20.01.2020

Grizzly: Lachsfang am Wasserfall


Dem ein oder anderen wird es schon aufgefallen sein: Ich mag Amigo-Spiele. Hauptsächlich, weil ich gerne Kartenspiele spiele und da hat Amigo natürlich einiges zu bieten. Aber auch die „richtigen“ Brettspiele von Amigo haben bei mir immer schon ein Stein im Brett. Denn oftmals sind die Regeln schnell erklärt und das Ganze ist absolut familientauglich. 

Und nun kommt Grizzly um die Ecke…und ich war erstmal abgeschreckt. Das Spielbrett wird auf die Schachtel gelegt, um einen Wasserfall zu simulieren. Das erinnerte mich akut an das Spiel des Jahres aus dem Jahr 2005. Niagara. Und ich mochte damals Niagara überhaupt nicht (warum, weiß ich heute ehrlich gesagt nicht mehr, aber der negative Eindruck hat sich scheinbar festgesetzt)...und schon fiel der Stein aus dem Brett wieder raus.

Aber nun gut, was soll’s, alle Vorurteile schnell beiseite gewischt und das Spiel ausgepackt. Das Spieldesign – allen voran die Bären – wurden offensichtlich mit viel Liebe gestaltet und die ganzen Einzelteile machen einen ordentlichen Eindruck. Das dürfte so einige Spielrunden aushalten! Sehr schön ist auch, dass die Bärenfiguren in Holzfüßen stecken und hier nicht auf Plastik zurückgegriffen wurde. Hinzu kommen individuell gestaltete Würfel, bei denen man bereits ohne Regelstudium klar erahnen kann, was die einzelnen Zeichen bedeuten. Dank des optischen und haptischen Gesamteindrucks näherte sich der Stein also wieder seinem Brett.


Aber worum geht es überhaupt? Das ist, wie schon erwähnt amigotypisch, schnell erklärt: Fischfang! Jeder Spieler schnappt sich einen Bären und stellt ihn auf den Bärenfelsen. Anschließend wird der Fluss mit Flussplättchen gefüllt und mit Fichen bestückt. Schon geht es los: Wer am Zug ist, würfelt mit den fünf verschiedenfarbigen Würfeln. Jeder Würfel steht dabei für eine Wasserbahn des Flusses. Für jedes erwürfelte Wasser wird dann erstmal ein Wasserplättchen in die jeweilige Bahn geschoben. Hierdurch fallen Fische – und mitunter auch Bären – den Wasserfall hinunter. Als nächstes Hüpfen Lachse wieder aus dem unteren Flussbereich in die jeweiligen Bahnen und zu guter Jetzt darf sich jeder Bär noch beliebig durch den oberen Flusslauf bewegen. Felsen und andere Bären hindern aber seinen Weg. Trifft er auf einen oder mehrere Fische, bleibt er auf ihnen stehen. Steht er bereits zu Beginn des Laufens auf Fischen, nimmt er diese einfach mit. Doch vorsicht: Fällt ein Bär (in der nächsten Runde, wenn das Wasser nachströmt) samt Fischen den Wasserfall hinunter, schwimmen die Lachse davon und der Bär wird ohne Beute auf den Bärenfelsen zurückgesetzt. Um die Fische zu retten, müssen diese nämlich zum Bärenfelsen zurückgebracht werden. 


Ist jeder Bär gelaufen, wandert der Startspieler weiter und dieser Würfelt wieder neu. Das Ganze geht so lange bis entweder keine Fische mehr in den Flusslauf springen können (weil keine mehr da sind) oder aber bis die letzten 10 Wasserplättchen (die beim Spielaufbau gesondert markiert wurden) angebrochen werden. Im ersten Fall endet das Spiel sofort, im zweiten Fall nach der laufenden Runde. Lachse, die nun noch unter den Bären liegen, zählen als halb-erbeutete Fische. Wer die meisten Fische insgesamt erbeutet hat, gewinnt das Spiel.

Klingt simpel, ist es im Prinzip auch Trotzdem bietet Grizzly durch den Wasserfall-Fischeweg-Mechanismus eine kleine Prise taktische Freiheit, die es zu einem tauglichen Familienspiel – auch mit jüngeren Kids – werden lässt, dass auch die Erwachsenen nicht langweilt. Die Jüngeren bekommen hier sogar sehr spielerisch und anschaulich die Möglichkeiten und Risiken von dezent taktischen Zügen mit sehr direktem Feedback präsentiert. Gepaart mit der knackig-kurzen Spielzeit von ca. 20 Minuten kommt bei uns Grizzly also mit Sicherheit noch öfter mal auf den Familienspieltisch. Oder, um einen der Bären aus der Anleitung zu zitieren: ein „bärenstarkes Spiel!“. Hier stimmt’s ;)

Ach ja, eins noch: Schönes Detail am Rande: Spielen nicht alle 4 Bären mit, gibt es nicht mehr 5 Flussbahnen, da pro fehlendem Spieler eine Bahn (samt dem entsprechenden Würfel) wegfällt. Ebenso werden einige Wasserplättchen vorab komplett aus dem Spiel genommen, so dass sich auch die Spielzeit entsprechend angleicht. Dieses Balancing funktioniert einwandfrei, so dass sich das Spiel auch sehr gut als direktes „Duell“ spielen lässt.
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Grizzly von Stefan Groß und Anna Oppolzer
Erschienen bei Amigo
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 25 Minuten

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Amigo)