30.01.2019

BiberClan


Ich mag ja Kartenspiele, egal ob als TCG, als LCG, als eigenständiges Mitbringspiel oder einfach eine Partie Rommé. Kartenspiele sind oftmals schnell eingepackt, schnell ausgepackt, schnell erklärt und können trotzdem jede Menge Tiefgang bieten, wenn man das denn möchte. Klar, bei den Trading und Living Card Games kommt noch jede Menge Metagaming hinzu, für dass dann doch oftmals keine Zeit mehr vorhanden ist, aber dafür gibt es ja dann die übrigen Kartenspiele, die man wirklich aus der Box holt, die Regeln nach Bedarf kurz zusammenkratzt und einfach losspielt. Und auch da kann es gewaltige Unterschiede geben.

Ich habe ja kürzlich ein paar Kartenspiele rezensiert (3 x 8 und Götterdämmerung), die bereits unterschiedlicher kaum sein konnten (zugegeben, Götterdämmerung ist im engeren Sinne auch gar kein Kartenspiel, aber sei’s drum) und nun hatte ich mit dem BiberClan erneut ein völlig anderes Exemplar dieser Gattung auf dem Tisch.


Die Regeln passen (inklusive Bildern) auf ein zweiseitig bedrucktes Blatt Papier und mit einem empfohlenen Mitspielalter von mindestens 7 Jahren ist klar: Wir haben ein Familienspiel vor uns (nicht, dass allein das Cover und der Titel das schon suggerieren würden).

Los geht es also: Jeder bekommt eine Biberburg und ein Stapel mit Zahlenkarten wird verdeckt bereitgelegt und der älteste (!) Spieler beginnt, zieht eine Karte und schaut sie sich verdeckt an. Ist auf der Karte eine Zahl (von 0 bis 9) darf er diese nun in der eigenen Burg oder in der eines Mitspielers auf einen freien Platz (es gibt insgesamt 5 Plätze) legen oder mit einer bestehenden Karte austauschen. Dabei darf er wählen, ob die neue Karte offen oder verdeckt in die jeweilige Burg gelegt wird. Beim Tausch der Karte in einer gegnerischen Biberburg muss die ausgetauschte Karte in die eigene Biberburg (auch hier offen oder verdeckt nach Wahl) gelegt werden. In der eigenen Burg getauschte Karten werden abgelegt. In der eigenen Burg sind dabei zwei Kartenreihen vorhanden: Drei Karten in der unteren Reihe und zwei in der oberen. Man beginnt immer mit der unteren Reihe. Liegen Karten in der oberen Reihe, sind die darunter angelegten Karten geschützt. Auch Spieler, die nur eine Karte in ihrer Burg haben, sind vor Tauschräubern geschützt.


Neben den Zahlenkarten befinden sich im verdeckten Stapel noch Sonderkarten, die Aktionen auslösen (Fremde Karte ablegen oder umdrehen). Zieht man eine solche Karte darf man nach der Aktion eine weitere Karte ziehen.

Das Spiel endet, sobald der erste Spieler fünf Karten in seiner Burg hat und die laufende Runde beendet wurde. Die letzte Karte darf dabei grundsätzlich nur durch den Besitzer einer Burg in diese gelegt werden und die Burg gilt ab dann als geschützt. Nach Ende der Runde zählen alle Spieler die Zahlen auf den Karten zusammen. Diese stellen die Siegpunkte dar. Bis hierhin wäre es ein sehr unspektakuläres Spiel, da jeder einfach nur versuchen würde, die höchsten Zahlen zu ergattern. Nun kommt aber das Element, das dem Spiel eine Brise Taktik verleiht: Hat ein Spieler drei gleiche Zahlen in seiner Burg, gibt es 15 Bonuspunkte und bei vier gleichen sogar 25. Hat ein Spieler aber tatsächlich alle fünf Karten mit der gleichen Zahl in seiner Burg, hat er das Spiel – unabhägig von der Anzahl seiner bisherigen Siegpunkte – gewonnen. Und dann gibt’s nochwas obendrauf: Steht der Spieler, der das Spiel beendet hat, am Ende nicht als Sieger da, erhält er 10 Minuspunkte als Strafe.


Wozu das Ganze? Ganz einfach. Eine Partie BiberClan besteht nicht etwa aus einem Durchgang samt Wertung, denn dann läge die Spielzeit vermutlich bei 5 Minuten…sondern aus fünf Durchgängen mit jeweiliger Wertung. Am Ende gewinnt dann natürlich derjenige, der insgesamt die meisten Punkte einfahren konnte.

Für Besitzer der Spiels Biberbande gibt es noch Sonderregeln, um die beiden Spiele zu kombinieren, dies konnte durch uns mangels der Biberbande jedoch nicht getestet werden. Dem Grunde nach handelt es sich aber scheinbar lediglich um zwei weitere Sonderaktionen, die hinzukommen (Tauschen von Karten und verdeckte Karten anschauen).


So. Und nun die eigentlichen Fragen: Ist es ein reines Kinderspiel? Taugt es als Familienspiel? Macht es auch reinen Erwachsenenrunden Spaß? Ist es albern? Ist es taktisch Anspruchsvoll? Kann man es gut als Filler nutzen? Lange Fragen, kurze Antworten: Nein. Absolut! Mit Sicherheit. Nein. Nicht wirklich. Oh ja ;) Und im Ernst: BiberClan ist knackig kurz und einfach zu spielen, bietet aber auch den Erwachsenen (auch ohne Kids) 20 Minuten gute Unterhaltung.

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BiberClan von Jörg von Rüden
Erschienen bei Amigo
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 20 Minuten
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