16.03.2020

Black Rose Wars


Black Rose Wars ist ein sehr klassisches Kickstarterprodukt. Klassisch in dem Sinne, dass hier so ziemlich alle Stärken und Schwächen eines Crowdfundingprojekts enthalten sind. Aber fangen wir doch mal mit dem offensichtlichsten an - dem Material.

Black Rose Wars kommt in einer gigantischen Box bereits in der Grundvariante. Natürlich gibt es - wie es sich für ein Kickstarterprojekt gehört - unzählige Erweiterungen mit unzähligen weiteren Boxen. Hier gehts aber nur um die Basisbox und die ist alleine riesig und prall gefüllt. Wirklich herausstechen tun die Miniaturen von Black Rose Wars die durchaus groß und äußerst detailliert sind. Das Auge spielt ja bekanntlich mit. Ein großer Pluspunkt also.


Das Brett, welches modular daherkommt, hat durchaus ansprechende Grafiken. Sämtliche Räume sind äußerst detailliert gezeichnet, was aber auch für das kritische Auge ab und zu etwas unruhig wirken kann. Mir persönlich gefällt es aber. Einen Minuspunkt gibts für die Zauberkarten, die zwar den notwendigen Text haben, aber keinerlei bzw. kaum Grafik. Klar hätte das einen nicht unbeträchtlichen weiteren Geldbetrag in der Produktion gekostet, aber es hätte enorm zur Immersion beigetragen. So wirken die Zauberkarten etwas lieblos im Vergleich zu den bisherigen Komponenten.

Um was geht es denn eigentlich nun bei Black Rose Wars  2-4 Spieler übernehmen die Rollen von Zauberern, die versuchen möglichst viele Machtpunkte anzuhäufen. Die bekomme ich durch unterschiedlichste Aktionen meistens aber durch das Schaden hinzufügen bei anderen Magiern oder das Erfüllen von Quests. Spielmechanisch wählen wir aus unterschiedlichen Zauberschulen unterschiedliche Zaubersprüche aus, planen diese im Vorfeld einer Runde in einer bestimmten Reihenfolge in bester Colt Express Manier und schauen dann in der Aktionsrunde, wie wir diese bestmöglich einsetzen können.


Ein wenig erinnert Black Rose Wars tatsächlich an Colt Express. Die beste Planung einer Runde kann nur gelingen, wenn meine Gegenüber entsprechend mitspielen. Bewegen diese sich nämlich aus meiner Reichweite in einem ungünstigen Moment heraus, bin ich plötzlich nicht mehr dazu in der Lage meinen mächtigen Angriffszauber auf das ursprünglich anvisierte Ziel zu zaubern. "Seins drum“ heißt da oft die Devise in Black Rose Wars  „Dann nehme ich halt einen anderen“. Black Rose Wars kommt hier das sehr enge Spielfeld zu Gute. Dadurch ist eigentlich immer irgendein Zauberer in Reichweite, dem ich meine bösartigen Sprüche um die Ohren werfen kann.

Gestorben wird am laufenden Band - naja eigentlich wird man nur wie ein böser Schüler in sein Schlafgemach zurückverfrachtet. Dann wird geschaut, wer den meisten Schaden zugefügt hat und welcher Zauberer den berüchtigten „Killing Blow“ landen konnte. Entsprechend gibts Punkte. Wer zuerst 30 davon hat, gewinnt das Spiel.


Black Rose Wars erinnert mich stark an den Klassiker Wiz War, welcher zuletzt in seiner 8. Edition bei FFG auf den Markt kam und mittlerweile nur noch auf dem Sekundärmarkt zu finden ist. Auch hier wurden Zaubersprüche aus unterschiedlichen Magieschulen erlernt und diese sich gegenseitig um die Ohren gehauen. Black Rose Wars ist vom Spielgefühl genau das. Black Rose Wars ist unfair, oft unbalanciert und zufällig. Black Rose Wars macht aber auch höllisch Spaß. Es ist spannend die Zaubersprüche zu entdecken und die erstaunten Gesichter seiner Gegenüber zu sehen, wenn ich urplötzlich einen Höllendämon beschwöre, der auf meine Widersacher wie aus dem Nichts losgeht.


Das Spiel ist aber sicher nichts für Freunde der planbaren Spiele. Zudem hat die Anleitung extreme Schwächen. Das Spielprinzip ist nämlich verblüffend einfach. Ich empfehle an der Stelle ein simples Lets Play zum ersten Lernen der Regel mit zusätzlichem Regelvideo. Das größte Problem bleibt aber das eben bereits erwähnte Wiz War. Das bietet nämlich fast identische Emotionen, ebenfalls Miniaturen, Zaubersprüche mit tollen Grafiken, verschiedene Zauberschulen und vieles mehr - und das alles zu einem Preis von ca. 50,00€ für das Basisspiel und nochmal 50,00€ für beide Erweiterungen zusammen mit neuen Zauberschulen. Dafür bekomme ich lediglich das Basisspiel von Black Rose Wars. Will ich die zahlreichen Erweiterungen, verdopple ich schnell mein ohnehin ausgereiztes Budget.


Black Rose Wars ist daher nichts für Inhaber von Wiz War. Wenn ich keins der beiden Spiele habe, ist es vermutlich eine Frage der Optik und des Geldbeutels. Fakt ist jedoch, dass beides tolle Spiele sind, wenn es darum geht epische Momente mit Zauberern zu schaffen. Black Rose Wars hat die opulentere Optik, die schickeren Minis, die zahlreicheren Komponenten und die vielfältigeren Optionen. Wiz War erscheint da eher wie eine kondensierter Version. Wo Ihr zuschlagt, müsst Ihr nun selbst entscheiden.

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Black Rose Wars von Marco Montanaro
Erschienen bei Luxus Magnus Studios
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 120 Minuten
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Luxus Magnus Studios)