12.08.2021

Royal Secrets


Tretet ein, tretet ein! Die Königin und der König sind sogleich bereit euren Begehren ein Ohr zu geben. Aber nutzt die Chance weise, ansonsten geht jemand anders als Sieger hervor. Willkommen beim Spiel Royal Secrets von Funnyfox. Ein Bluffspiel für 3-5 Spieler ab 10 Jahren und als Länge wird ziemlich genau 35 Minuten genannt. Der Autor ist Vincent Bernet und grafisch umgesetzt wurde es von Alain Boyer. Und ob es sich hier um einen königlichen Geheimtipp handelt, wollen wir uns nun anschauen.

[THEMA & MECHANIK]

Wir befinden uns am französischen Königshof und jeder Spieler verkörpert einen Spion eines feindliches Landes. Zu jeder königlichen Audienz schicken wir zwei Höflinge um Einfluss auszuüben und das Königspaar zur “richtigen” Lösung zu bringen.


Es werden insgesamt sieben Audienzen abgehalten und zur Königin und zum König wird jeweils eine Audienzkarte gelegt, diese gibt vor welcher Einflusswert von allen Spielern erreicht werden muss. Gelingt dies, bekommt jeder Spieler positiven Einfluss in Form von Punkten, gelingt es nicht, verliert jeder solche Punkte. Die Audienzkarten geben aber nicht nur was vor, sondern geben dem Spieler, der am meisten zur Lösung beigetragen hat eine Belohnung. 
Als erstes muss sich jeder Spieler entscheiden bei welcher Audienz er teilnehmen möchte: König oder Königin. Dort wird dann ein Marker platziert. Ganz witzig: der Spieler der seine Aktion durchgeführt hat, entscheidet danach wer als nächstes dran ist und somit gibt es keine feste Reihenfolge, aber natürlich muss jeder einmal dran gewesen sein, bevor jemand eine weitere Aktion durchführen kann.

Hat jeder Spieler sich nun für eine Seite entschieden, muss er nun von seinen Handkarten Höflinge wählen. Insgesamt spielt jeder zwei Höflinge, davon wird eine verdeckt und eine offen ausgelegt. Die Reihenfolge davon ist dem Spieler überlassen.


Standard Höflinge tragen Einfluss bei: von 0 bis 40. Jeder hat hier die gleiche Starthand, eine gespielte Karte ist aus dem Spiel, außer die mit Wert 0, die kommen auf die Hand zurück. Ein spezieller Höfling hat die Fähigkeit die Audienz bei der Auflösung zu verlassen und somit den Strafpunkten zu entgehen. Dann gibt es noch Kammerdiener, die Spielern bei der anderen Audienz Minuspunkte bringen, allerdings nur wenn die eigene Audienz erfolgreich war. Sollte sich ein Spieler mal völlig allein bei einer Audienz befinden, dann kommt der Kardinal hinzu und übt seinen Einfluss aus (oder eben nicht). Auch hier wird eine Karte verdeckt und eine offen gespielt. 

Gewonnene Einflusspunkte kommen übrigens in kleine 3D-Papp-Schreibtische, sodass es keine offene Information ist, wieviele Punkte jeder Spieler gerade hat. Die Belohnungen der Audienzkarten sind vielseitig, sei es eine Verdopplung der gewonnenen Einflusspunkte in einer Runde oder die Möglichkeit in einer Runde bei beiden Audienzen teilzunehmen. 


Der Spieler mit den meisten Einflusspunkten nach sieben Runden gewinnt das Spiel.

[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]

Das Material ist recht gelungen, die kleinen 3D-Schreibtische aus Pappe halten gut, sind aber ein wenig fummelig wenn man dort Punktetoken wieder rausholen muss. Generell gefallen wir mir diese Token nicht so gut, da man unterschiedliche Werte kaum erkennen kann und die Farbgebung auch eher Geschmackssache ist. Kartenqualität ist in Ordnung.

Gut gefällt mir generell das Design, was passend zum Thema getroffen ist. Die Anleitung (englisch) ist ebenfalls gut und verständlich und lässt keine Wünsche offen.


[FAZIT]

Royal Secrets hat für mich ein großes Problem und zwar das aufgesetzte Thema. Ist der Ansatz noch irgendwie gelungen und weckt zumindest mein Interesse, fragt man sich spätestens nach der zweiten Runde was das ganze eigentlich soll?! Was will ich als Spion eigentlich erreichen? Worum geht es denn inhaltlich in den Audienzen? Auf nichts davon bekommt man eine Antwort. Man schaut einfach um wieviel Punkte bzw. Strafpunkte geht es und wieviel Einfluss wird gefordert. Dann schaut man noch wie die Belohnung aussieht und mehr nicht. Es fühlt sich einfach ziemlich belanglos an. Man sammelt Punkte aber wozu versteht man zu keinem Zeitpunkt. Warum wird auf den Audienzkarten kein Thema genannt?

Auch die Angabe ab 3 Spieler ist mehr oder weniger falsch. Ja es geht, aber es bringt keinen Spaß. Die Aufteilung funktioniert nicht gut und der Kardinal ist schon sehr glückslastig. Ich denke 4-6 Spieler wäre hier deutlich von Vorteil gewesen. 

Die Mechanik funktioniert schon, das bluffen sowie das Handkarten-Management und auch das in den Rücken fallen, kann für kurz eine gute Stimmung schaffen, aber leider hält es nicht lange genug an. Zu belanglos rattert man die Runden runter und schaut am Ende wie viele Punkte im Schreibtisch liegen, auch ein Punkt den ich nicht so verstehe. Wozu sind die geheim? Ich verstehe warum, da man sonst davon abhängig machen kann, welche Audienz besucht wird, aber ehrlich gesagt sind die Unterschiede nun nicht so groß, dass das groß ausschlaggebend wäre. 

Schade, gute Grundidee mit schöner Optik wird hier leider verschenkt und bietet zu wenig um aus der Masse herauszustechen. Da gibt es deutlich spannender Bluffspiele. 


[FAKTEN-CHECK]

Thema: 2 von 5 (sehr aufgesetzt und nicht zu Ende gedacht)

Mechanik: 3 von 5 (Bluffen und Handkartenmanagement klappt gut, es fehlt aber an Spannung)

Material: 3 von 5 (guter Durchschnitt)

Regal-Präsenz: 4 von 5 (sieht schon hübsch aus und spricht an)

Tisch-Präsenz: 4 von 5 (weckt Interesse durch die Optik und den 3D Schreibtischen)

Anleitung: 5 von 5 (vollkommen ok)

Zielgruppe:

Kinder: 0 von 5 (kein Kinderspiel)

Familie: 4 von 5 (Zielgruppe meiner Meinung nach, sollte gut klappen, auch die Fähigkeiten sind nicht zu anspruchsvoll)

Kenner: 3 von 5 (sollten hiervon auch noch angesprochen werden, wenn man Lust aufs bluffen hat)

Experte: 1 von 5 (für Experten etwas zu wenig)



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Royal Secrets von Vincent Bernet
Erschienen bei Funnyfox
Für 3 bis 5 Spieler in ca. 45 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Funnyfox)