22.01.2020

Maquis


Maquis existiert bereits seit dem Jahre 2013. Zunächst als einfaches solo Print and Play, welche dann im Jahr 2019 durch den kleinen Indie Verlag Side Room Games per Kickstarter professionell gedruckt und produziert werden konnte.

Ja, Ihr habt es bereits gelesen. Maquis ist ein reines Solospiel. Leute, die damit nichts anfangen können, dürfen also wegklicken, wobei ich noch sagen möchte, dass ich persönlich auch kein zu großer Fan von Solospielen bin, aber Maquis durchaus einen Blick wert ist.


Thematisch befinden wir uns als Widerstandskämpfer in Frankreich zur Zeit der Besetzung durch die Nationalsozialisten. In jeder Partie gilt es zwei Missionen vor dem Ablauf der Zeit zu erledigen bzw, bevor alle Mitglieder unserer kleinen Truppe enttarnt und verhaftet wurden. Die Missionen selbst werden aus einem sehr dicken und dadurch sehr abwechslungsreichen Kartenstapel zu Beginn einer jeden Partie gezogen und reichen vom in die Luft jagen von Brücken, der Mitarbeit an einer Widerstandszeitung, bis hin zur Versorgung und Tarnung von Spionen.

Die Missionen und ihre Abwechslung sind auch - und das sei vorweggenommen - das A und O von Maquis und sorgen für einen enormen Wiederspielreiz, da sie auch in der Art ihrer Abhandlung zum Teil völlig unterschiedliche Herangehensweisen an eine Partie erfordern.


Das Spiel selbst ist schnell abgehandelt. Selten dauert eine Partie Maquis länger als 30 Minuten, was mich als äußerst sporadischen Solospieler freut. Ich habe keine Lust stundenlang an einer Partie zu grübeln, sondern will - sofern ich ein Solospiel heraushole - schnelle Kost für Zwischendurch. Das bietet Maquis zweifelsohne.

Mechanisch ist Maquis ein Arbeitereinsetzspiel. Auf der wunderbar illustrierten Karte eines kleinen französischen Dorfes bewege ich meine Widerstandskämpfer-Meeples an diverse Orte der Stadt, die mir wiederum diverse Ressourcen einbringen, welche ich für unterschiedliche andere Dinge benötige. Soweit so klassisch. Interessant wird es durch die KI, die nach dem jeweiligen Setzen meiner Arbeiter auch Patrouillen der Deutschen auf bestimmte Orte setzt, die fortan für diese Runde blockiert sind. Soweit so gut. Besonders wird Maquis aber dadurch, dass meine Arbeiter fast ausnahmslos ihre besetzten Felder nur dann abhandeln können, wenn sie einen freien Weg von ihrem Ort zurück zum Ausgangspunkt - dem sogenannten Safe House ziehen können (alle Orte sind per Straßen auf eine gewisse Art verbunden). Schaffen sie das nicht, werden sie gefangengenommen und stehen mir fortan nicht mehr zur Verfügung bzw. können sich in Ausnahmefällen durch Waffengewalt den Weg freischießen, was fortan noch mächtigere Wachen auf den Plan ruft.


Der (ich nenne ich fortan den Safe-House-Mechanismus) macht Maquis zu einem besonderen Arbeitereinsetzspiel, denn er hebt Maquis vom Level eines klassischen Arbeitereinsetzspiels zu einem besonderen Spiel dieser Art. Der Mechanismus meine Widerstandskämpfer auch am Tagesende sicher nach Hause zu bringen, sorgt nicht nur für eine äußerst thematische Dichte, sondern bringt auch so manches Knobelelement mit an den Tisch. Wage ich mich beispielsweise zu den lukrativen Plätzen am Stadtrand locken zwar besonders wertvolle Ressourcen, aber ich gehe ein erhöhtes Risiko nicht mehr den Rückweg antreten zu können. 

Möglich wird das ganze durch eine hervorragende KI, die so konzipiert ist, dass die Wachmänner stets die Knotenpunkte in der Stadt patrouillieren und somit geschickt versuchen den Rückweg abzuschneiden. Als geschickter Widerstandskämpfer merke ich schon bald, dass ich einige Mitglieder dazu abstellen muss, wichtige Plätze in der Stadt abzudecken, nur um die lukrativeren Orte zu sichern. Das Erfüllen von Missionen ist somit stets ein Akt der ganzen Truppe, der lange und über Runden hinweg vorbereitet werden will.


Glück spielt in Maquis sicherlich auch eine Rolle. Ich kann zwar stets konservativ und äußerst vorsichtig versuchen meine Truppen zu platzieren, aber dann wird mir die Zeit davon laufen. Sobald ich natürlich dann das nötige Risiko eingehen will, kann es sinnvoll sein die bisherigen Platzierungen der Patroullien durchzusehen, um abschätzen zu können, wo die kommenden Nachzügler landen könnten. Maquis bietet an dieser Stelle auch für den Dauerspielreiz enormes Potential.

Maquis hat mich wirklich überrascht. Die Grafiken sind in einem Comicstil gehalten, der das düstere Thema schön einfängt ohne es zu bedrückend wirken zu lassen. Der Reiz des Spiels besteht in der hohen Wiederspielbarkeit, der enorm toll durchdachten KI und des äußerst thematischen Rückkehrmechanismus von eigenen Arbeitern. Für Solospieler ein Must-Have. Für alle anderen definitiv einen Blick wert.

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Maquis von Jake Staines
Erschienen bei Side Room Games
Für 1 Spieler in ca. 30 Minuten
Boardgamegeek Link



sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Side Room Games)