31.10.2018

Katzen Tatzen


„Auf die Tatze, fertig, MAUZ“ heißt es so schön in der Spielanleitung zu Markus Leers Katzen Tatzen, das ich in einer Protoyp-Version anspielen durfte. Dieser Ausruf ist Programm, denn in der Rolle kleiner Kätzchen gilt es, ein Rennen zu gewinnen! Diese knuffige Variante eines Rennspiels ist bestens geeignet für die ganze Familie.


Das Spielziel ist einfach formuliert: Wer nach zwei Runden auf einer der vier Rennstrecken des Spiels die Tatzen vorne hat, gewinnt. Das Tolle an Katzen Tatzen ist dabei der relativ hohe strategische Anteil, auch wenn die eine oder andere Prise Glück oder Zufall nicht fehlen. 

In einer Spielrunde ist vom Erst- zum Letztplatzierten jeder Spieler einmal dran, um voranzupreschen. Dazu kann entweder die Drehscheibe verwendet werden, mit der man zwischen einem und drei „Tatzen“-Felder zurücklegen kann. Alternativ kann man eine auf der eigenen Katzenkarte aufgedruckte Zahl an Tatzen vorrücken, wenn man sie nach Benutzung mit einem Pfotenmarker bedeckt. So kommt man bis zu sechs Felder weit.


Möchte man einen Pfotenmarker wieder entfernen, muss man dafür einen Ausdauerpunkt abgeben. Wer keine Ausdauer mehr hat, scheidet aus dem Rennen aus. Daher ist es extrem wichtig mit der Ausdauer über die zwei Runden des Rennens hinweg gut zu haushalten. Denn nicht immer war es die eigene Entscheidung einen Ausdauerpunkt zu verlieren. 

Hier kommen die farbigen „Tatzen“-Felder ins Spiel, die alle unterschiedliche Folgen mit sich bringen. Während auf weißen Feldern nichts passiert, muss auf roten ein Ausdauerpunkt abgegeben werden. Auf gelben Feldern muss angehalten werden, oder man muss für jedes weitere Feld, das man betritt, einen weiteren Ausdauerpunkt abgeben. Das präzise Positionieren eurer Katzenfigur ist damit in jeder Runde aufs Neue wichtig. 


Neben negativen Effekten erlauben blaue Felder einen Mini-Turbo, durch den man noch einmal dieselbe Anzahl an Feldern ziehen darf – die Abgabe eines Ausdauerpunkts vorausgesetzt. Grüne Felder geben den Spielern Glückskarten, durch die man sich einen Vorteil oder den Rivalen einen Nachteil verschaffen kann. Spätestens jetzt werden Parallelen zu einem bekannten Videospiel deutlich, in dem ein Klempner in einem Kart über die Strecke braust.

Katzen Tatzen wird aber an keiner Stelle derart zufallsabhängig wie die (scheinbare) digitale Inspirationsquelle. Rennen sind mitunter ganz schön packend und über Sieg oder Niederlage können im letzten Moment die richtige Glückskarte oder die passende Zahl an vorzurückenden „Tatzen“-Feldern entscheiden. Und wenn einer Katze auf der Zielgeraden doch noch die Puste ausgeht, liegen Frust und Jubel besonders nahe beieinander.


Der größte Kritikpunkt ist die visuelle Darstellung der Strecken: Zum einen ist nicht immer klar, wann sich die Strecke gabelt oder sie wieder zusammengeführt wird. Hier liegt manchmal ein gewisser Interpretationsspielraum vor, der in der Runde ausdiskutiert werden muss. Zum anderen reicht es nicht, die Effekte eines Felds lediglich durch eine Farbe zu markieren. Dass ein rotes Feld etwas Negatives und ein grünes etwas Positives bedeutet, lässt sich instinktiv noch erahnen und schnell im Gedächtnis abspeichern. Bei anderen Feldern muss man jedoch viel zu oft die Übersicht konsultieren, um sich zu vergegenwärtigen, was diese oder jene Feldfarbe bedeutet. Hier wäre eine etwas aussagekräftigere Ikonographie wünschenswert.


Katzen Tatzen macht insgesamt aber Vieles richtig: Es bietet die notwendige Portion taktischen Tiefgang im grundlegenden Spielprinzip und viele verschiedene Spielvarianten. Dazu gehören etwa vier unterschiedliche Strecken, die in zwei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden gespielt werden können. Der Pfoten-Cup erlaubt es, mehrere Rennen hintereinander zu spielen und am Ende eine Weltmeister-Katze zu küren. In dieser Variante kommen dann auch die individuellen Sonderfähigkeiten zum Tragen, die auf den sechs Katzenkarten abgebildet sind. Auf diese Weise bietet Katzen Tatzen genug Unterhaltung für viele Spieleabende im Kreise der Familie.

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Katzen Tatzen von Markus Leers
Unveröffentlichter Prototyp
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 30 Minuten

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages