17.08.2020

Escape Tales: Low Memory


Nun hatte ich auch einmal die Ehre für unseren Blog eines dieser ominösen Escape-Spiele zu testen, welche seit geraumer Zeit die Spieleszene belagern. Werfen wir heute also einen Blick auf Escape Tales: Low Memory. Und wer sagt: Moment mal, kenne ich das nicht? Gold richtig! Der Name sollte euch bekannt vorkommen, denn es handelt sich hier um den zweiten Teil. Teil eins, Escape Tales: The Awakening, wurde bereits von unserem Roy kräftig unter die Lupe genommen. Hier könnte ihr das nochmal nachlesen.

Etwas sagen, ohne was zu sagen – über das Spiel (Spoilerfrei)

Ach ja, dieses Problem mit dem Spoilern in Story-gebundenen Spielen. Ein anstrengender Spagat, den man da als Rezensent zu leisten hat. Ich gebe mein Bestes: In Escape Tales: Low Memory spielen wir uns, wie bereits in seinem Vorgänger, durch eine dreiaktige Geschichte mit kleinem Lern-Intro vorneweg. Ich werde hier nur den groben Ablauf erläutern, Details findet ihr bei Roy oder kennt ihr eh schon. Man besitzt eine gewissen Anzahl an Aktionssteinen, welche man dann auf den ausliegenden Räumen platziert und die damit verbundenen Events triggert. Der daraufhin vorgelesene Textabschnitt verrät, ob man neue Karten oder Rätsel bekommt oder im besten Fall schlicht ins Klo gegriffen und Aktionspunkte vergeudet hat. Lösungen für die Rätsel gibt man in die App ein (funktioniert auch in der Browservariante problemlos und einfach) und diese sagt dann ja oder nein. Soweit so gut. Änderungen zum Vorgänger gibt es insofern, als dass blaue Fortschrittsmarker eingeführt wurden. Nichts Weltbewegendes: Manchmal kann es sein, dass mehrere kleinere Rätsel ein Größeres lösen. Diese Marker dienen dann dazu, dies auf einer entsprechenden Karte festzuhalten.


Die Story, welche es in Escape Tales: Low Memory zu erkunden gilt, besteht aus drei Akten, welche wunderbar an drei Abenden gespielt werden können. Wenn man ganz verrückt ist, auch alle am Stück, aber dafür braucht man schon viel Zeit und Nerven. In Low Memory geht es grob gesagt um Amnesie. Es passiert etwas und der Charakter, den man durch die Welt navigiert, hat wesentliches vergessen bzw. findet er neue Dinge heraus. Alles spielt in naher Zukunft und wirkt dadurch etwas SciFi-mäßig, jedoch irgendwie vertraut. Mehr will und kann ich an dieser Stelle leider nicht verraten, ohne die ominöse Spoiler-Keule rauszuholen.

Jedoch will ich noch bisschen was zu den Hard- sowie den Softfacts sagen: Material und Spielgefühl. Das Material ist guter Durchschnitt, dafür, dass man das Spiel im Regelfall nur einmal spielt, vollkommen in Ordnung. Nach der eigenen Partei kann man es also problemlos verleihen oder verschenken. Auch das Zurechtfinden mit Regeln und Spielmechanik war absolut keine Hürden und das, obwohl mir die englische Version zum Testen vorlag.

Das Spielgefühl muss ich etwas zwiespältig bewerten: Einerseits hält das Spiel, was es verspricht. Man rätselt sich munter durch eine unbekannte Welt und bekommt obendrein noch etwas Story geboten. Jedoch empfand ich die Story beim Spielen als etwas verwirrend und nicht stringent gut erzählt. Manchmal wurden Dinge erst später aufgeklärt, was im Allgemeinen zur Aufrechterhaltung von Spannung vollkommen legitim ist, hier jedoch eher Verwirrung denn Spannung erzeugt hat. Jedoch ist das auch eine individuelle Sichtweise, da würde mich gern die eurige interessieren.


Viele Rätsel waren wirklich gut, anspruchsvoll und doch nicht zu hart und einige hatten wirklich gute Kniffe. Danach hat man sich definitiv wie Sherlock Homes gefühlt. Jedoch schwankt der Schwierigkeitsgrad sehr: Von super easy zu abartig schwer im nächsten. Leider wird der Lösungsweg auch nicht erklärt, wenn man gar nicht weiter kommt. Man bekommt dann von der App nur die konkrete Lösung, aber der Weg wird nicht erklärt. Schade. 

Eines unter Vielen? Der Versuch eines Vergleichs.

Nun ist die Brettspielwelt schon von vielen Vertretern des Genres bevölkert und genau aus diesem Grund möchte ich einen Vergleich wagen zu denen, die ich selbst schon spielen durfte: Die Exit-Reihe von Kosmos und Spiele der Unlock-Reihe. 

Der Klassiker: Exit. Gutes Konzept, hat mir auch Freude bereitet. Mit seinen 10-15€ pro Schachtel, mit welcher man dann in etwa 60-90 Minuten spielen kann, wohl doch etwas teuer. Ebenfalls negativ sehe ich an der Exit Reihe, dass das Material danach nicht wiederverwendet werden kann. Nicht so nice für unsere Umwelt, nice natürlich für den Umsatz von Kosmos, da jeder neue Spiele kaufen muss. Der Vorteil dieser Materialverschwendung liegt jedoch in der Vielseitigkeit des bereitgestellten Spielmaterials. Hier muss man also immer abwägen, was einem wichtiger ist. (Auf unserem Blog)


Unlock: Ein, ebenfalls wie Escape Tales, kartengetriebenes Spiel. Preislich rangiert es leicht unter Exit mit seinen etwa 30€, dafür bekommt man aber auch drei Szenarien zu je 60-90 Minuten. Großer Pluspunkt: Wiederverwendbarkeit. Ich fand auch die erlebten Geschichten schlüssig und spannend. Jedoch ist hier jedes der drei Abenteuer für sich stehend. Die Rätsel sind auch hier manchmal knüppelhart, aber es hat mir extrem viel Spaß gemacht. Unlock ist im Vergleich zu den anderen meine Lieblingsreihe. (Auf unserem Blog)

Zu guter Letzt ein Blick auf das, was wir uns oben angeschaut haben: Escape Tales. Mit seinen etwa 20€ für drei zusammenhängenden Abenteuer ist es preislich gesehen das Beste und ebenfalls kann man die Karten wiederverwenden, also Pluspunkte in zwei Kategorien. Jedoch hat es mich, wie bereits oben beschrieben, nicht ganz so gebannt wie etwa ein Unlock. 

Alles in allem ist aber auch die Escape Tales-Reihe eine solide Vertretung ihres Genres und darf gerne gespielt werden. Vor- und Nachteile sind ausgiebig erläutert, beim Preis könnt ihr wenig falsch machen. Worauf wartet ihr also? Probiert es aus.


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Escape Tales: Low Memory von Jakub Caban, Bartosz Idzikowski
Erschienen bei Board&Dice
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 360 Minuten ab 16 Jahren
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Board&Dice)