19.04.2023

Unmatched: Kampf der Legenden - Kapitel 1


Wenn ihr unseren Podcast hört, dann wisst ihr sicherlich, dass Unmatched bei mindestens zweien von uns sehr hoch im Kurs steht. Schließlich überbieten sich Andreas und Roy in diversen Folgen gegenseitig mit Lobeshymnen an das Spiel. Und da es seit einiger Zeit auch endlich auf Deutsch zu haben ist, hat es auch mich ordentlich in den Fingern gekribbelt, das mal zu testen. Die Erwartungen waren nach all den positiven Stimmen (die nicht nur aus unserem Podcast kamen) recht hoch, was es einem Spiel in der Regel ja nicht wirklich leichter macht, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Aber schauen wir zunächst einmal in die Box:


Hier finden wir vier der titelgebenden Legenden als toll gemachte Miniaturen mit jeweils eigenem Kartendeck und Lebensrädchen sowie Plastikchips, die als Gehilfen fungieren, ein Spielbrett und eine kompakte Anleitung. Alles mit einem durchdachten Inlay (in das auch gesleevte Karten passen) versehen, dank dem im Kasten Ordnung herrscht. Da es zahlreiche Erweiterungen gibt, ist das Inlay natürlich Fluch und Segen zugleich, da mit Inlay die ganzen Kästen mehr Platz einnehmen, als wenn man alles einfach in die Grundbox schmeißt. Aber das kann sich zum Glück jede/r für sich selbst entscheiden. Ich mag das Inlay.


Aber nun zum eigentlichen Spiel, zu dem man vielleicht gar nicht mehr viel sagen braucht. Wer dennoch mit Unmatched bislang nicht viel am Hut hatte, den bringen wir mal kurz auf Stand: Unmatched kann man zwar mit zwei bis vier Personen spielen, aber wenn man ehrlich ist, ist es ein waschechtes Duellspiel. Denn aus dieser direkten Konfrontation heraus, entsteht die beste Stimmung. Im Spiel zu viert spielt man in zwei Teams gegeneinander. Ja, funktioniert auch, aber …Ich sag es mal so: Da mag es andere Meinungen zu geben, aus meiner Sicht braucht es hier aber die Mitspielenden Nummer 3 und 4 nicht wirklich bzw. am besten gar nicht. Auge um Auge, direkt und unmittelbar auf die Mütze bekommen/austeilen, das ist die Stärke von Unmatched. Spielerisch haben wir hier im Kern einen kartengetriebenen Skirmisher mit maximaler Interaktivität und auch (nicht ganz, aber fast) maximaler Asymmetrie. Denn jede Legendenfigur spielt sich anders, braucht andere Taktiken, um siegreich zu sein und muss sich dennoch immer aufs Gegenüber einstellen. Diese Individualität wird natürlich durch Karten generiert. Einen Teil der Karten findet man im Vergleich der Charaktere auch bei anderen wieder, aber in anderen Mengen. Der andere Teil sind ganz persönliche Fähigkeiten der einzelnen Figuren, die sehr schön zum Background der einzelnen Legenden passen (so darf bei Artus natürlich Excalibur genauso wenig fehlen, wie Harpyien bei Medusa). Außerdem unterscheiden sich die Figuren darin, wie viele Gehilfen sie mitbringen und was diese wiederrum können. So bringt Alice beispielsweise den Jabberwock mit, der einiges aushält, während Medusa mehrere Schlangen hat, die beim kleinsten Schubser vom Brett fallen. Ob dann die Masse die Klasse sticht, hängt von der Taktik der Spielenden ab. Diese bringen ihre Figuren auf das Spielfeld und hetzen sie aufeinander, bis eine/r nicht mehr kann.


Die Regeln sind dabei minimal simpel: Wer dran ist hat zwei Aktionen, die er aus den Folgenden wählen kann: Karte ziehen + Figur bewegen oder Planungskarte ausspielen oder Angreifen (eine Karte verdeckt ausspielen, der Verteidigende darf auch eine Karte spielen und anschließend werden die Ergebnisse verglichen und Effekte abgehandelt). Wer zuerst sein Rad auf die 0 drehen muss, verliert. Wer keine Karten mehr ziehen kann, aber muss, bekommt Schaden, denn die Karten sind quasi auch der Rundentimer. Das war’s. Keine Story, kein Schnickschnack drumherum, keine Regelfragen zwischendrin, keine ausgefeilte Landschaft mit Terrains oder anderem (ok, es gibt Zonen, die die Reichweite von Fernangriffen markieren), einfach nur Stellungsspiel und Taktik. Klingt wie Schach, spielt sich aber viel lockerer und flockiger und in einer absolut kurzen, downtimelosen Spielzeit, die direkt Lust auf eine Revanche macht. Und dann noch eine und noch eine…. Und dann aber am besten mit der nächsten Figur, denn man will ja wissen, was die anders machen. 


Denn bei aller Unterschiedlichkeit der Figuren tanzt das Balancing nahezu perfekt auf Messers Schneide…wenn man denn die Eigenheiten der eigenen Figur zu nutzen weiß. Und hier kommt das „Problem“ von Unmatched ins Spiel: Je mehr man sich mit dem Spiel beschäftigt, desto besser wird man. Spielt man es also sehr häufig mit der gleichen Gruppe, steigt der Anspruch am Tisch. Spielt man dann mit jemand Neuem, sieht die Person in der Regel kein Land. Denn oft kommt es darauf an, den Zug so zu planen, dass man zum Gegner hinkommt, Angreifen kann und wieder wegkommt. Bei nur zwei Aktionen nicht grade simpel. Wer schonmal an Konsole/PC ein Spiel der Souls-Reihe gespielt hat, dem wird dieses Prinzip bekannt vorkommen. Und hier wie da gilt: Übung macht die Meisterin oder den Meister. Hat man aber keine Übung, kann man auch gleich einpacken.


So. Ich gebe es zu. Unmatched hat auch mich gepackt. Denn grade, dass es interessante Mechaniken mit einer kurzen, spannenden Spielzeit vermengt, ist richtig toll. Wenngleich ich auch jetzt nicht überschwänglich in einen Kaufrausch verfalle und einfach alles zu Unmatched haben muss. Aber ich denke, es wird auch bei mir nicht mit der Grundbox enden. Schließlich will ich ja wissen, was man hier noch so alles tolles machen kann und welche Ideen hier noch in dem System umgesetzt wurden. Und letztlich ist es genau das: Nicht einfach nur ein Spiel, sondern ein Spielsystem mit schier endlosen Möglichkeiten. Das macht die Reihe für mich total interessant. Aber klar muss sein: Wer mit (durchaus auch glückslastigen) Kloppereien, bei denen es schlicht darum geht, das Gegenüber platt zu machen, nichts anfangen kann (oder wer partout nicht einstecken kann), sollte lieber die Finger von Unmatched lassen. Für alle anderen dürften hier sehr spaßige Spielminuten in der Box stecken.


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Unmatched: Kampf der Legenden - Kapitel 1 von Rob Daviau und Justin D. Jacobson
Erschienen bei iello
Für 2 bis 4 Spielende in 20-40 Minuten ab 9 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier iello)
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