21.03.2018

High Tide


30 Grad Lufttemperatur, 22 Grad Wassertemperatur, der Himmel ist klar, die Sonne scheint, und ich liege auf meiner Strandliege und lasse es mir gutgehen….Doch hey, was ist denn jetzt los? Links und rechts von mir schleppen andere Strandbesucher ihre Liegen an mir vorbei und setzen sich seitlich neben oder sogar vor mich und sind dadurch näher am Wasser…Na denen werde ich es zeigen, dass ist mein Strand und ich schnappe meine Liege und gehe noch etwas näher ans Wasser. Die beiden anderen geben aber auch nicht auf und schleppen ihre Liegen noch ein wenig vor, doch dann erwischt den einen eine Welle und seine Liege wird davon gespült. Hehe, geschieht ihm recht.


Mit diesen Worten wäre das Spielprinzip von High Tide zusammengefasst. In dem Spiel gibt es sechs Strandabschnitte mit je einer eigenen Farbe und dazu passenden Würfeln. Jeder Spieler hat pro Strandabschnitt eine Liege in seiner Farbe auf jedem der Abschnitte. Alle Würfel kommen in einen Beutel aus dem der erste Spieler zwei ziehen und Würfeln darf. Gefallen ihm Würfelfarbe und geworfene Augenzahl, darf er seine Liegestühle an den entsprechenden Strandabschnitten um die jeweils geworfene Augenzahl vorziehen und die Würfel werden in den Pool geworfen (sind für diese Runde also nicht mehr verfügbar). Gefallen sie ihm nicht, darf er sie auf die Liegewiese legen und neue Würfel aus dem Beutel hohlen. Alle nachfolgenden Spieler eine Runde haben nun die Wahl, entweder die Würfel von der Liegewiese zu nehmen (mitsamt der geworfenen Augenzahl) oder selbst neue Würfel zu ziehen. Gibt es auf der Liegewiese keinen Platz mehr, darf man keine Würfel mehr aus dem Beutel ziehen, sondern muss welche von der Liegewiese wählen. 


Am Ende der Runde bleibt entweder ein Würfelpaar auf der Liegewiese übrig oder aber wird aus dem Beutel neu geworfen. Die Farben und Augenzahlen dieser letzten Würfel entscheiden, auf welchen Strandabschnitten das Wasser vorrückt. Bei der höheren der beiden Augenzahlen ist die Flut zudem etwas schneller (größeres Wasserplättchen). Das Spiel endet nach sechs Runden oder sobald mindestens ein Liegestuhl von der Flut erwischt (und somit davongespült) wird. Am Ende des Spiels gibt es pro Strandabschnitt 4 Punkte für den Spieler, der am weitesten vorne liegt sowie 2 Punkte für den zweiten Platz und ab einer höheren Spielerzahl auch 1 Punkt für den Dritten. Hat man eine Liege in einem Strandabschnitt gar nicht bewegt, gibt es zudem einen weiteren Punkt. Es gewinnt, wer die meisten Punkte einheimsen kann.


Insgesamt handelt es sich also um ein Wettrennen, bei dem man aufpassen muss, dass man nicht über das Ziel hinausschießt und plötzlich ohne Liege dasteht. Hätte man es an dieser Stelle gelassen, wäre High Tide zwar ein „nettes“ Spiel für zwischendurch, dass aber auch ganz schnell in Vergessenheit geraten würde. Denn um dauerhaft Spaß mit dem Spiel zu haben ist es einfach zu seicht und – mit den Worten unseres 8jährigen – „langweilig“.

Zum Glück wurden der Packung aber direkt vier Minierweiterungen beigefügt, die für sich genommen auch nicht unbedingt taktische Meilensteine darstellen, die dem Spiel in Kombination miteinander allerdings etwas mehr Tiefe einbläuen und dadurch zumindest ein wenig abwechslungsreicher werden lassen. Hier kommen Haie ins Spiel, die den führenden Spieler eines Abschnitts am Ende der Runde dazu zwingen, seine Liege zurück zu ziehen oder Surfer, die Extrapunkte bringen, wenn man es schafft, seine Liege ins Wasser zu befördern. Es gibt Aktionsplättchen, die einmalig ausgelöst werden können sowie Münzen, die unterwegs gesammelt werden wollen. Aber genau hier liegt auch die Krux des Ganzen. Für ein schnell aufgebautes Familienspiel für zwischendurch, also ohne die Erweiterungen, ist das Spiel zu seicht. Mitsamt der Erweiterungen ist es zwar interessanter, dafür kann man es aber nicht mehr mal eben schnell erklären und die Komponenten können dann schnell unübersichtlich werden.

Apropos Komponenten. Diese sind die große Stärke des Spiels. Ob nun der wirklich ansehnlich große Spielplan, die Holzliegen, sämtliche Marker und Plättchen. Alle Komponenten sind schön designed und ausreichend stabil um viele Spielrunden zu überstehen.
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High Tide von Dirk Henn
Erschienen bei Queen Games
Für 3-6 Spieler in ca. 25 Minuten
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Queen Games)