25.11.2019

Imperial Settlers: Roll & Write


Zutaten: Man nehme eine Hype-Mechanik des letzten Jahres, vermische dies mit einem beliebten Thema und lasse es von einem Kultautor servieren. Fertig ist ein wunderbares Brettspiel.

Dieses Rezept funktioniert vor allem dann, wenn der Autor Ignazy Trzewiczek heißt und sein beliebtes Imperial-Settlers-Thema mit einem Roll & Write verbindet. Heraus kommt dann ein wirklich schönes Spiel, mit vertrauter Grafik und einer Mechanik, die irgendwie bekannt und doch so anders ist. Doch nun im Detail zu diesem 2019 von Portal Games verlegtem und hierzulande von Pegasus vertriebenem Spiel:


Die Grundmechanik eines Roll & Write ist – wer hätte es gedacht – zu würfeln und das Beste daraus zu machen. Anders als bei vielen anderen R&W-Titeln, würfelt man hier aber nicht für sich, sondern ein Wurf zählt für alle. Das mindert das ‚Unfair‘-Gefühl ungemein, da ein schlechtes Ergebnis nun von allen Spielern verarbeitet werden muss. Dabei verläuft das Spiel über zehn Runden in jeweils vier oder fünf Phasen. Vier Phasen werden für den Einstieg empfohlen, ich widme mich jedoch direkt der fünfphasigen Fortgeschrittenen-Variante, da ich diese als deutlich besser und nicht wirklich schwerer empfinde. 

Schritt 1: Der Startspieler würfelt die drei Rohstoff- und den einen Aktionswürfel. Alle starren auf das Ergebnis und der Kopf beginnt zu arbeiten.

Schritt 2: Reihum darf sich nun jeder Spieler ein Gunstplättchen nehmen, welches für diese Runde einen persönlichen, individuellen Vorteil parat hält.


Schritt 3: Reich erweitern. Dies geschieht gleichzeitig und daher ist es auch fast egal, ob man das Spiel zu zweit oder zu viert spielt, e dauert nicht wesentlich länger. Diese Phase ist das Kernelement des Spieles, denn die Spieler kreuzen nun mit den verfügbaren Ressourcen Felder in ihrem Reich oder ihrem Dorf ab. Zu den Bögen kommen wir im Detail etwas später. Dabei ist grundsätzlich jedes Kreuz eine Aktion.

Schritt 4: Auf dem im Reich gewonnenen Bauplatz können nun Gebäude errichtet werden. Dafür werden Felder für einen entsprechenden Grundriss umrandet. Dies wiederum steigert die Effektivität meines Dorfes.

Schritt 5: Dieser läutet nun das Rundenende ein, die Gunstplättchen gehen wieder in die Tischmitte und der nächste Spieler wird Startspieler. Ab hier wiederholt sich alles.


Einige Erwähnungen oben mögen verwirrend geklungen haben, die klären sich nun beim genauen Betrachten der Bögen. Im Spiel enthalten sind drei Blöcke: Ein Reichbogen, ein Dorfbogen und ein Abenteuerbogen.

Der Reichbogen besteht im wesentlichen aus zwei Teilen: den oberen Bauwerkreihen und dem unteren (grünen) Erntebereich. Die vier Reihen symbolisieren dabei die Mauern, die Hütten, den Kornspeicher und die Brücken. Einzig die Brücken kann man im unteren Erntebereich dann wirklich errichten. Die anderen Reihen dienen letztlich nur dem Schaffen von Bauplatz für Schritt 4 sowie dem Erlangen von Punkten. In der Abrechnung zählt hier dann der höchste Wert von rechts, daher darf man nur von links anfangen mit ankreuzen. Im Erntebereich kann man für einen Aktionspunkt Ressourcen abkreuzen, welche man dann wieder im Bauwerkebereich oben oder im Dorf verbauen kann.


Der Dorfbogen bietet vor allem Vorteile für den Spieler. Dafür muss das entsprechende Haus aber gebaut werden. Die Kosten sind den drei Feldern links zu entnehmen. Dabei ist ein leeres Feld schlicht mit einem Aktionspunkt, jedoch ohne extra Ressourcenkosten gestrichen werden. Sind alle Felder gestrichen, entfaltet sich die Aktion in der nächsten Runde. Dann hat man durch die Farm z.B. einen Apfel mehr – Traumhaft!

Weiter verbessern lässt sich dies dann nur, wenn man das Gebäude zusätzlich im Reich platziert. Dafür muss der Grundriss (oben rechts) auf dem Reichbogen auf bereits gestrichenen Feldern umrandet werden. Dadurch erhöht sich die Effektivität um eins. Meine Farm macht mir nächste Runde also 2 zusätzliche Äpfel – Juhu!

Da man die Grundrisse nicht drehen und wenden darf, muss man hierbei ein wenig puzzeln um in der Endwertung durch den Architekten nochmals ordentlich zu Punkten zu kommen. Dieser wertet nämlich bebauten Grund nach einem bestimmten Muster.


Der Abenteuerbogen ist an sich ein Dorfbogen, mit jedoch 48 unterschiedlichen Dörfern. Diese sind vor allem für ein Solospiel gedacht und machen wirklich enormen Spaß! Auch möglich ist, dass man sich drei Bögen raussucht, diese für alle kopiert und dann einen Marathon durch die Welt von Imperial Settlers – Roll & Write macht.

Um diese Ausführungen mit einem Fazit zu küren, bedarf es nicht viel: Mir hat dieses Spiel unheimlich viel Freude bereitet, vor allem durch seine Gerechtigkeit im Würfeln. Mit Leichtigkeit und dennoch einigem Kopfzerbrechen ist es ein wunderbarer Vertreter im Bereich der R&W-Titel! Die Verknüpfung der beiden Bögen bringt dabei auch ein völlig neues Spielerleben. Dass ich diesem Spiel eine 1 geben muss, ist wohl schon klar geworden. Einzig der Preis ist für meinen Geschmack mit derzeit um die 25 Tacken etwas zu hoch. Solltet ihr es jedoch für irgendwas unter 20 sehen, dann darf es ruhig ein Blindkauf sein. Es ist ein großartiges kleines Spiel!

Letztlich will ich noch einige Schlussgedanken zu Imperial Settlers loswerden: Schön am R&W ist es, dass man sich im Gegensatz zum großen Kartenspiel mal nicht gegenseitig in die Angelegenheiten pfuscht, sondern munter vor sich hin kreuzt. Die wirkliche Parallele ist der eindrückliche Zeichenstil, der auch diesem R&W eine schöne Stimmung verleiht. Ihr müsst euch also keine Sorgen machen, dass ihr das „richtige“ Imperial Settlers kennen solltet, wie auch das derzeitige IS Empires of the Nord, ist das R&W komplett eigenständig. Scheint wohl ein Jahr der Imperial Settlers-Ableger zu werden.

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Imperial Settlers: Roll & Write von Ignacy Trzewiczek
Erschienen bei Portal Games
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 30 Minuten
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Portal Games)