19.01.2020

Paranormal Detectives


Keine Box hat sich in meiner bisherigen Spiele-Karriere so schwer öffnen lassen wie die Schachtel von Paranormal Detectives. Es ist, als würde das Spiel seinen mysteriösen Inhalt nicht preisgeben wollen. Vielleicht muss man auch einfach ein paar Minuten seiner Aufmerksamkeit dem extrem gelungenen Artwork schenken, bevor sich die Box wie von Geisterhand selbst öffnet.


Wie auch immer: Ist der Widerstand der Schachtel gebrochen, präsentiert sich Paranormal Detectives als Mischung aus Cluedo, Black Stories, Mysterium und Activity. Zwei bis sechs SpielerInnen sind in diesem Partyspiel mit dem Lösen eines ungewöhnlichen Todesfalls beschäftigt. Eine der SpielerInnen schlüpft in die Rolle des Geistes der gerade verstorbenen Person und versucht, die paranormalen Detektive vom Jenseits aus auf die richtige Spur zu führen.


Die ErmittlerInnen stellen dem Geist der Reihe nach Fragen zu seinem unglücklichen Ableben. Die dabei von der Hand ausgespielte Aktionskarte bestimmt, auf welche Art und Weise das ruhelose Gespenst antworten muss. Beispielsweise muss die Antwort mit dem Finger auf den Rücken des fragenden Spielers geschrieben werden. Oder der Geist arrangiert die wunderschön gestalteten Tarotkarten zu einem halbwegs hilfreichen Antwortversuch. Kurze pantomimische Einlagen, Geräusche, das Zeigen auf Dinge im Raum oder das Arrangieren zweier Drähte zählen – neben vielen weiteren Möglichkeiten – ebenso zu den geisterhaften Feedback-Möglichkeiten.


Alle SpielerInnen versuchen aus den Antworten schlau zu werden, machen sich im Verborgenen Notizen und können einen Antwortversuch starten. Dann müssen sie laut bekanntgeben, durch wen, wo, wie, durch welche Waffe und warum der Geist, nun ja, ein Geist geworden ist. Wer richtig liegt, gewinnt die Runde. Liegt die Ermittlerin nur bei einigen der fünf zu ermittelnden Kategorien richtig, teilt ihr der Geist die Zahl der korrekten Lösungen im Geheimen mit. So geht es reihum weiter, bis ein Detektiv richtig liegt oder die Aktionskarten bzw. Rateversuche der SpielerInnen zur Neige gehen.


Die Prämisse von PParanormal Detectives klingt ungemein spannend. In der Praxis hat sich das Spielprinzip aber als überraschend lahm herausgestellt. Für ein Partyspiel wird extrem wenig am Tisch kommuniziert, da jeder im Geheimen versucht auf die Lösung des Rätsels zu kommen. Erst wenn man die kooperative Variante spielt, kommt etwas Leben in die Bude. Selbst dann zeigt sich aber schnell, wie wenig abwechslungsreich Paranormal Detectives ist. Es bietet zwar fast 30 Todesfälle, die es zu enträtseln gilt, aber fast immer werden dabei anfangs dieselben Fragen gestellt. Die Anleitung rät auf der einen Seite dazu, kreativ zu fragen, auf der anderen Seite weist sie explizit darauf hin, dass man sich auch einfach nach den Lösungskategorien erkundigen kann (also z.B. „Wer hat dich getötet?“). 


Haben die ErmittlerInnen diese Fragen abgehandelt und noch immer keinen Plan, kann Leerlauf entstehen. Niemand weiß dann noch, was man fragen könnte, da sich im schlimmsten Fall alle SpielerInnen in eine Sackgasse manövriert haben. Sei es, weil die Hinweise falsch verstanden wurden oder man einfach nicht draufkommt, die Tipps sinnig zu einer plausiblen Geschichte zu kombinieren. Da hilft es auch nicht, dass der Geist nach jedem erfolglosen Lösungsvorschlag proaktiv einen Hinweis geben darf – ohne dass vorher jemand eine Frage stellen durfte. Das kann die Verwirrung nur noch erhöhen und die Partie zu einer frustigen Angelegenheit werden lassen.


Das ist schade, denn eigentlich verbirgt sich in Paranormal Detectives eine clevere Spielidee, die aber unter einer unausgegorenen Umsetzung leidet. Da kann auch das äußerst gelungene Spielmaterial – insbesondere die lebendigen Illustrationen – nicht mehr helfen. Schade!
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Paranormal Detectives von Szymon Malinski, Adrian Orzechowski und Marcin Laczynski
Erschienen bei Lucky Duck Games
Für 2 bis 6 Spieler in 40 Minuten
Boardgamegeek Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Lucky Duck Games)