenhaus ein nicht ganz so seichtes Familienspiel an, das ich ebenfalls wirklich gut fand. Rückblickend hat sich allerdings tatsächlich Bärenpark stärker in mein Gedächtnis eingegraben. Warum auch immer. Seitdem machte ich um die Spiele von Herrn Walker-Harding aber eher einen Bogen. Warum genau, kann ich gar nicht sagen. Irgendwie hatte es sich ausgepuzzled und die Adventure Games Reihe hat es noch nicht zu mir geschafft.
Und da kommt nun Cities daher, weckt in mir allein durch das Cover schon Erinnerungen an selige Sim City-Zeiten und wollte daher allein deswegen auf den Tisch gebracht werden. Und ja, was soll ich sagen, es reiht sich in die beiden oben erwähnten Spiele wundervoll ein. Denn auch Cities ist ein rundum schönes, gehobenes Plättchenlege-Familienspiel. Und genau so muss man es auch sehen. Wer hier ein Kennerspiel erwartet, wird enttäuscht. Cities hat zwar durchaus Anspruch und schöne Entscheidungen zu bieten, aber man zerbricht sich hier eigentlich nie den Kopf. Im Gegenzug spielt das Glück aber natürlich eine nicht ganz unwichtige Rolle.
Schwenken wir aber mal kurz zu den Komponenten: Die Anleitung zeigt schon, wo es lang geht: vier Seiten, viele Bilder, viele Beispiele. Das Spiel lässt sich in maximal 5 Minuten erklären. Dazu bekommen wir ein Spielbrett, dass im Kern unseren Markt darstellt und legen dort eine der mitgelieferten Stadtplättchen an. Diese zeigen, wofür es in dieser Partie Siegpunkte gibt. Auf dem Markt gibt es dann vier Reihen mit jeweils vier Plätzen. In Reihe 1 liegen die Aufträge, die persönliche Siegpunkte bringen. In Reihe 2 gibt es Stadtplättchen Reihe 3 bringt uns kleine Plättchen mit Symbolen und Reihe 4 bietet uns Hausteile in vier verschiedenen Farben und unterschiedlicher Stückzahl. In Summe haben wir also 16 Felder zur Wahl. 12 davon stellen einen offenen Markt dar, während die letzte Spalte immer verdeckt ausgelegt wird.
Unser Ziel: Mittels der Stadtplättchen eine Stadt im Raster 3x3 vor uns zu bauen. Jedes Stadtplättchen ist dabei in vier Felder unterteilt, die anzeigen, ob es sich um Wasser, einen Park oder einen Bauplatz in einer der vier Hausfarben handelt. Diese Felder können wir mit den Plättchen aus Zeile 3 überbauen, um bspw. bestimmte Symbole zu sammeln oder auch ein Baufeld mit einer bestimmten Farbe in ein „Joker“-Baufeld zu verwandeln. Die Häuserteile aus Zeile vier dürfen wir demnach nur auf farblich passende Baufelder setzen – und maximal vier Stück davon auf einander. Der Clou des Spiels ist folgender: jede/r hat genau 4 Figuren, die man pro Runde einsetzen darf und pro Durchgang darf pro Zeile auch nur eine eigene Figur setzen. Nach jeder Runde ist der Markt leer (bzw. bei drei Spielenden wird der Rest noch abgeräumt) und wird komplett neu aufgefüllt. Und da wir bereits mit einem Stadtplättchen beginnen, ist das Spiel nach 8 Runden auch schon zu Ende. Zu zweit ist es noch ein wenig Straffer: Hier hat jede/r 8 Figuren und das Spiel endet nach 4 Runden (oder alternativ 7 Runden mit dem Ziel eines 3x5 Rasters). Das waren schon alle Regeln.
Klingt unfassbar seicht, bekommt aber doch eine schöne (wie schon gesagt familientaugliche) Tiefe durch die Aufträge und den Fakt, dass ich pro Runde nur jede Marktsorte einmal einkaufen darf. Ich muss mir also gut überlegen, was ich möchte und wo ich hin will. Dieses Ziel geben mir einerseits die Stadtziele, aber eben auch meine persönlichen Aufträge vor. Und wenn ich Pech habe, widersprechen sich diese sogar. Und dann will eben gut überlegt sein: Sichere ich mir das Stadtplättchen in Spalte 2 oder eher den Auftrag in Spalte 3? Brauche ich die vier Häuser vielleicht dringender als das Schiffsplättchen? Ach Mist, jetzt habe ich das Schiff genommen und die drei nach mir haben mir in den anderen Zeilen meine Sachen weggenommen. Das überfordert nie, unterfordert aber auch nicht.
Am Ende wartet ein sehr bunter Punktesalat, aufgrund der 8 persönlichen Wertungskarten, die jede/r gesammelt hat und es gewinnt, wer die meisten Punkte sammeln konnte. Durch diese wilden Wertungskombis lässt sich Cities aber eben null-Komma-gar-nicht berechnen oder gar mit einer festen Strategie angehen. Hier muss man mit dem umgehen, was grade verfügbar ist und zur Not auch mit dem Leben, was man bekommt. Was einem aber definitiv bewusst sein muss, ist, dass das Spiel sich in den unterschiedlichen Konstellationen ein gutes Stück anders anfühlt: Zu dritt und viert ist die Not „schnell“ die für einen persönlich wichtigste Zeile zu besetzen recht groß, da sonst die anderen einem das heißbegehrte Plättchen / Haus / Auftrag vor der Nase wegschnappen. Zur viert kann man dann noch dazu schnell in die missliche Lage kommen, dass nur noch die verdeckte Spalte einer Zeile frei ist und man nicht weiß, was man bekommt. Zu dritt bleibt ein Feld frei, und das bleibt einem erspart. Andererseits mag man manchmal die Auslage nicht und hofft beim Zufallsplättchen auf etwas Gutes. Zu zweit setzt man pro Durchgang zwei Meeple pro Zeile und hat daher weniger „Stress“. Dafür kann es hier durchaus vorkommen, dass man oftmals in der zweiten Hälfte jeder Runde gar nichts mehr entscheidet (weil z.B. Spielerin 1 je zwei Meeple in die Zeilen 1 und 2 gesetzt hat und Spieler zwei je zwei Meeple in den Zeilen 3 und 4 hat) – was dem Spiel dann einen etwas faden Beigeschmack verleihen kann. Das kann man aber mit einer einfachen Hausregel unterbinden (hast nur du einen Meeple in einer Zeile, darfst du keinen zweiten in die Zeile setzen), wenn diese Konstellation zu häufig vorkommen sollte.
Unterm Strich macht Cities wirklich Spaß. Es ist nichts Überwältigendes, großartig Neues oder gar unglaublich Herausforderndes und vermutlich auch nichts für die Ewigkeit. Aber es ist eben ein schönes Spiel für die ganze Familie. Und wenn es in 1-2 Jahren in Vergessenheit geraten sollte, dann ist es nicht schlimm. Denn wir hatten eine Menge Spaß damit. Und vielleicht wird es sich doch noch - ganz wie der Bärenpark – in unsere Erinnerungen einbrennen. Das wird aber die Zeit zeigen müssen. Dank der schönen kompakten Schachtel in Größe der Kosmos-2er-Titel, darf es auf jeden Fall noch eine Zeit in der Sammlung verweilen.
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Cities von Steve Finn und Phil Walker-Harding
Erschienen bei Kosmos
Erschienen bei Kosmos
Für 2 - 4 Spielende in 30 - 40 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Kosmos)
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