06.06.2020

Monopoly Voice Banking


„Alexa, sing mir was vor“, „Hey Google, wie wird das Wetter heute“, „Siri, sagt mir wie ich heiße“. Sprachassistenten werden immer alltäglicher und kaum noch jemand wird schräg angeschaut, wenn er plötzlich und aus dem nichts mit einem Elektrogerät redet. Die Vor- und Nachteile dieser Entwicklung möchte ich hier gar nicht im Detail ausbreiten und können gerne an anderer Stelle diskutiert werden, aber ein klares Problem bleibt bei allen Assistenten gleich: Sie lauschen mit und protokollieren vieles, auch Dinge die man nicht mit den Aktivierungsworten sagt, auf Servern, die irgendwo in der Welt verteilt sind. Während wir Erwachsenen und des Problems bewusst sind und uns für oder gegen die Nutzung dieser Assistenten entscheiden können, haben Kinder diesen Einblick in die technischen Untiefen in der Regel nicht. 


Und nun kommt da ein neues Monopoly daher, dass rein optisch ein mittelgroßes Amazon Echo Gerät mit Sonderknöpfen mitbringt und sich per Sprachsteuerung spielen lässt. Sollen jetzt etwa schon die Kinderzimmer ausspioniert werden? Nein, natürlich nicht. Bereits auf der Packung kann man nämlich den Hinweis nicht übersehen, dass das Spiel komplett ohne eine Internetverbindung auskommt. Insofern kann hier auch niemand lauschen.


Für Voice Banking wurden die eigentlichen Monopoly-Regeln (auf die ich hier nicht im Detail eingehen möchte, da ich davon ausgehe, dass diese jedem ein Begriff sein dürften) etwas eingestampft bzw. ein wenig mit den Monopoly-Junior Regeln vermischt. Jede Farbgruppe besteht nur aus 2 Straßen, die Miete unbebauter Grundstücke deckt sich mit dem Kaufpreis und man kann nur ein Haus pro Straße bauen oder sich direkt ein Hotel hinpflanzen. Elektrizitäts- und Wasserwerke sind Tauschfelder gewichen. Landet man auf einem solchen, darf man eine eigene Straße gegen eine Straße eines Gegenspielers tauschen, sofern die jeweilige Farbgruppe noch nicht bebaut wurde. Kann man eine Mietzahlung nicht vollständig erfüllen, erhält der Gläubiger eine Straßenkarte (egal welche), durch die alle Schulden sofort abgegolten sind. Sobald ein Spieler pleite ist (d.h. kein Geld und keine Straßen mehr hat) endet das Spiel und der reichste Spieler gewinnt. Weiterspielen oder das Ausspielen von Platzierungen ist nicht möglich. Insgesamt ist Voice Banking also „kompakter“ und dadurch auch von der Spielzeit her etwas kürzer, als ein normales Monopoly.


Der Sprachassistent verwaltet dabei sämtliche Käufe und Tauschgeschäfte, die Mietzahlungen sowie den Kontostand der Mitspieler. Und das folgt einem simplen Prinzip: Ist man an der Reihe, würfelt man und bewegt seine Spielfigur. Landet man auf einem Feld, auf dem man etwas tun muss oder kann und möchte man etwas tun, drückt man den Knopf der eigenen Spielfigur auf dem Sprachassistenten und gibt einen Sprachbefehl. Der Assistent quittiert den Befehl mit einem Piepton und wartet in der Regel auf weitere Angaben. Ein Beispiel wäre „Kaufen – Piep – Schlossallee – Du hast die Schlossallee für 400 Monopoly Dollar gekauft“ oder „Miete zahlen – Piep – Schlossallee – Der Rennwagen hat 400 Monopoly Dollar Miete erhalten“. Insgesamt hält sich der Sprachassistent also vornehm zurück und beschränkt sich auf die Bestätigung der Spielereingaben. Das funktioniert meistens auch sehr gut. Neben den Spielerknöpfen gibt es zudem noch Knöpfe für das Löschen des letzten Befehls sowie zum Wiederholen der letzten Ansage. Grade letzterer Knopf ist auch zwingend nötig, da man sehr genau hinhören muss, was der Sprachassistent da von sich gibt.


Denn so wirklich gut hören, kann er scheinbar nicht. Wir hatten ganz oft Situationen, in denen er die Straßennamen nicht richtig verstanden hat. Vor allem hört er sehr gerne die „Badstraße“, selbst wenn man grade von der Goethestraße, der Bahnhofstraße oder der Parkstraße spricht. Auch Hintergrundgeräusche oder gar ein im Hintergrund laufendes Radio mag der Sprachassistent überhaupt nicht. Und auch Menschen, die während der Befehlseingabe zu quasseln beginnen (was grade bei und mit Kindern jetzt nicht sooo ungewöhnlich ist), bringen das Teil schnell durcheinander. Das zeigt sich auch hieran: Man kann im Spielverlauf „Mr. Monopoly“ fragen stellen. Wir hatten bspw. eine Situation, in der wir nach vielen Käufen und Tauschen ein Haus bauen wollten und das Spiel den Befehl damit quittierte, dass man die Farbgruppe ja gar nicht besäße. Die Frage, wer denn nun die Straßen oder die Farbgruppe besäße, konnte Mr. Monopoly aber leider nicht beantworten, da er die Fragen nicht verstand, so dass wir das Spiel abbrechen mussten. Das ist schade und mindert den zunächst guten Eindruck ein wenig. Hier wäre es vermutlich toll gewesen, wenn es parallel zu dem Sprachassistenten vielleicht doch eine Alexa-App oder ähnliches gäbe, mit deren Hilfe man das Spiel dann doch optional mit einer Alexa spielen könnte, die von der Spracherkennung her natürlich dem Spielgerät deutlich überlegen ist. 


Ebenfalls schade: Die Spielregeln sind sehr eingegrenzt. Grade die Monopoly-Welt strotzt ja nur so vor Hausregeln und es wäre schön gewesen, wenn man vor jedem Spiel einfach ein paar Optionen einstellen könnte (was über die Buttons kein Problem sein dürfte) und sei es nur, dass sammeln von Strafzahlungen und das anschließende Einsammeln bei „Frei Parken“ oder die Möglichkeit, Straßen untereinander zu handeln.

In Summe ist Voice Banking also eine nette Version von Monopoly, die versucht, den aktuellen Trend der Sprachassistenten aufs Spielbrett zu bringen. Das funktioniert auch weitestgehend ganz gut, wenn auch einige „Kinderkrankheiten“ weiterhin bestehen, die natürlich – aufgrund der fehlenden Netzwerktechnik – auch nie per Update ausgebügelt werden können. Für eine mittellange Partie Monopoly in einer ruhigen Umgebung taugt es aber schonmal ganz gut.
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Monopoly Voice Banking
Erschienen bei Hasbro
Für 2 bis 5 Spieler in ca. 120 Minuten ab 10 Jahren

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Hasbro)