02.02.2018

Zug um Zug: Meine Erste Reise


Ja, Ihr seht ganz richtig. Auch ich kann Kinderrezensionen und nicht nur Oli. Das liegt ganz einfach daran, dass auch ich ab und zu mal ein paar Kids am Spieltisch habe. Eine gute Möglichkeit dann mal das Portfolio der Kinderspiele des ein oder anderen Verlages zu testen. Heute ganz konkret: Zug um Zug: Meine erste Reise. Dabei handelt es sich (Ihr werdet es sicherlich erraten haben) um die Kinderversion des gleichnamigen großen Bruders.

Die Frage, ob der ohnehin schon recht regeltechnisch simple große Bruder wirklich noch eine Kinderspielversion braucht, hat sich mir zuerst gestellt. Für mich galt Zug um Zug seit jeher als ein klassisches familienfreundliches Spiel, welches sicherlich bei vielen einen ähnlich tollen Einstieg ins Brettspielhobby geboten hat, wie Mitte der 90er Siedler von Catan. Was wurde denn getan?


In Zug um Zug: Meine erste Reise ist vieles reduzierter. Das fängt beim Spielplan an. Weniger Städte, kürzere Strecken zwischen den Städten (wir sprechen hier von Strecken zwischen 1 und 3 Feldern). Auffallend ist dabei, dass jeder Stadt auf dem Europaplan ein klassisches, traditionelles Merkmal zugeordnet wurde. In Paris steht der Eifelturm, in London der Big Ben, in Rom das Kolosseum. Das gefällt und sorgt nicht nur für einen bunteren Spielplan, sondern fördert so ein ganz klein wenig die Geografiekenntnisse der Jüngsten. Zug um Zug: Meine erste Reise scheut sich dabei aber auch nicht mit beinharten Klischees zu spielen. So gibts in Dublin nunmal die Leprechauns, in Madrid die Stierkämpfe und in Sarajevo die Zigeuner. An dieser Stelle weiß ich nicht, ob ich das immer noch so gut finden soll. Hier wird klares Schubladendenken bedient. Sei´s drum. Wir wollen hier nicht zu päpstlich sein.


Der große Hauptunterschied zwischen Zug um Zug: Meine erste Reise und seinem großen Bruder sind aber vermutlich die Siegbedingungen. Hier geht es nun nicht mehr darum nach Spielende die meisten Punkte gesammelt zu haben, sondern als erster der Spieler 6 seiner Streckenkarten vollendet zu haben. Das macht das Spiel zwar einerseits deutlich zufälliger für die Erwachsenen am Tisch, aber andererseits auch deutlich konkreter für die Jüngsten - für welche das Spiel ja auch gemacht wurde. Für die geht es nämlich einzig und allein ums Züge bauen und Städte verbinden. Da ist die neue Siegbedingung einfach viel passender, als das abstrakte Punkte zusammen zählen. Mir gefällt´s.

Nicht ganz so gut gefällt mir, dass es bei den Zugkarten keine offene Auslage mehr gibt. Richtig gehört. In Zug um Zug: Meine erste Reise wird immer von einem verdeckten Stapel gezogen. Und ja, dass macht das Spiel ziemlich beliebig. Sich eine Strategie zurechtzulegen wird daher hier schwer möglich sein, da man dem Kartenziehglück hier einfach vollkommen ausgesetzt ist. Für die Kids am Tisch stört das aber nicht weiter. Man muss schließlich bedenken, dass  Zug um Zug: Meine erste Reise für die Kleinsten ab 6 Jahren konzipiert wurde. Durch das zufällige Nachziehen, kombiniert mit den kurzen Streckenplänen, ist gewährleistet, dass auch die Kinder am Tisch realistische Chancen auf den Spielsieg haben - ohne, dass die Großen am Tisch nachhelfen müssen. Und so muss es doch sein, oder?


Zug um Zug: Meine erste Reise eben genau für die Zielgruppe geeignet, für welche es gemacht wurde - für die Kleinsten am Tisch. Da gibt es allein große funkelnde Augen, wenn sie den bunten Spielplan, die schicken Plastikwaggons und die cartoonartigen Zeichnungen sehen. Das Spielprinzip wurde dabei so reduziert, dass die Spielregeln wirklich überschaubar sind und auch den Kleinsten schnell in Fleisch und Blut übergehen. Zug um Zug: Meine erste Reise ist daher als Kinderspiel durchaus zu empfehlen. Sobald jedoch ein paar Spielrunden mit dieser Version ins Land gegangen sind, kann auch bedenkenlos der große Bruder auf den Tisch gebracht werden. Dieser ist auch bunt, einfach zu erlernen und bringt auch den Erwachsenen am Tisch genug Spielfreude.
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Zug um Zug: Meine erste Reise von Alan R. Moore
Erschienen bei Days of Wonder (Vertrieb bei Asmodee)
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 30 Minuten

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Days of Wonder)