05.02.2020

Gandhi: The Decolonization of British India 1917 - 1947


Mir liegt mal wieder ein neuer Titel der COIN-Reihe vor. Bereits in der Vergangenheit habe ich die Vorgänger Andean Abyss und Pendragon bei uns vorgestellt und das grundsätzliche System der Reihe ausgiebig erläutert. Dieser Text geht also vielmehr auf die Besonderheiten und das eigene Spielgefühl von Gandhi: The Decolonization od British India, 1917–1947 ein.

Der Name Gandhi sollte dem ein oder anderen schon einmal über den Weg gelaufen sein. Kaum einer (Mutter Theresa und der Dalai Lama vielleicht mal ausgenommen) wird mit dem Wort Frieden so verbunden, wie der kleine, hagere Mann aus Indien.


Zunächst einmal muss ich erneut die äußerst hohe Produktionsqualität der GMT - und insbesondere der COIN-Spiele erwähnen. Dickes Brett, tolle Grafik, äußerst schicke Holzkomponenten und tolle grafische Untermalung der Karten. Dazu noch (wie gewohnt) schicke Spielerhilfen und umfangreiches Infomaterial zur historischen Epoche. COIN-Games spielen bedeutet auch immer etwas über eine Epoche lernen. Wenn ich etwas zu bemängeln hätte, dann wäre das die Farbgestaltung der Gebiete der Karte, da diese sich in ihren Braun- und Grüntönen sich sehr ähnelt. Spieltechnisch ist es aber äußerst wichtig diese Gebiete auseinanderhalten zu können. Sei es drum. Das ist wirklich Meckern auf höchstem Niveau.


Spielerisch ist Gandhi tatsächlich ein weiterer Schritt für die COIN-Reihe, da auch hier wieder neue Konzepte eingebaut werden und der Verlag somit eindrucksvoll beweist, dass das System als solches sehr wandelbar und noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen ist. So präsentiert Gandhi wohl als größte Neuerung die non-militärischen Fraktionen, die auf die ansonsten klassischen COIN-Aktionen wie Angriff, Terror etc. verzichten (müssen) und stattdessen versuchen den Sieg auf andere Weise zu erzwingen (Proteste und Meinungsmehrheit). Wir haben zwar eine klassische „Regierungspartei“ in Gandhi mit den Anhängern von Großbritannien, und auch eine klassische Guerillapartei, aber die restlichen zwei Parteien (auch die Gandhis) bringen einen zunächst ungewohnten Spielstil aufs Brett, der in den ersten Runden schon einiges an Umdenken erfordert. Denn wie bei allen COIN-Spielen muss man sich zunächst einmal im Klaren sein, wie man denn nun an sein angepeiltes Ziel kommt und wie der Zusammenhang der einzelnen Aktionen ist. In Gandhi kann diese Phase etwas länger als gewohnt dauern.


Aber auch ansonsten bietet Gandhi einige neue und interessante Konzepte, wie z. B. dass die Regierung seine Widersacher entweder auslöschen oder gefangen nehmen kann. Wählen sie letzteres, wandern die Einheiten ins Gefängnis, stehen somit dem Gegnern nicht zur Verfügung, aber müssen dort auch regelmäßig mit Ressourcen durch die Regierung verpflegt werden. Spannend! Weiterhin ist natürlich der Konflikt zwischen Muslimen und Hindus in vollem Gange, während die einzige Anführerfigur - der namensgebende Gandhi - durch das Land reist, Anhänger um sich verscharrt und Unruhen durch das Halten von Reden befriedet.

Gandhi ist eine spannende Weiterentwicklung der Reihe und ist für mich ein Must-Have für Fans der Serie. Für mich persönlich gehört Gandhi sogar zu meinen absoluten Lieblings-COINs, da ich an der Reihe stets mehr den politischen Konflikt, als den kriegerischen Aspekt der Serie bevorzugt habe. Titel wie Pendragon oder auch Falling Sky sind spannende und sehr starke Titel der Reihe, legen aber ihr Hauptaugenmerk - vielleicht auch historisch begründet - auf den militärischen Konflikt. Gandhi hingegen geht da eher einen anderen Weg.

Es bleibt weiterhin spannend, wie sich Folgetitel der Serie entwickeln und welche Aspekte sie hinzufügen. Für mich ist und bleibt die COIN-Reihe jedoch ein absoluter Hingucker. Gandhi ist deshalb ein Pflichtkauf für Fans der Serie.

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Gandhi: The Decolonization of British India 1917 - 1947 von Bruce Mansfield
Erschienen bei GMT Games
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 240 Minuten
Boardgamegeek Link



sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier GMT Games)