Mir liegt mal wieder ein Kickstarter-Prototyp vor. Dieses mal schaue ich mir für Euch Pagan - Fate of Roanoke an, ein 2-Spieler-Spiel, bei dem wir entweder die Rolle einer Hexe übernehmen können oder die eines Hexenjägers. Pagan ist dabei ein asymmetrisches Spiel, d. h. die einzelnen Aktionen der beiden Charaktere unterscheiden sich voneinander, sodass hier stets ein spannendes Wettrennen entsteht.
Was ist unser Spielziel? In der Mitte liegen 9 Dorfbewohner aus, von welchen einer zu Beginn einer Partie geheim der Hexe zugelost wird. Ihr Ziel ist es fortan mit diesem Dorfbewohner ein Ritual zu vollbringen. Das Ziel des Gegenübers ist es selbstverständlich selbiges zu verhindern.
Dreh- und Angelpunkt in Pagan und bestimmend für das gesamte Spielgefühl ist das spürbare Tauziehen, was in einem guten 2-Personen-Spiel dazu gehört. Jeder Spieler hat ein unterschiedliches Kartendeck, was unterschiedlichste Helfer, Gegenstände oder Aktionen beinhaltet, mit welchen wir das Seil des Schicksals ein klein bisschen mehr auf unsere Seite ziehen können.
Pagan lebt ein Stück weit aber auch vom Bluffen. Die Hexe darf entsprechende Aktionen nicht nur auf ihre Zielperson abstimmen, da es sonst der Jäger zu einfach hat und den entsprechenden Dorfbewohner exekutiert. Aus, Schluss, vorbei. Gewonnen. Liegt der Jäger aber zum dritten mal falsch, dann gewinnt die Hexe - ebenso wie nach dem erfolgreichen Durchführen des Rituals.
Überzeugend und bärenstark empfinde ich das Thema in Pagan und die im Spiel vorhandene Grafik. Die Zeichnungen sind düster und zugleich in einem Comiclook gehalten, der Pagan zu einem echten Hingucker werden lässt - und das bereits in seinem Prototypenstatus. So soll das sein!
Aber auch das Thema empfinde ich als schön umgesetzt. Als Jäger traue ich ab einem gewissen Zeitpunkt keinem Dorfbewohner mehr und muss gut recherchieren, welche Dorfbewohner es denn nun sein könnten, und welche nicht. Es entwickelt sich ein Deduktionselement, was thematisch prima ins Spiel eingebunden ist.
Zu einem guten 2-Spieler-Spiel gehört jedoch auch eine gute Balance. In meinen Partien kristallisierte sich kein mächtigerer Part heraus. Fakt ist aber, dass ich die Hexe als schwerer zu spielen empfand. In Anfängerpartien hat meines Erachtens nach der Jäger einen Vorteil. Aber gut ist, dass sich Pagan leicht re-balancen lässt, indem man einzelne Karten des Decks minimal anpasst. Auch hier erwarte ich eine aktive Community, die sicherlich neue Karten fordern wird, wo sich immer mal wieder (so ist das üblich bei "lebenden" Kartenspielen) neue Strategien entwickeln werden und auch ein aktiver Verlag dafür Sorge tragen muss, dass zu starke Karten (und die wird es geben) zeitnah re-balanced werden.
Pagan ist jedenfalls einen genauen Blick wert und für Liebhaber von Duell-Spielen umso mehr. Es hat für mich das Zeug ein sehr erfolgreiches Spiel zu werden, wenn Community und Verlag aktiv am Ball bleiben und nicht nach der Finanzierung das Spiel links liegen lassen und nur gelegentlich mit Erweiterungen füttern.
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Pagan: Fate of Roanoke von Kasper Kjaer Christiansen und Kare Storgaard
Erscheint bei Wyrmgold
Für 2 Spieler in ca. 45 Minuten ab 12 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Wyrmgold)