24.08.2020

Operators


Wir stehen alle geduckt um die Tür herum. Die Läufe unserer Gewehre im Anschlag, bereit vorzupreschen. „Status?“ – „Geladen und entsichert!“. „Alles klar, dann bereit machen zum Zugriff. Wir nehmen den ganzen Laden hier hoch in drei… zwei… eins…“ – Die kurze Szene stammt nicht etwa aus dem neusten Call of Duty (nein, nein, wir bleiben schön anlog), sondern beschreibt das, was Operators auf den Tisch zu bringen versucht. Zwei Teams treten gegeneinander an und hauen sich nach guter alter Manier mit Messern und Kugeln die Köpfe ein. Was es dabei zu erleben gibt und ob sich dieser Spaß auch für deine Gruppe lohnt, erfährst du jetzt!


Operators ist ein Spiel für 2 bis 10(!) Wagemutige von Cogitate Games, im Deutschen wird es von Taverna Ludica vertrieben und soll in 15 bis 90 Minuten zu spielen sein. Wie wir hier schon sehen, sind die Spannweiten äußerst groß, nicht nur in der Spieleranzahl, sondern auch in der Spieldauer. Nun will ich euch nicht weiter auf die Folter spannen und Details preisgeben: Die Spieler werden in zwei Teams geteilt und treten gegeneinander an. Dabei spielt jeder einen Operator, einen militärisch-taktischen Spezialisten. Mechanisch haben wir es mit einem Team-Bag-Builder zu tun. Ungewöhnlich? Und ob! Jedes Team startet mit einer Basis an Gegenständen, bisschen Geld, paar Patronen, paar Messer. Alles wird als Plättchen ins Team-Säckchen geworfen und wenn sich die ersten beiden duellieren, ziehen sie aus diesem Sack. Drei gezogene Plättchen werden in einer bestimmten Reihenfolge ausgewertet und dann darf der Angreifer (welcher übrigens zufällig bestimmt wird) entscheiden, ob weiter gezogen, oder abgebrochen wird. Sollte abgebrochen werden, wird mit dem verdienten Geld eingekauft. Hier kommen die Spezialisten zum tragen, denn jeder steuert andere Gegenstände dem Team-Säckchen bei. Der Medic bringt Heilung, andere Granaten, Panzerung oder einfach mehr Geld und besseren Schaden. Das Schöne: Der nächste Operator kann mit etwas Glück direkt von den gekauften Plättchen profitieren – kann. Denn, wie man sich schon denken kann, ist das ein ganz schönes Glücksspiel. Und gegen Ende einer Partie befinden sich durchaus Unmengen von Plättchen im Säckchen, dabei an das Passende zu kommen, kann zu einem wahren Sackgang werden. 


Dennoch macht es Freude! Endlich die Messer zu ziehen, welche mein Gegenüber nicht mit Panzer abwehren kann und ihm ordentlich Schaden zufügen: Das macht schon richtig Laune. Für mich. Denn spielen mehr als 1 gegen 1, dürfen die Anderen durchaus lange warten. Daher macht es mir Operators in seiner Bewertung nicht gerade leicht: Als Teamspiel (Partyspiel) gedacht, drückt doch die enorme Downtime bei mehr als zwei Spielern pro Team. Und sollte man gefallen sein (was durchaus oft vorkommt, denn Operators ist ein Last-Man-Standing-Game), darf ich dem ganzen Spektakel nur noch passiv beiwohnen. Zudem bringen mehr Spieler nicht wirklich viel Mehrwert für das Spiel an sich.


Und dann gibt es da noch zwei weitere Modi: Geiselbefreiung und eine Art Häuserkampf. Beide bringen ihren jeweils eigenen kleinen Twist ins Spiel, so bedeuten die verschiedenen Räume beim Häuserkampf verschiedene Boni auf bestimmte Objekte, zum Beispiel macht ein Messer dann zwei statt nur einem Schaden. Interessant, aber da es eh zufällig ist, was man zieht, nur bedingt strategisch. Die Geiselbefreiung wiederum hat einen super gegenläufigen Mechanismus: Wenn man eine Schlacht gewinnt, befreit man Geiseln, diese wandern als Plättchen ins Team-Säckchen. Ziehe ich sie dann in kommenden Schlachten, sind sie eine Niete. Ergo: Je mehr Punkte mein Team hat, desto schwächer ist der Beutel, da die Geiseln, die unser Team die ganze Zeit mit sich rumschleppt, es ein Stück langsamer machen. 

Dennoch: Auch durch die Modi bleibt das Spiel ein Plättchen aus dem Säckchen, egal welche Geschichte man drumrum erzählt. Lohnt es sich nun? Es ist interessant und das Team-Bag-Building hat seinen Reiz. Trotzdem bin ich mir unschlüssig, ob ich es mir zulegen würde. Wahrscheinlich würde ich aus Neugier zum Thema auf einem Brettspielflohmarkt zuschlagen. Und genau das würde ich euch auch raten: Wenn ihr nicht absolut hart auf Thema und Mechanik abfahrt, dann ist es kein Muss. Entdeckt ihr es jedoch mal für bisschen weniger Geld, dann ist es doch mal was ganz Witziges für 2 bis 4 Spieler. Meinetwegen auch mit ein bis zwei mehr. Aber bitte nicht zu zehnt, diese Party geht in die Hose.


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Operators von Csepi Balazs
Erschienen bei Cogitate Games
Für 2 bis 10 Spieler in ca. 60 Minuten ab 14 Jahren
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Cogitate Games)