09.09.2018

Raxxon


Wenn ein Brettspiel entwickelt wird, das neben markanten Charakteren auch seine eigene, authentische Spielwelt mit ihren Eigenheiten und Überlieferungen mit sich bringt, so ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch weitere Spiele folgen, die in diesem Universum spielen. Einige Beispiele wären Lords of Xidit und Seasons oder Coup und Resistance.

Manche bösen Zungen können jetzt behaupten, dass es eher etwas mit Faulheit als mit Authentizität zu tun hat, oder dass sich ein Designer einfach seiner Linie treu bleiben will. Letzteres trifft definitiv auf Plaid Hat Games zu. 

Tail Feathers und Mice and Mystics spielen im selben Tierreich, während sich Specter Ops und Crossfire das Sci-Fi Universum teilen. Und nun bekommt das wohl beliebteste Plaid Hat Spiel, Winter der Toten, in Form von Raxxon sein Universum Spin-Off.


Raxxon ist nämlich der pharmazeutische Konzern, der für das Ausbrechen des Zombievirus in Winter der Toten verantwortlich ist. Da haben sich die Leute von Plaid Hat Games wohl von einem berühmten Videospiel inspirieren lassen… Das Geschehen in Raxxon spielt sich vor den Ereignissen in Winter der Toten ab und beleuchtet die Anfänge der unaufhaltsamen Katastrophe. 

Winter der Toten war das Spiel, was meine Neugier für moderne Spiele weckte. Es ist auch das erste Spiel, dass ich mir zulegte und bis heute mein absolutes Lieblingsspiel. Umso erfreuter war ich als ich von Raxxon hörte. Ob ich mich nach dem langen Testspielen immer noch freue, erfahrt ihr nachdem ich euch erklärt habe wie Raxxon funktioniert.

In Raxxon schnappen sich bis zu vier Spielern einen von sechs Charakteren mit individuellen Fähigkeiten. Manche dieser Charaktere sind sogar Mitarbeiter des fiesen Konzerns, andere wichtige Personen der Öffentlichkeit oder auch einfache Feuerwehrmänner. Dabei ist es nicht unwesentlich, welche Charaktere ihr spielt, denn ähnlich wie in Winter der Toten, hat auch Raxxon so etwas wie Schicksalskarten. 


Sie werden unter bestimmten Bedingungen getriggert und bieten den Spielern manchmal die Möglichkeit sich zwischen zwei Optionen zu entscheiden. Wer Robinson Crusoe kennt, also das Brettspiel, wird eine Mechanik in Raxxon wiederfinden, nämlich dass manche Entscheidungen spätere Folgen haben können.

*KLEINER SPOILER ALARM*

Hier ein Beispiel: Eine Karte lässt euch kurz in die Rolle eines kleinen Mädchens Schlüpfen, das die Wahl hat ihre potentiell infizierte Mutter, heimlich aus der Quarantänezone zu retten. Rettet ihr die Mutter, kann es sein, dass eine weitere Karte getriggert wird, die dazu führt, dass die Mutter das Mädchen beißt und ihr mit mehr Infizierten zurechtkommen müsst.

*SPOILER VORBEI*

Diese Schicksalskarten sorgen für eine Menge Atmosphäre und werden manchmal oft manchmal weniger oft getriggert. Habt ihr euch für einen Charakter entschieden, muss das Szenario, je nach Spieleranzahl und gewünschter Schwierigkeit, zusammengestellt werden.


Dafür mischt ihr eine bestimmte Anzahl an Infizierten und Nichtinfizierten in einen Stapel und legt daraufhin die Karten, je nach Spieleranzahl, in einem verdeckten 3x3 oder 6x6 Feld aus. Ergo, ihr wisst nicht mehr wo Infizierte und Nichtinfizierte Personen liegen. Nun ist es an der Zeit dies herauszufinden und dementsprechend zu handeln.

Ziel des Spiels ist es nämlich, die 20 Nichtinfizierte Personenkarten in die Evakuierungszone zu retten. Dafür stehen euch die, mehr oder weniger, individuellen Fähigkeiten eurer Charaktere zur Verfügung.

Die von „evakuiere alle benachbarten, gesunden Personen“ über „Stecke bis zu drei Infizierte in die Quarantäne“ bis hin zu „fordere einen Luftangriff an und töte alle Personen in einer Reihe oder Spalte“ lauten können.

Dabei sind eure Aktionen, bis auf die Umdreh Aktion, begrenzt. Habt ihr alle Aktionsfelder einer Aktion belegt, könnt ihr sie bis zum nächsten Tag nicht mehr nutzen. Dieser bricht nach dem Abhandeln der Nachtphase an, in der mehr Infizierte in die Stadt kommen und alle Personenkarten wieder gemischt und umgedreht werden.

Außerdem müsst ihr immer wenn ihr eines der Aktionsfelder, mit den Aktionsplättchen belegt, in der nächsten Runde den Malus abhandeln, der euch durch das belegen aufgezwungen wurde. Diesen Malus müsst ihr solange abhandeln bis ihr euch entschließt in die Nachtphase zu wechseln indem ihr passt oder das Aufdecken bestimmter Karten euch dazu zwingt. Letzteres kann besonders blöd sein, da ihr so nicht nur euren Zug verliert, sondern weil eure Strategie so zunichte gemacht wird.

Das heißt ihr müsst genau abschätzen wie viele Personen ihr an einem Tag retten könnt und wie viele Nächte ihr verkraften könnt ohne überrannt zu werden. Und als wenn das noch nicht genug wäre, müsst ihr auch noch darauf achten, dass Raxxon nicht zu mächtig wird. Letzteres geschieht durch die Schicksalskarten.


Raxxon ist nicht perfekt, da es viel mit Kartenglück zu tun hat und das ist eine Sache, die ich eigentlich gar nicht mag. ABER man behält trotzdem die Kontrolle über das Spiel, egal wie sich das Glück bzw. Unglück gegen einen wendet. Das liegt an der Vielzahl der Charakterfähigkeiten. Alle Fähigkeiten haben ihre Daseinsberechtigung und wir konnten keine unnützen entdecken.

Ein weiteres kleines Manko ist die Abbildung auf der Rückseite der Personenkarten. Dort ist nämlich ein Kopf, der die Rückseite asymmetrisch macht und ihr so ausversehen eine Zombiekarte reinmischt, die verdreht ist und dadurch verrät dass sie eine Zombiekarte ist. Das kann manchmal etwas nerven.

Ansonsten ist Raxxon TOP!

Es hat uns zur Verzweiflung getrieben und obwohl wir dachten alles richtig gemacht zu haben, am Ende trotzdem in den Allerwertesten getreten und trotzdem hat uns Raxxon vom ersten Zug an gepackt und bis zum ersten Sieg nicht mehr losgelassen.

Eine Coole und Verrückte Mischung aus Pandemie und Memory überbacken mit einem stark präsenten Zombiethema.

Also lautet die Antwortet: „JA, ich bin super glücklich mit Raxxon!“

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Raxxon von J. Arthur Ellis

Erschienen bei Plaid Hat Games
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 50 Minuten
Boardgamegeek-Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Plaid Hat Games)