Wer will sie nicht? Sie ist so anziehend und verlockend, so faszinierend und aufregend, einfach so verführerisch… Ja genau, wer will sie nicht die Weltherrschaft? Die geheime Organisation Mind MGMT hat diesbezüglich jedenfalls schon ganz konkrete Pläne und setzt ihre mentalen Kräfte dazu ein, aus dem Verborgenen immer mehr Menschen für ihr Vorhaben zu rekrutieren, immerzu angeführt vom Management und unterstützt von den sogenannten „Unsterblichen“, eine knallharten Agentenarmee, die sich wohl ebenfalls nach einer Neugestaltung der uns bekannten Welt sehnt. Doch zum Glück gibt es ein paar wenige abtrünnige Agenten, die unermüdlich versuchen, dem Management das Handwerk zu legen. Werden sie es rechtzeitig schaffen, den Kopf des Mind MGMTs zu schnappen?
In Mind MGMT übernimmt einer der SpielerInnen die Rolle des Managements und die Unsterblichen, während die restlichen SpielerInnen sich die Kontrolle über vier abtrünnige Agenten teilen. Und dann kann die Jagd in feinster Scotland Yard – Manier auch schon losgehen. Hierbei wird sich das Management geheim von Ort zu Ort bewegen und dies auf einem eigenen Plan hinter einem Sichtschirm festhalten. Jeder Ort zeigt jeweils zwei verschiedene Merkmale, und Aufgabe des Managements ist es, Orte mit drei zuvor heimlich festgelegten Merkmalen (von insgesamt 16) zu besuchen, um dort erfolgreich neuen Rekruten zu gewinnen, wobei auch die Unsterblichen, die ebenfalls vom Management bewegt werden können, bei guter Koordination vereinzelt mit jeweils zwei offen ausliegenden Merkmalen rekrutieren kann. Wird 12 Mal erfolgreich rekrutiert, gewinnt das Management und belohnt sich mit der langersehnten Weltherrschaft.
So leicht wird es jedoch nicht werden, denn die abtrünnigen Agenten bewegen sich ebenfalls über den Spielplan, bringen kleine individuelle Spezialfähigkeiten mit und versuchen nach und nach an Informationen zu gelangen, um durch folgerichtiges Kombinieren den aktuellen Aufenthaltsort des Managements herauszufinden. Hierfür können sie an Orten nach einem bestimmten Merkmal fragen und das Management dazu zwingen eine Spur auf einen Ort mit entsprechendem Merkmal zu legen, wo das Mangement bereits einmal war oder gerade ist. Oder sie können eine bereits ausliegende Spur weiter untersuchen, um den genauen Zeitpunkt zu erfahren, an dem das Managment dort war. Oder sie können Informationen aus den Unsterblichen herauspressen, um entweder auf Merkmale des Managements zu kommen, um diese für zukünftige Rekrutierungen zu blockieren oder andernfalls einzelne andere Merkmale auszuschließen. Schließlich bekommen die Agenten noch in regelmäßigen Abständen die Information, wie viele neue Rekruten das Management in diesem neuen Zeitabschnitt insgesamt erfolgreich anwerben konnte. Und mit all diesen Informationen, die sie in Form von mental Notes auf dem Spielplan platzieren dürfen, müssen die Agenten am Ende den Aufenthaltsort des Managements ausfindig machen, um es dorthin zu verfolgen und es mit einer letzten Aktion lahmzulegen; außer natürlich es sind Unsterbliche anwesend, die das Management schützen – die müssten zuvor noch aus dem Gebiet verjagt werden…
Mind MGMT macht einiges richtig. Es verbindet ein Hidden-Movement-Game mit ner guten Ladung Deduktion und stülpt anschließend ein spannendes und passendes Thema drüber. Die thematische Einbettung wird dann noch durch das famose Artwork und die ganze Spieleschachtel, die man durchaus als Gesamtkunstwerk betrachten kann. Es lässt sich überall elegant was aufklappen, überall finden sich kleine Comic-Strips – denn das Spiel basiert ja auf einem Comic – und auch sonst macht die Aufmachung echt was her. Am Ende des Tages ist es aber eben ein sehr gut gewähltes, aber dennoch aufgestülptes Thema. Im Endeffekt stehen hier Deduktion, das richtige Lesen des Gegenübers sowie das altbekannte Quäntchen Glück im Vordergrund. Aber genau das funktioniert bei diesem Spiel meiner Meinung nach ganz wunderbar. Die abtrünnigen Agenten kommen dem Managment immer mehr auf die Spur und hinten raus habe ich doch einige sehr spannende Partien erlebt, in denen es auf einzelne Aktion oder einen einzelnen Schritt ankam.
Doch am Ende gelang es zumeist dem Management, zwölf Mal erfolgreich zu rekrutieren, ehe es lahmgelegt werden konnte. Vor allem für unerfahrene Agenten kann es schon verdammt schwer sein, das Managment rechtzeitig zu schnappen. Das liegt vor allem daran, dass die Unsterblichen selbst regelmäßig zusätzlich rekrutieren und die Ermittlungen der Agenten wiederholt behindern können. Zum anderen darf das Managment bis zu zwei Mind-Slip-Aktionen im Laufe der Partie ausführen, um durch einen Extraschritt (entweder orthogonal oder diagonal) zu entkommen, sollte es einmal eng werden. Den Entwicklern des Spiels ist dieses leichte Ungleichgewicht offenbar ebenfalls nicht entgangen. Denn sie haben sich hierfür etwas überlegt, jedoch kein einfaches Balancing im Grundspiel, sondern ein ganz eigenes Shift-System, mit dem sich das Ungleichgewicht wieder ausgleichen lässt. Nach einer Partie öffnet die Verliererseite eine der mit in der Box enthaltenen Shift-Schachteln mit spielveränderndem Extramaterial, was eben jener Seite für die nächste Partie einen kleinen Vorteil gewährt. Schon ein genialer Einfall, der vor allem dann sinnvoll eingesetzt werden kann, wenn man mehrere Partien mit den gleichen Leuten und der gleichen Rollenverteilung spielt, oder das Kräfteverhältnis zwischen erfahreneren und unerfahreneren SpielerInnen von vornherein ausgleichen möchte. Cool! Zudem gibt es noch eine App, die eine Solovariante sowie das kooperative Spielen ermöglicht. Diese App habe ich noch nicht ausprobiert, denke aber, dass sie eine nette Ergänzung darstellt.
Alles in allem präsentiert sich Mind MGMT als gelungenes Deduktionsspiel mit Hidden-Movement-Mechanik, das vor allem zu zweit oder dritt sehr viel Spaß bringt. Einzig und allein der Umstand, dass die Kräfteverhältnisse zwischen den beiden Seiten von Beginn an nicht ganz ausgewogen sind und das Spielen als abtrünnige Agenten (zumindest mir) tendenziell mehr Spaß bringt, könnte man dem Spiel anlasten. Ansonsten habe ich nicht wirklich was zu meckern. Jeder, der den beiden oben genannten Grundmechaniken was abgewinnen kann und Bock auf ein thematisch und spielerisch aufgemotztes Spielerlebnis hat, der sollte durchaus einen Blick auf Mind MGMT werfen, oder vielleicht auch einen zweiten, denn die Wege des Managements sind nicht immer ganz eindeutig…
Agiert schnell und unauffällig, und schlagt im richtigen Moment zu, ehe euch ein erneuter Mind-Slip vor weitere Fragezeichen stellt! Die Zukunft der Welt liegt in euren Händen, vergeigt es nicht!
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Mind MGMT von Jay Cormier und Sen-Foong Lim
Erschienen bei Off the Page Games
Für 1 bis 5 Spieler in ca. 60 Minuten ab 13 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Off the Pages Games)