07.10.2022

Kingsbridge - Das Spiel


Literatur-Fans werden mit dem Ort “Kingsbridge” sofort aufhorchen und Interesse bekunden, keine Frage. Ist es doch der Schauplatz der großen Historischen Romane von Ken Follett. Sogut wie jedem, der sich etwas mit Literatur beschäftigt, sollte der Roman “Die Säulen der Erde” ein Begriff sein. Nun also ein Kartenspiel aus dem Hause Kosmos zum aktuellsten Buch-Titel “Kingsbridge”, welches sogar noch VOR den Säulen der Erde spielt. Auch der Autor des Spiels ist mit Wolfgang Kramer kein Unbekannter.

1-5 Spieler ab 10 Jahren können sich daran probieren und sollten ca. 20 Minuten Zeit mitbringen und ob es Leser und Spieler glücklich macht, wollen wir uns mal genauer ansehen.


[THEMA & MECHANIK]

Die Mechanik ist eigentlich relativ schnell erzählt, denn bei Kingsbridge handelt es sich um eine “Solitaire”-Variante, welches viele ja von ihren Windows-Rechnern kennen sollten. Statt des normalen Kartendecks gibt es hier Karten von 1 bis 13, welche die Geschichte aus Kingsbridge ein wenig zusammenfasst. Wir legen sechs Spalten aus und teilen den kompletten Kartensatz komplett auf alle Spieler aus. Dann zieht jeder 6 Karten auf die Hand.

Ein Spieler an der Reihe darf nun von diesen Handkarten so viele ausspielen wie möglich, heißt also aufsteigend an die ausliegenden Karten (z.B. eine vier an eine drei, etc). Dabei darf ich auch ganze Spalten verschieben, so wie man das von Solitaire ebenfalls kennt. Ziel ist es ALLE Karten die man besitzt anzulegen. Eine komplette Reihe von 1 bis 13 wird aus dem Spiel genommen und bietet neu Platz.

In dieser Variante ist man ein wenig davon abhängig, dass die richtigen Karten kommen, hat man nichts passendes auf der Hand darf man mit seinem Nachziehstapel zwar ein wenig durchtauschen, aber wenn bei einem die benötigte Zahl nicht enthalten ist, kann es etwas frustrierend werden und dauern. Dafür gibt es noch 10 Personenkarten, die ebenfalls Figuren aus dem Roman entsprechen. Diese werden ebenfalls auf alle Spieler aufgeteilt (gleichmäßig - übrigbleibende Personen spielen nicht mit) und liegen offen aus.


Jede Person hat eine Sonderfähigkeit, die ich verwenden kann. Falls ich das tue, muss ich diese Person danach an den nächsten Spieler geben, der sie unter sein Personenstapel legt. Was die Personen so können? Hier 2 Beispiele:

Edgar z.B. kann als Joker an jede beliebige Stelle gelegt werden (und später durch eine passende Karte ersetzt werden) und Mutter Agatha erlaubt uns auch gleiche Zahlen auf ausliegende zulegen, also z.B. zwei VIEREN auf eine drei. So in diese Richtung könnt ihr euch auch die anderen Personen vorstellen, die alle dazu beitragen, dass man seinen Stapel doch ein wenig schneller abgebaut bekommt.

Wie erwähnt, gewonnen hat derjenige, welcher zuerst seinen Stapel komplett ablegen konnte.

[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]

Die Karten sind von wirklich außerordentlich guter Qualität. Sehr fest und stabil. Das Design stammt aus der Feder von Michael Menzel, der dies sehr stimmig und passend designt hat. Der Mann weiß was er tut und auch die Anleitung ist vollkommen ok.


[FAZIT]

Die sich mir stellende Frage ist, braucht man wirklich ein Solitaire-Klon mit einem Literatur-Thema? Das Thema ist hier natürlich total beliebig und fast schon Cash-Grabbing um Leser der Bücher zum Kauf dieses “Spiels” zu bringen. Es gibt einfach 13 Motive mit mehr oder weniger nichts sagenden Infos bzw. Zeitpunkten des Romans. Ja Leser werden was wiedererkennen und dann? Ja nichts. Denn am Ende sortiert man einfach die Zahlen und schaut dass man dies schnell hinbekommt. Welches Thema drauf ist? Völlig egal.

Auch das Spiel selbst, egal welches Thema, ist von Langeweile geprägt. Ich ziehe Karten, ich lege sie an und überlege mir welche Ketten ich evtl. bilden kann. Das ist für eine Solo-Erfahrung um etwas Zeit totzuschlagen okay, aber eine fünfer Runden, die sich spaßig daran setzt Karten abzulegen?! Für mich kaum vorstellbar!

Welchen Job hat eigentlich Herr Kramer dabei? Die Hauptmechanik ist seit Jahrzehnten bekannt! Wahrscheinlich sind es die Personenkarten, die ein wenig Spiel in die Sache bringen, aber auch das ist eher ein alter Hut. Kingsbridge ist für mich mal wieder die Kategorie “Hat man noch in der Schublade gefunden”. Herausgenommen, Thema drauf und ab dafür. Ganz ehrlich es gibt schöne Ken Follett-Roman Umsetzungen im Hause Kosmos, warum hat man sich nicht daran orientiert. Dieses Kartenspiel wirkt aus der Zeit gefallen, altbacken, fast schon bieder. Schade…

[FAKTEN-CHECK]

Thema: 2 von 5 (da kommt nicht viel rüber wenn man wahllos 13 Szenen aus dem Buch aneinandersetzt)
Mechanik: 2 von 5 (Solitaire mit Personenkarten - wow!)
Material: 5 von 5 (hier gibt es nichts zu beanstanden)
Regal-Präsenz: 4 von 5 (die Schachtel sieht toll aus)
Tisch-Präsenz: 3,5 von 5 (die Illustrationen sind im Menzel-Stil - mag ich, aber jedes Motiv zigmal wiederholt ist dann doch öde)
Anleitung: 5 von 5 (alles gut)

Zielgruppe:

Fans von Solitaire am PC oder ähnlichem in Echt können natürlich einen Blick riskieren und bekommen hier eine recht schöne Umsetzung. Ob Fans der Bücher sich das ansehen sollten? Ich weiß es nicht! Welchen Mehrwert hätte es? Von Kartenspielen wird man damit keinen überzeugen können, sondern eher bestätigen wie “staubig” Brett- und Kartenspiele sind. Ich sehe auch keine Familie, geschweige den Kennerspieler mit diesem Spiel am Tisch sitzen. Ein Spiel was schnell in Vergessenheit geraten wird, vielleicht auch gut so.

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Kingsbridge von Wolfgang Kramer
Erschienen bei Kosmos
Für 1 bis 6 Spieler in ca. 20 Minuten ab 8 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Kosmos)