15.01.2020

Wangdo


Irgendwo im fernen Osten, lange vor unserer Zeit regierten einst mächtige Bären das Land. Doch auch die größten Herrscher brauchen irgendwann einen Nachfolger: So soll es auch jetzt sein! Wir sind dazu bestimmt, uns für den Thron zu beweisen, durch das Land zu ziehen und uns der kommenden Aufgabe des Regierens als würdig zu erweisen.

In Wangdo streiten zwei bis vier SpielerInnen um den Thron. Mechanisch haben wir es hier mit einem Einsetz- und Setcollection-Spiel zu tun, was auf dem 4-Farben-Satz der Mathematik beruht, doch dazu später mehr. Beginnen möchte ich mit dem, was einem direkt ins Auge springt, wenn man Wangdo auf den Tisch bringt: Es ist unglaublich gut verarbeitet und das Artwork ist wirklich schön. Aus einem Beutel zieht man kleine Figürchen, die alle in wunderbarer Bärenoptik erscheinen. Traumhaft! – Doch wozu das alles? Lasst uns einen Blick aufs Spiel werfen:


Das Spielfeld stellt eine Landschaft dar, auf der Chips ausliegen. Die SpielerInnen setzen nun in Reihenfolge die kleinen Bärenstatuen ein, um den Chip des jeweiligen Feldes zu bekommen. Dabei gibt es vier verschiedene Sorten von Chips, die für die zu erlernenden Künste stehen: Kriegskunst, Religion, Handel und Erziehung. Die gesammelten Chips legt man vor sich auf dem Spielertableau ab und trackt damit, von welcher Sorte man noch wie viele benötigt. Sobald der/die erste SpielerIn das Tableau voll hat, wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt und Schluss. So simpel, so schön.


Wenn man nun an der Reihe ist, hat man die Wahl, entweder einen Bären einzusetzen oder den eigenen Vorrat an Bären aufzufüllen. Für das Einsetzen muss beachtet werden, dass man immer angrenzend zu bereits existierenden Bären setzen und der gesetzte Bär eine andere Farbe haben muss. Ah ja, Farbe! Gabs da nicht einen oben erwähnten mathematischen Satz? Wer kein Bock auf Mathe hat, der überspringe alles Kursive, wer es, wie ich, geil findet: Viel Spaß! Das Spiel fußt auf dem Vier-Farben-Satz, welcher aus dem Bereich der Graphentheorie kommt. Er besagt, dass man eine beliebige Landkarte einfärben könne und dafür vier Farben ausreichen. Das hat ein Engländer Mitte des 19 Jhd. festgestellt, als er eine Karte farbig machen sollte. Aufgrund der geografischen Beschaffenheit und durch die Entstehungsgeschichten der Länder bedingt, grenzen niemals vier Länder in einem Punkt zusammen. Glaubt ihr mir nicht? Dann schaut in eure Atlanten oder auf Google Maps :D Jedenfalls spielt dieses Prinzip auch in Wangdo eine Rolle, da dieses Zusammenstoßen hier durch Wege simuliert wird und es auch nur maximal drei Wege gibt, die in einem Punkt zusammenführen.


Die Kurzfassung: Es gibt vier verschiedene Farben und die reichen aus. Setzt man nun einen unterschiedlich farbigen Bären, muss man Tribute an die benachbarten Bären zahlen, indem man die jeweils passende Farbe zahlt. Wahrscheinlich habe ich das hier gerade kolossal umständlich formuliert, im Prinzip ist es wirklich einfach. Und es macht Spaß.

Wangdo stellt daher für mich ein ausgezeichnetes Spiel für den Familienbereich dar. Es ist einfach, leicht zu erlernen, wunderbar verarbeitet und bietet durch das Einsetzen sogar eine gewisse taktische Tiefe, wenn man drauf achtet, was die MitspielerInnen so brauchen. 

Eine letzte Bemerkung: Auch ich habe meine Hausaufgaben gemacht und beim Verlag nachgefragt, was Wangdo eigentlich bedeutet – aus dem koreanischen kommend bedeutet es etwa so viel wie: Der Weg, ein guter König zu sein. Also auf, macht euch auf die Reise!

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Wangdo von Frank Krittin, Gregoire Largey, Sebastian Pauchon
Erschienen bei Spielefaible
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 30 Minuten
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Spielefaible)