19.10.2018

Railroad Ink


Roll & Write Spiele erfahren ja in der letzten Zeit eine echte Revolution. Lange waren Spiele wie der Klassiker Kniffel eher etwas für staubige Familientreffen mit den Großeltern. Jetzt kommen mehr und mehr Spiele mit dem Prinzip des Würfelns und Aufschreibens heraus und testen die Grenzen des Mechanismus aus. Wie komplex kann es sein? Wie simpel? Welche besonderen Kniffe sind möglich?

Railroad Ink ist der neuste Ableger dieses Trends. Dabei wird auch wieder auf ein eingespieltes Trio gesetzt - Hjalmar Hach, Lorenzo Silva und Horrible Games (Dragon Castle). Railroad Ink kommt sogar 2x raus. Einmal in einer „Deep Blue Edition“ und in einer „Blazing Red Edition“. Wirklich unterschiedlich sind die beiden Editionen aber nicht. Sie verdoppeln lediglich die Spielerzahl auf mögliche 12 Spieler und bieten jeweils exklusive Erweiterungsmodule. Ob man beide Editionen braucht, beantworte ich später.


Jetzt aber erstmal zum Prinzip. Railroad Ink gehört eher zu den puzzeligen Spielen der Gattung Roll & Write. Hier geht es nämlich darum auf seinem Tableau Eisenbahnstrecken und Autobahnen zu verbinden. Dies geschieht anhand der mitgelieferten 4 Würfel, welche in jeder von 7 Runden einmalig durch einen Spieler geworfen werden. Die Ergebnisse zählen für alle am Spiel beteiligten Spieler und müssen nun alle verbaut werden. Verbaut? Richtig. Auf den Würfelseiten sind unterschiedliche Eisenbahn- und Straßenstrecken. Ziel beim anpuzzeln ist es am Ende des Spiels möglichst lange Straßen, möglichst lange Eisenbahnstrecken und möglichst wenig leere Felder zu haben. Ach ja und man sollte möglichst in die Mitte des Tableaus gelangen mit seinen Strecken und möglichst wenige tote Enden. Letztere bringen nämlich fette Minuspunkte.

Da das Puzzeln an mancher Stelle nicht ganz einfach ist, stehen jedem Spieler noch 3 von 6 Spezialseiten zur Verfügung, die er in den Runden verpuzzeln darf. Die braucht man auch bitter nötig, denn in Railroad Ink kann man sich schnell in eine Sackgasse rein bugsieren. Oft wartete ich vergebens auf das eine fehlende Teil, was meine Strecke veredeln würde. Risiko gehört definitiv auch dazu.


Wie wird eigentlich gepuzzelt? Railroad Ink kommt mit Filzmarkern und einem abwaschbaren Tableau daher. Es gilt also die erwürfelten Streckenabschnitte mit dem Filzmarker einzuzeichnen. Für mich als kleinen Schmierfink stellte sich das teilweise als etwas fummelig dar. Fummelig ist definitiv nicht nur das Zeichnen an sich, sondern auch der Fakt, dass man teilweise unabsichtlich sein eigenes Tableau abwischt, wenn man nicht aufpasst. Es ist zwar prima, dass man hier die umweltfreundlichere wiederverwendbare Variante gewählt hat, aber die hat halt auch ihre Schwächen. Ihre Schwächen haben vielleicht in naher Zukunft auch die Würfel? Die haben nämlich die verschiedenen Strecken lediglich aufgedruckt. Bei intensivem Gebrauch - und dazu lädt Railroad Ink ein - könnten sich die Seiten naturgemäß abreiben. Bei einem Preis unter 20,00€ aber verkraftbar.


Spielerisch bietet Railroad Ink eine unterhaltsame Alternative im Genre. Das Spiel ist definitiv kein simples, welches man „mal so nebenher“ spielt. Es muss gut geplant sein, wo man welchen Streckenabschnitt platziert, um sich nicht unnötig den Weg zu verbauen. Nicht selten passiert es, dass man sich hoffnungslos verbaut hat und später mit Minuspunkten rechnen darf. Auch das Einsetzen der Spezialteile zum richtigen Zeitpunkt will gut geplant sein. Welches nehme ich? Wann setze ich es ein?


Die Erweiterungen bringen noch mehr Nahrung für die grauen Zellen in die Packung. Egal ob Seen und Flüsse (blau) oder Lava und Meteore (rot) - beide Packungen von Railroad Ink bringen nochmal ein Extra mit, was mitunter ebenso schwierig in das ohnehin schon gehirnverzwirbelnde Puzzle einzubauen ist. Braucht man beide Versionen? Eigentlich nicht. Außer man möchte Railroad Ink mit mehr als 6 Spielern spielen (was aufgrund der nicht steigenden Downtime bei mehr Spielern kein Problem wäre) oder man will beide Erweiterungsmodule haben. Für den Normalspieler reicht aber eine Edition und bietet genug Abwechslung für viele Abende.

Insgesamt gefällt mir Railroad Ink  Man erkennt sehr stark die Handschrift von den Autoren, die ja bereits mit den Vorgängertiteln (Dragon Castle und Photosynthesis) Spiele auf den Markt gebracht haben, die äußerlich niedlich wirken, aber in denen ein echtes knallhartes Knobelspiel steckt.

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Railroad Ink von Hjalmar Hach und Lorenzo Silva
Erschienen bei Horrible Games
Für 1 bis 6 Spieler in ca. 20 Minuten
Boardgamegeek Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Horrible Games)