Agricola 15 – 15 Jahre schuften, und noch immer kein Traktor
Es gibt Brettspiele, die altern wie guter Käse – und Agricola ist definitiv einer davon. Zum 15. Jubiläum spendiert uns Uwe Rosenberg eine Sonderedition, die sich gewaschen hat. Also... gewaschen wird in diesem Spiel leider nichts, aber wer jemals auf seinem kleinen Holzbrett einen Stall mit drei Wildschweinen und einer hungrigen Familie koordinieren musste, weiß: Das ist kein Spiel, das man mit sauberen Händen verlässt.
Die Jubiläumsbox ist randvoll – und das ist nicht einfach so dahergeredet. Du bekommst nicht nur das überarbeitete Grundspiel von 2016, sondern auch die satten Erweiterungsdecks Artifex und Bubulcus, obendrauf noch rare Promo-Decks (X, T und ein frisches L-Deck), neue Ereigniskarten, personalisierte Hofpläne und ein Inlay, das endlich Schluss macht mit der Ziploc-Tütchen-Hölle. Endlich können wir unsere Holzschafe in Würde aufbewahren.
Spielerisch bleibt alles beim Alten – und das ist auch gut so. Worker Placement in seiner reinsten Form: Du startest mit zwei Familienmitgliedern in einem windschiefen Holzhaus und arbeitest dich langsam hoch. Erst ein Acker, dann ein Vieh, irgendwann ein Kind – und plötzlich stehst du mit sechs Leuten im Lehmhaus und fragst dich, wie du zur Ernte alle satt bekommen sollst. Classic Agricola! Der Stress ist wieder da – und fühlt sich wunderbar vertraut an.
Die größte Stärke dieser Edition ist ihr liebevoller Umfang. Es ist, als hätte Uwe selbst noch mal in den Stall geschaut, die Tiere gezählt und gesagt: „Da geht noch was.“ Die Materialqualität ist top, das Artwork von Klemens Franz gewohnt charmant-rustikal und das neue Kartenmanagement durch das Inlay ist ein echter Segen für Vielspieler und Ordnungsfans.
Aber so schön die Box auch ist: ganz ohne Makel ist sie nicht. Die schiere Menge an Karten kann Neulinge anfangs überfordern, und wer Agricola wegen seines engen Korsetts nie mochte, wird hier auch kein Luftloch finden. Das Spiel bleibt ein knallhartes Optimierungspuzzle, bei dem jeder Fehler bestraft wird – oft mit Hunger und schlechtem Wetter.
Fazit?
Agricola 15 ist keine neue Kuh auf der Weide, sondern die gut abgehangene Lieblingskuh – jetzt mit goldener Glocke, extra Futter und gestreicheltem Fell. Wer schon immer mal alles in einer Box haben wollte, wird hier glücklich. Und wer es schon besitzt? Der wird schwach. So wie ich. Und das ist okay.
____________________________________________________________________
Agricola 15 von Uwe Rosenberg
Erschienen bei Lookout
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 80 Minuten ab 12 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Lookout)
*es handelt sich um einen Affiliate Link. Für Euch entstehen dabei keine Kosten, wir erhalten jedoch eine kleine Provision