02.09.2018

Totenstadt


Heute haben wir mal ein eher ungewöhnliches Spiel und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich hier eine Review oder eine Preview schreibe, denn man kann das Spiel über den Verlag kaufen, andererseits möchte man in naher Zukunft wohl auch noch eine Kickstarter-Kampagne starten. Wie dem auch sei, kommt mit in die Totenstadt und lasst uns Scharen von Zombies dezimieren. 

Totenstadt ist ein Würfel-Kartenspiel im apokalyptischen Zombie-Gewand aus dem Hause Blood'n Brain, aufgrund der Thematik ab 16 Jahre und für 1-6 Spieler geeignet. Das Spiel wird in einer VHS-Kassetten-Hülle geliefert, was ich wirklich gelungen und witzig finde und auch super ins Regal passt. Super Idee! Vorweg möchte ich nehmen, dass die Regeln noch nicht 100% final sind und die Macher offen für Anregungen sind, meinem Spiel lag auch keine Regel bei (Absicht oder nicht, kann ich leider nicht sagen), ich habe mir dann die 20seitige-PDF von der Homepage geladen, das ist aktuell würde ich sagen noch eines der größten Mankos dieses Spiels. Die Anleitung. Gelungene Übersicht sieht anders aus, gerade zu Beginn, blättert oder scrollt man doch sehr viel hin und her. Für die möglichen Aktionen hat man bereits ein eigenes Übersichtsblatt geschaffen, damit man keine vergisst. In Zukunft wäre es toll, wenn dies auch auf einer eigenen Karte Platz finden könnte. 

Update durch den Seitenbetreiber:
Der Verlag hat mittlerweile nachgeholfen. An den Regeln wurde geschraubt und es soll in den kommenden Tagen nicht nur ein PDF online gestellt, sondern auch eine gedruckte Regel bereitgestellt werden.


Aber kommen wir erstmal zum Spiel selbst. Wie schon erwähnt ist die Zombie-Apokalypse ausgebrochen und wir übernehmen die Rolle eines überlebenden Söldners, der beauftragt wird in der sonst verlassenen Stadt Missionen zu übernehmen. Es stehen uns sechs verschiedene Charaktere mit jeweils anderen Sonderaktionen zur Verfügung. Dann erhält man die Option ob ich entweder ein Waffenholster für kleine Waffen oder eine Brusttasche für kleine Gegenstände nehme und ob ich lieber ein Rückenholster für große Waffen oder einen Rucksack für viele Gegenstände nehme. Dann bekommt jeder Spieler noch eine Karte auf der die aktuelle Gesundheit und das Immunsystem festgehalten wird, sowie evtl. aufkommende Zustände. Jeder darf zu Beginn noch eine Waffe und ein Gegenstand zufällig ziehen, so dass man nicht völlig ungeschützt auf die gefährliche Straße muss.

Dann platziert jeder seinen Söldner in die Mitte, wobei hier die Reihenfolge entscheidend ist, denn je nach Position werden mir im Verlauf des Spiels Gegner zugeordnet. Im Basisspiel sind 8 Missionskarten enthalten, die man nach der Reihe spielen kann (als Szenario) oder halt jede Mission für sich, wobei ich zum Szenario-Spiel raten würde, da sich so das Spiel mehr und mehr entwickelt.

In der ersten Basis-Mission muss man zum Beispiel einfach nur fünf Runden lebend überstehen und erhält dann eine Belohnung. Des weiteren wird vorgegeben, dass bei den Gegnern nur langsame Schlurfer-Zombies gezogen werden können. Hab ich die Mission soweit vorbereitet kann es auch losgehen.
Eine Runde besteht aus 3 Phasen und es beginnt mit der Startphase, in der ich für jeden Söldner jeweils eine Begegnungs-Karte ziehe, was Gegner, Orte, Überlebende oder Ereignisse sein können. Sind es Gegner wird nun gewürfelt und die Zahl entspricht der Position des Söldners der es mit diesem Zombie zu tun bekommt. Bei 6 Spielern ist das klar, bei weniger Spielern wird einfach von oben nach unten abgezählt und dann wieder oben angefangen. Ereignisse werden meistens sofort ausgeführt, Orte können gleich oder später genutzt/durchsucht werden. Überlebende werden erst zum Schluss der Runde abgehandelt. Bei späteren Missionen z.B. kann es die Aufgabe sein, jemanden bestimmtes zu finden, damit wäre dann quasi das Missionsziel erreicht.


Nach der Startphase geht es weiter mit der Statusphase. Söldner und Gegner können im Laufe des Spiels verschiedene Statuseffekte erleiden, wie z.B. "brennt" oder "motiviert". Diese Auswirkung werden nun abgehandelt.
Weiter geht es mit der Kampfphase und hier geht es nun ans Eingemachte. Hier kann nun in frei wählbarer Reihenfolge jeder Söldner eine Aktion ausführen, es sei denn es gibt einen Gegner mit der Eigenschaft "schnell", dann hat dieser Vorrang und darf erstmal angreifen. Die Auswahl an Aktionen ist beachtlich:

- Position wechseln
- Fähigkeit einsetzen
- Ausrüstungs-Fähigkeit einsetzen
- Ausrüstung ausrüsten oder wechseln
- Ausrüstung fallen lassen
- Ausrüstung aufsammeln
- Ausrüstung untereinander tauschen
- Mit der Umgebung agieren, wenn möglich
- Fliehen
- Angreifen
- Die Fähigkeiten der Überlebenden einsetzen
- Beschädigte Ausrüstung reparieren

Die meisten Aktionen sind schon von der Überschrift her klar, aber ein kurzes Wort zu den Ausrüstungen. Hier ist immer darauf zu achten, dass die Söldner nur zwei Hände haben und nur Platz wie die jeweilige Ausrüstung wie Rucksack, Holster und dergleichen haben. Daher gibt es die Möglichkeit Dinge fallen zu lassen oder auszutauschen usw. Wichtig ist auch dass man fliehen kann, wenn man merkt, dass man mit der jetzigen Ausrüstung kein Land gewinnt. Sind alle Söldner geflohen, bekommen diese aber keine Belohnung und die Gegner kommen auf den Lärmstapel. Manche Waffen verursachen Lärm und wenn der Lärmpegel 10 erreicht, werde alle Gegner vom Lärmstapel ins Spiel gebracht! 


Angreifen ist natürlich eine der wichtigsten Aktion. Hier wird nun geschaut, welchen Gegner ich angreife. Ist er in meiner Gruppe oder in einer benachbarten kann ich mit Nah- und Fernkampfwaffen angreifen, Gruppen die weiter weg sind nur mit Fernkampfwaffen, die (Achtung) auch Munition verbrauchen! Jeder Söldner hat einen Grundwert für Nah- und Fernkampf und dann überprüft man noch die Waffen, die zum Einsatz kommen. Hat man z.B. eine Axt, gibt sie im Nahkampf vier Punkte extra zum Grundwert, bei Söldner "Jenny" z.B. ist der Nahkampfwert bei 1. Jenny kommt somit auf 5 Nahkampfpunkte und darf jetzt mit fünf Würfeln ihr Glück versuchen. Jede 4, 5 oder 6 ist ein Treffer. Jeder Gegner hat eine Anzahl an Lebenspunkte, geht diese auf Null ist er endgültig eliminiert! Liegen langsame Gegner aus und ich habe eine Fernkampfwaffe, darf ich diese damit angreifen OHNE eine Aktion zu verbrauchen, dies geschieht zwingend noch VOR der ersten eigentlichen Aktion!

Hat jeder Söldner seine eine Aktion ausgeführt, sind nun die Gegner dran, die immer angreifen! Hier wird dann grundsätzlich der Nahkampfwert des Gegners von der Gesundheit des Söldners abgezogen. Die Söldner haben zwei Möglichkeiten sich zu wehren. Zum einen können Sie mit dem richtigen Gegenstand (z.B. ein Mülltonnendeckel) sich wehren und somit den Schaden verringern bzw. verhindern oder sie können ausweichen. Zum Ausweichen wird ein Würfel geworfen und mit 3+ war dieser erfolgreich. Möchte ich einem weiteren Gegner ausweichen, muss ich aber nun min. 4 oder höher erreichen usw. (bis 6). 
Hat jeder Gegner seine Aktion durchgeführt, sind die Söldner wieder dran mit ihrer nächsten Aktion. Diese geht so lange hin und her, bis entweder alle Söldner geflohen oder gestorben sind oder alle Gegner eliminiert wurden. 


Falls ein Söldner stirbt, können Sie in der laufenden Runde zwar nicht mehr mitmischen, aber in der folgenden Ruhephase ist es möglich sie ins Spiel zurückzubringen. Dort muss man das Immunsystem des Söldners anpassen in dem man einen Würfel wirft und die Anzahl an Punkte vom aktuellen Stand des Immunsystems abzieht. Die Zahl des Immunsystems gibt die maximale Gesundheit des Söldners vor. Danach wird noch überprüft ob seine Ausrüstung beschädigt wurde, hier wird ebenfalls gewürfelt und alles ab 3 bedeutet dass die Ausrüstung weiter verwendet werden kann.
Bei getöteten Gegnern wird ebenfalls gewürfelt und erreicht man hier nur eine 1 oder 2 so kommen diese Gegner auf den Lärmstapel und haben somit die Möglichkeit zurückzukommen. Bei 3, 4, 5 oder 6 werden sie komplett abgelegt.

Ich habe die Ruhephase ja schon angedeutet, hier kann ich nebst dem oben genannten auch viele Aktionen durchführen, wie in der Aktionsphase, quasi alles was mit der Ausrüstung zu tun hat oder den speziellen Fähigkeiten der Söldner. Hierbei wird aber noch zwischen kostenfreien Aktionen gesprochen, wovon ich so viele durchführen kann wie ich will. Dann darf ich noch eine kostenpflichtige Aktion ausführen, das wäre z.B. eine Söldner- oder Ausrüstungs-Fähigkeit oder aber ich versuche mich zu erholen. Hier entscheidet wieder ein Wurf in welcher Höhe ich Lebenspunkte hinzubekomme. Brauch ich das alles nicht, kann ich auch Ausrüstung suchen gehen. Kostet halt auch die eine Aktion und dabei wird ebenfalls gewürfelt. Das Risiko ist hier sehr hoch, da man nur was findet wenn man eine 3 oder 4 schafft. Bei 1 oder 2 passiert nix und bei 5 oder 6 gibt es einen zusätzlichen Gegner in der anschließenden Runde. Zu guter letzt reduziere ich den Lärm um einen Punkt und fang dann eine neue Runde an.


Bei manchen Missionen gibt es zum Ende einen Bosskampf, der unterscheidet sich im allgemeinen Ablauf nicht von anderen Gegnern, außer dass er natürlich besonders stark ist und sogar seine eigene Gesundheitskarte bekommt. Außerdem ist es nicht möglich die Flucht zu ergreifen. Die Bosse werde im Laufe des Kampfs immer stärker und können mehr. Sie sind gar nicht so leicht zu knacken, hat man es aber geschafft wird man mit speziellen Beutekarten belohnt. 

Das ist der recht grobe Ablauf, alles andere würde hier den Rahmen sprengen. Wenn man die Missionen in kompletter Reihenfolge spielt, kann man hier Rollenspiel-Elemente hinzunehmen, so ist es möglich seinen Charakter auf manche Waffen zu spezialisieren und Gegenstände von Mission zu Mission mitzunehmen, was dem ganzen Spiel ein wenig mehr Tiefe verleiht, passende Vorlagen dafür findet man auf der Homepage von Totenstadt

Totenstadt ist wirklich ein spezielles Spiel, angefangen bei der kompletten Aufmachung, bei der ich hin und her schwanke, ob es mir nun gefällt oder nicht. Die Charaktere und Gegner find ich allesamt sehr gut gelungen, aber das grafische Gesamtkonzept find ich auf Dauer anstrengend für die Augen. Zumal die Texte auf den Karten doch sehr klein ausgefallen sind und dann von wirklich bunten Motiven umgeben sind. Alles in allem ist es mir einfach zu bunt und ich hätte hier auf eher dunklere Farben gesetzt, andererseits sticht das Spiel so natürlich ins Auge. 


Der Ablauf selbst weiß auch zu unterhalten. Ich mag Würfelspiele und habe auch kein Problem mit der Glückskomponente dabei, aber es dauert schon bis man sich in diesen Spiel hineingefriemelt hat. Die Aktionen erschlagen einen zunächst, schnelles Nachschlagen ist nicht wirklich möglich und so will zunächst kein wirklicher Fluss entstehen. Auch dass man immer nur eine Aktion hat, erscheint mir zu Beginn ein wenig zu wenig, denn wenn man 2-3 Aktionen anders verbringen musste als mit angreifen, hat man ganz schnell nur noch 4 von 10 Lebenspunkten. Die Möglichkeit des Ausweichens bei Gegner-Angriffen ist erst vor kurzem dazu gekommen und gab es in meinen ersten Partien nicht, eine vernünftige Entscheidung, da es schon ziemlich frustrierend sein konnte. Auch wird aus der Anleitung nicht immer ganz klar wie die Gegenstände und Rucksäcke und dergleichen zu behandeln sind. Man kann erahnen dass man die kleinen Holzwürfelchen verwenden soll und es gibt dafür auch vorgesehen Ablageflächen auf den Karten, aber so richtig erklärt wird es nicht. Hier wäre schön wenn man evtl. noch Beispiele in die Anleitung aufnehmen könnte, wie das ganz aussehen soll. 


An mancher Stelle wollte man glaub zu viel des Guten und hätte Spiel Spiel sein lassen sollen. Gerade die Punkte mit Sachen abwerfen, wieder aufnehmen, reparieren und dergleichen, find ich persönlich eher suboptimal und nerven mich eher, als dass ich sage "Ja, cool, so ist es realistisch!". Ja, ich weiß, es bringt eine taktische Komponente mit, aber wirklich nötig getan hätte es nicht. 

Ich sehe in Totenstadt auf jeden Fall ein Spiel mit Potential, denn die Zombiejagd macht Spaß, die Missionen sind stimmig und es ist alles handlich verpackt zum mitnehmen und kann fast überall gespielt werden (mit ausreichender Tischgröße). Hat man die etwas schwierige Anlaufzeit überstanden und die Regeln verinnerlicht, kann man sich auch auf alles einlassen und die vielen, kleinen Dinge genießen, die eingebaut wurden. Vielleicht kann man hier auch irgendwann mal den anderen Weg gehen wie sonst, wo es erst ein Brett gibt und dann die Karten-Variante, hier fände ich eine Brett-Version auch nicht schlecht.

Wir drücken auf jeden Fall die Daumen, dass aus diesem ambitionierten Projekt auch ein erfolgreiches wird. Das Spiel kann viel, es braucht vor allem eine ordentliche Anleitung, bitte!

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Totenstadt von Florian Möller und Gunnar Sadlowski
Erschienen bei Blood ´n Brain
Für 1 bis 6 Spieler in ca. 60 Minuten
Boardgamegeek Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Blood ´n Brain)