03.08.2020

Sorcerer City


Ich liebe Spiele, in denen ich Städte bauen muss. Sei es auf dem Brett oder am Computer. Das befriedigende Gefühl seine Welt wachsen zu sehen, kann man kaum in Worte fassen. Das geschickte Platzieren der Feuerwache, der Bau einer größeren Kreuzung, um den Verkehr zu entlasten oder einfach nur das Setzen eines Baums aus Dekorationsgründen, all diese Dinge erfüllen bis heute mein Herz mit Freude. Und jetzt kommt auch noch Sorcerer City um die Ecke und verspricht, zumindest auf der Packung, eine Stadt im Fantasy Universum bauen zu dürfen. Ob das Versprechen gehalten wird?


Sorcerer City ist ein „Tile Building“ Spiel in Echtzeit für bis zu sechs Spieler. Jeder Spieler schlüpft in die Rolle eines Zauberers und schnappt sich 12 Starterplättchen, die verschiedene Distrikte seiner Stadt abbilden. Dann haben alle Spieler zwei Minuten Zeit um gleichzeitig so viele Plättchen, so sinnvoll wie möglich zu platzieren. Auf besagten Plättchen können sich bis zu vier Farben befinden, rot, gelb, grün und blau. Diese Farben repräsentieren 4 Ressourcen, die es durch geschicktes aneinanderlegen der Plättchen und die anschließende Punktewertung zu sammeln gilt. Die rote Ressource steht für unsren Einfluss, dieser entscheidet über die Reihenfolge in der Wertung und damit über unsere erreichten Boni. Die gelbe Ressource ist unser Goldkapital, dieses können wir in der Kaufphase ausgeben, um mehr und vor allem mächtigere Plättchen zu kaufen und unserem Pool hinzuzufügen. Die grüne Ressource gibt uns Siegpunkte, auf die es schlussendlich ankommt. Und die blaue Ressource steht für Magie, diese kann lediglich in eine der anderen Ressourcen umgewandelt werden.


Um die Ressourcen aufzufüllen, muss man bestimmte Vorgaben erfüllen. Diese Vorgaben sind ebenfalls auf den Plättchen in Form von Schildsymbolen vorgegeben. So kann man sich beispielsweise für jedes blaue Plättchen, das horizontal oder vertikal aneinandergereiht wurde, die Magieleiste um die entsprechende Anzahl erhöhen. Oder man verbindet gelbe Plättchen miteinander, manchmal sogar um Ecken und wertet am Ende die gesamte Kette. Man sollte sich also meistens darauf konzentrieren Farbe an Farbe anzulegen. 


Doch ganz so einfach ist das alles nicht, denn nach jeder Runde wird euer Plättchenpool mit Monstern verseucht. Diese fiesen Genossen werden zwischen eure Plättchen gemischt und kommen euch beim Anlegen in die Quere. So kann zum Beispiel der Untote (Lich) Skelette in eurer Stadt verteilen, die Wege blockieren. Der Goblin zerstört bis zu zwei gelbe Distrikte und der Golem stellt sich in den Weg, um so eine Kette aus benachbarten Farben zu verhindern. Doch keine Angst, ihr könnt euch wehren. Manche Plättchen, die ihr kaufen könnt, erlauben es euch Monster umzubringen. Eine weitere Möglichkeit um die Eindringlinge zu vernichten, ist die Belohnung nach jeder Runde. So kann der erste, zweite oder sogar drittplatzierte in Puncto Einfluss(rot) u.U. die Vorteile einer Belohnungskarte nutzen, die es u.a. erlaubt Monster zu beseitigen. Habt ihr hingegen Pech und keine Möglichkeit die Monster zu töten, müsst ihr sie leider im Pool behalten und lernen auch diese Geschickt einzusetzen. Nach 5 Runden endet das Spiel und der Sieger ist der, mit den meisten Prestigepunkten(grün).


Sorcerer City ist ein durchaus anspruchsvolles und vielseitiges Spiel. Das, was hier nach einfachem Plättchen anlegen klingt, entpuppt sich in der Realität als ein echter Kopfzerbrecher. Das liegt hauptsächlich daran, dass man zu jeder Zeit wissen sollte, was die Effekte der einzelnen Plättchen, besonders die der Monster, bedeuten. Da während der Bauphase jeder für sich spielt, muss man sich darauf verlassen, dass jeder auch fair spielt und nichts vergisst. Zieht jemand den Untoten(Lich) muss er sofort ein Skelett nehmen und auch dieses in seiner Stadt platzieren, und zwar immer, wenn er den Untoten zieht. Es braucht also viele Runden, bis alle mit den Monsterkarten vertraut sind und hoffentlich alles fair abläuft. 


Obwohl jeder zunächst für sich baut, bedeutet dies nicht, dass es keine Interaktionen zwischen den Spielern gibt. Nachdem die Ressourcen gewertet wurden, darf jeder zunächst verdeckt eine Karte aussuchen, auf dieser die Ressource abgebildet ist, in die die Magie umgewandelt wird. So kann man sich beispielsweise doch noch den meisten Einfluss sichern um als erster alle Boni einzusacken und auch als erster einzukaufen. Außerdem kommt es vor, dass man Monster aus der eigenen, in die Städte der Mitspieler verfrachtet oder anderen Spielern wertvolle Plättchen entwendet. 

Das Besondere an Sorcerer City ist jedoch die Tatsache, dass ich so viel Spaß während der Bauphase habe. Es ist mir egal was meine Gegner tun, ich muss das Beste aus dem machen, was ich ziehe. Der Zeitdruck dabei macht das ganze nochmals immersiver und ich freue mich über jede erfolgreiche Kombination, die ich zustande kriege. Außerdem ist es immer spannend zu sehen, was ich kaufen kann und wie es sich auf meinen Plättchenpool auswirkt. Dadurch, dass der Pool immer größer wird, habe ich natürlich Runde um Runde immer weniger Zeit zum Nachdenken und so wird das Spiel Runde um Runde spannender und spaßiger. 


Für mich ist ein Spiel dann gut, wenn ich trotz Niederlage oder schlechten Karten, durchgehend Spaß habe und weder ich noch meine Mitspieler frustriert sind. Dafür muss ein Spiel jeden in seinen Bann ziehen ohne zu viel zu abzuverlangen. Sorcerer City bewältigt diese Aufgabe, dank einfachem Einstieg und trotz steil ansteigender Lernkurve mit Bravour, auch wenn ich gezwungen bin mehrere Partien zu spielen um das Spiel endgültig zu verstehen.

Nein, Sorcerer City ist keine Städteaufbauspiel a la Suburbia, denn schließlich zerstöre ich meine Stadt ja immer wieder und die Distrikte interagieren eher eindimensional miteinander. Und auch das Thema ist nur sehr schwach präsent, denn ich fühle mich eher wie ein Codeknacker als wie ein Zauberer geschweige denn Bauherr. Dennoch habe ich das befriedigende Gefühl dabei, während ich meine Plättchensammlung größer und effektiver mache, bessere Kombinationen erziele und die Monster auskontere, meine Stadt und meine Zauberkraft vielleicht doch auf eine besondere Art und Weise wachsen zu sehen.


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Sorcerer City von Scott Caputo
Erschienen bei Druid City Games
Für 1 bis 6 Spieler in ca. 45 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Druid City Games)